Bis das Glück mich findet
Wie geht es nun weiter?«, fragte Dominique.
»Es tut mir leid«, sagte er. »Wirklich. Es war nur ein bisschen Spaß, das ist alles.«
»Und hattest du diese Art Spaß auch noch mit anderen Frauen?«
Ein Ausdruck schlechten Gewissens huschte über Brendans Gesicht, und für einen kurzen Moment dachte Dominique: Jetzt falle ich gleich in Ohnmacht. Hatte er dutzendweise andere Frauen gehabt? Einen Fehler konnte man möglicherweise noch verstehen und verzeihen, doch bei Scharen von begeisterten SMS-Schreiberinnen hörte der Spaß auf.
»Nein«, antwortete er, »ein-, zweimal habe ich … habe ich mit dem Gedanken gespielt, aber es war nichts weiter.«
»Liebst du mich?«, fragte Dominique.
Er nahm sie in den Arm. »Du bist meine Familie«, sagte er. »Du und Kelly. Du weißt doch, wie wichtig mir meine Familie ist. Außerdem bist du mein Glücksbringer, Domino.«
»Ich selbst habe nicht das Gefühl, besonders viel Glück zu haben«, sagte sie lahm. »Du hast mit einer anderen Frau geschlafen. Daran sieht man, wie wichtig dir deine Familie ist.«
»O bitte, bitte glaub mir, wenn ich sage, dass es mir nichts bedeutet hat. Es war – na ja, die Gelegenheit war da, und ich habe sie ergriffen, und ich weiß ja, dass es falsch von mir war. Auch diese ganzen SMS hätten nicht sein dürfen. Bitte verzeih mir, Domino.«
»Willst du mich verlassen?«
»Rede keinen Unsinn, Domino. Wir sind doch ein gutes Gespann, wir beide. Du bist mein bestes Kapital. Und du bringst mir immer noch Glück.«
Es war nicht genau das, was sie hören wollte. Sie wollte kein Kapital sein. Oder sein Glücksbringer. Sie wollte die Frau sein, die er liebte.
»Wir beide ziehen an einem Strang«, sagte er.
Sie begriff nun eher, warum er den SMS-Sex genossen hatte, denn offenbar sah er in ihr in erster Linie eine Art Geschäftspartner. Das musste sich unbedingt ändern.
»Was willst du?«, fragte sie. »Willst du, dass ich dich zu all deinen Geschäftsterminen begleite und dann mit dir im Auto auf dem Rücksitz schlafe, auf dem Parkplatz? Ist es das?«
Er machte ein verblüfftes Gesicht. »An so was hab ich eigentlich noch gar nicht gedacht.«
»Aber jetzt, wo ich es sage?«
»Hey …« Er grinste. »Das war damals echt klasse, als wir es draußen getrieben haben.«
Er war bei ihr geblieben, als sie schwanger geworden war, und auch als sie ihre Depressionen gehabt hatte. Er hatte nicht den Wunsch, sich von ihr zu trennen. Und ehrlich gesagt, wollte auch sie sich nicht von ihm trennen.
Jeder macht mal einen Fehler, dachte sie, als sie ihn küsste. Entscheidend ist nur, wie man damit umgeht.
Erst als alles überstanden war, fiel Dominique auf, wie viel Zeit er ohne sie verbracht hatte und auf wie vielen Veranstaltungen er ohne sie gewesen war. Jetzt, wo sie ihn ständig begleitete, hatte sie das Gefühl, ihm wieder näherzukommen. Sie war fröhlich und unterhaltsam, ganz wie in ihren Glanzzeiten als Darling Domino. Wenn sie bei einem besonders langweiligen Geschäftsessen nebeneinander am Tisch saßen (sie konnte nun verstehen, warum er Ablenkung gesucht hatte), schob sie manchmal unauffällig die Hand zwischen seine Beine, während sie gleichzeitig mit seinen Geschäftsfreunden höflich Konversation machte. So etwas gefiel ihm ausnehmend gut, wie sie wusste. Brendan kam nun auch wieder öfter und früher nach Hause, und sie gingen wieder regelmäßig zu zweit zum Essen oder ins Kino. Auf dem Heimweg parkte Brendan manchmal in einer stillen Nebenstraße, wo Dominique sich seiner annahm auf eine Weise, die ihm hoffentlich jeden Gedanken an weitere potenzielle Little Miss Valentines, die möglicherweise schon auf der Lauer lagen, austrieb. Insgeheim fand sie zwar, dass sie inzwischen aus dem Alter heraus war, wo Autosex oder Sex im Freien etwas Aufregendes war. (Ganz ehrlich, zu Hause in ihrem Bett mit der frischen Baumwollbettwäsche war es angenehmer.) Aber wenn Brendan es toll fand, würde sie es eben tun. Und es war auch nicht so, dass es ihr gar keinen Spaß gemacht hätte; aber sie war inzwischen doch ein wenig verwöhnt, fand Dominique.
Sie erkannte, dass der Sex nur eine Seite war. Sie wusste, sie musste ihn dazu bringen, dass er sich für ihr Leben interessierte, und dafür, wie ihr Tagesablauf gewesen war, damit sie auch noch anderen Gesprächsstoff hatten und er merkte, dass er eine gleichwertige Partnerin hatte. Sie engagierte sich immer mehr in der Verwaltung und den Aktivitäten ihrer diversen Wohltätigkeitseinrichtungen und
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