Bis das Glück mich findet
findet.«
»Er ist wirklich ein ganz Lieber«, sagte Dominique. »Man kann sich in jeder Situation auf ihn verlassen.«
Emma zuckte mit den Schultern. »Weißt du, manchmal habe ich den Eindruck, du hast den falschen Bruder geheiratet.«
»Was sagst du da?«
»Im Ernst«, fuhr Emma fort. »Jedes Mal, wenn du von Greg sprichst, wirst du ganz wehmütig und schwärmerisch.«
»Du übertreibst. Ich finde nur – na ja, wie ich eben gesagt habe, er ist ein lieber Kerl.«
»Wahrscheinlich schon. Doch.«
Etwas konsterniert registrierte Dominique, mit welch geringem Enthusiasmus Emma für ihren Mann eintrat.
»Stimmt etwas nicht zwischen euch beiden?«, fragte sie. »Du kommst mir irgendwie daneben vor.«
»Meine Mutter ist gerade gestorben«, sagte Emma mit Nachdruck. »Kein Wunder, dass ich daneben bin.« Sie seufzte. »Ach, Domino, tut mir leid. Ich bin einfach nur …« Und dann hörte sie mitten im Satz auf, als sie sah, dass Gabriel sich ihnen beiden näherte.
Emma hatte Gabriel gebeten, an der Beerdigung ihrer Mutter teilzunehmen. Er war ein paarmal unerwartet ins Haus ihrer Eltern gekommen, um Maura einen Krankenbesuch abzustatten, und hatte ihnen allen, wie Greg Dominique später berichtete, Kraft und Rückhalt gegeben. Dominique war erfreut, dass ihr Bruder der Familie in einer so schwierigen Zeit beigestanden hatte, obwohl sie, wenn sie ganz ehrlich war, immer ein ungutes Gefühl hatte, wenn Emma und Gabriel zusammenkamen. Auch wenn Emma mittlerweile mit Greg verheiratet war, konnte Dominique sich noch gut daran erinnern, wie verliebt ihre Freundin damals im Haus der Bradys ihren Bruder angeschaut hatte.
Gabriel setzte sich zu den beiden und fragte Emma, ob sie sich wieder ein wenig gefangen habe. Mit unglaublich müder Stimme antwortete Emma, dass es ihr den Umständen entsprechend gut gehe, wenngleich sie fix und fertig sei. Kein Wunder, meinte Gabriel. Dann wollte er wissen, ob mit dem Baby alles in Ordnung war, und fügte noch ein paar tröstende Worte über ihre Mutter hinzu.
Emma schwieg, während Gabriel redete, und vermied es auch, ihn anzuschauen. Sie hielt den Kopf gesenkt und spielte andauernd mit ihrem Ehering herum, bis Gabriel sie zwang, damit aufzuhören, indem er seine Hand auf die ihre legte.
Dominique hatte Emma noch nie zuvor so fahrig und verstört erlebt und empfand tiefes Mitleid mit ihrer Freundin. Sie wusste, Mauras Krankheit hatte Emma fürchterlichen Kummer und Schmerz bereitet – immer wenn sie Emma in den vergangenen Monaten gesehen hatte, war diese den Tränen nah gewesen –, und sie hoffte, dass mit der Geburt ihres Kindes wieder Freude und Glück in ihr Leben zurückkehren würden.
Dominique hätte gern gewusst, ob Gabriel tatsächlich alles, was er da von sich gab, wirklich und wahrhaftig glaubte. Vermutlich schon, dachte sie, und dennoch fand sie es gleichzeitig unbegreiflich, wie überhaupt jemand auf der Welt so etwas glauben konnte. Wie konnte jemand an einen sanften und gütigen Gott glauben, wenn dieser zuließ, dass gute und anständige Menschen wie Maura Walsh so schrecklich leiden mussten?
»Ich muss jetzt aufbrechen«, sagte Gabriel zu Emma und ließ ihre Hand los. »Wenn ich dir irgendwie helfen kann, ruf mich bitte an.«
Er stand auf, und auch Dominique erhob sich, aber Emma blieb auf der roten Polsterbank sitzen.
»Du hast Emma sehr gutgetan«, sagte er leise zu Dominique.
»Ich habe kaum etwas getan.«
»Sie hat mir vorhin erzählt, dass du Maura jede Woche besucht hast.«
»Das war keine große Sache.«
»Ihr hat es viel bedeutet.«
»Nun, wahrscheinlich hat es mehr gebracht als diese ganzen Gebete.«
Gabriel seufzte. »Du hast keinen Grund, so zynisch zu sein.«
»Bin ich doch gar nicht. Nur realistisch.«
»Wie du meinst, Domino. Nun ja, ich muss jetzt jedenfalls aufbrechen.« Gabriel tätschelte ihr zum Abschied die Schulter und ging.
Dominique wandte sich wieder Emma zu. Ihre Freundin folgte Gabriel mit ihrem Blick. Der Schmerz darin war so unverhüllt und greifbar, dass Dominique regelrecht schockiert war. Dies war mehr als der Schmerz über den Tod der Mutter, auch wenn dieser noch so gewaltig war. Es war der Schmerz eines Menschen, der eine Last mit sich herumschleppte, die er nie wieder loswerden würde.
Das kann nicht sein, dachte Dominique voller Sorge, dass sie immer noch an Gabriel hängt. Nicht nach so langer Zeit. Nicht, wenn sie und Greg schon so lange glücklich verheiratet sind. Jetzt doch nicht mehr.
»Soll ich dir eine
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