Bis das Glück mich findet
brachte ihren Mann dazu, dass er sich ebenfalls engagierte, indem er sie finanziell unterstützte. Manchmal seufzten ihre Freundinnen neidisch und meinten, wie viel Glück sie beide gehabt hätten, einander gefunden zu haben, und wie wunderbar es sein müsse, so einen treu ergebenen Ehemann zu haben. Dominique war überzeugt, wieder einmal eine schwierige Phase in ihrer Ehe gemeistert zu haben, und zuversichtlich, dass die Gefahr, Brendan könnte sie eines Tages verlassen, nun für immer gebannt war. Es stand zu viel auf dem Spiel für ihn. Und außerdem wollte er ja gar nicht weg.
Es gab nie auch nur das leiseste Anzeichen, dass über Brendan und Miss Valentine getuschelt wurde in den gesellschaftlichen Kreisen, in denen sich die Delahayes bewegten, auch wenn dort die Gerüchteküche ständig am Kochen war, wer mit wem von ihren Bekannten etwas angefangen hatte. Dominique war froh, dass über Brendan und sie, das glamouröse Vorzeigepaar, nie in dieser Art gemunkelt werden würde. Sie wusste, einige ihrer weiblichen Bekannten würden die Tatsache, dass sie Brendans Verhalten akzeptiert und es verziehen hatte, als Schwäche betrachten. Aber manchmal musste man eben verzeihen. Man musste gewisse Dinge einfach wegstecken und nach vorn blicken. Beide hatten sie verzeihen müssen. Beide hatten sie weitergemacht. Und für beide war diese Entscheidung richtig gewesen. Und so war Dominique war wieder einmal zufrieden mit sich, mit der Frau, die sie geworden war.
Es war einer der bisher heißesten Tage des Jahres, und die Frauen – es waren in der Regel Frauen, die diese Gartenpartys besuchten – freuten sich, ihre neuen Sommerkleider herzeigen zu können, während sie wie bunte Vögel durch den Garten schlenderten. Dominique trug an diesem Tag ein blassviolettes Sommerkleid mit weißen Punkten und dazu farblich passende hochhackige Sandaletten, derer sie sich inzwischen jedoch entledigt hatte und nun barfuß in dem Gras stand, das trocken wie Zunder war.
Kelly, in einem schulterfreien Blümchenkleid, interviewte gerade Norah O’Connell, die Ehefrau eines ortsansässigen Geschäftsmannes. Dominique beobachtete, wie ihre Tochter die ältere Frau in ein lebhaftes Gespräch verwickelte, als Basis für den Beitrag, der am nächsten Tag im Radio gesendet werden würde. Wie Dominique wusste, gefiel Kelly diese Arbeit wirklich gut. Ihre Tochter wünschte sich sehnlichst, Karriere beim Rundfunk zu machen, und hoffte, in den Sommerferien einen aufregenden Exklusivbericht an Land zu ziehen, den sie dem Sender Countryside FM präsentieren würde, damit man dort erkannte, wie gut sie eigentlich war. Dominique fand es irgendwie süß, dass ihre Tochter den Begriff Exklusivbericht in Zusammenhang mit einem winzigen Lokalsender verwendete, dennoch war sie beeindruckt von Kellys Zielstrebigkeit. Tagtäglich suchte Kelly in den Zeitungen und im Internet nach geeigneten, spannenden Themen, und auch wenn sie bis jetzt noch nicht fündig geworden war, würde ihr, davon war Dominique überzeugt, eines Tages der große Wurf gelingen.
»Hallo, Domino!« Emma kam über die Rasenfläche auf sie zu. »Ich fürchte, ich muss aufbrechen. Ich muss heim, ehe Jia vollends zusammenbricht.«
Dominique grinste. Nach dem Tod von Emmas Vater, Norman, vor ein paar Jahren hatte ihre Schwägerin jemanden auftreiben müssen, der ab und zu auf ihren prachtvollen, aber hyperaktiven Sohn Lugh aufpasste. Sie hatte großes Glück gehabt und Jia gefunden, eine junge Chinesin mit der Geduld eines Engels, die auch von Lugh heiß geliebt wurde.
»Er macht gerade eine Kung-Fu-Phase durch«, erzählte Emma, »und er erwartet von der armen Jia, dass sie alle Bewegungen kennt. Kein Wunder, dass sie schreiend davonläuft, sobald er in ihre Nähe kommt.«
Dominique lachte. »Das legt sich wieder.«
»Hoffentlich«, sagte Emma aus vollem Herzen. »Der Junge arbeitet mich auf, und Greg geht es nicht viel anders. Und Lily ist zwar sehr lieb, aber sie ist ein bisschen zu alt dafür, um den ganzen Tag hinter ihm herzurennen.«
»Wie habt ihr beide es nur geschafft, ein so kampflustiges Kind zu fabrizieren?«, fragte Dominique. »Ihr seid beide so nett!«
»Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, er ist bei der Geburt vertauscht worden«, sagte Emma düster. »Ach, ich hätte auch gern so ein süßes Mädchen wie Kelly.«
»Das ist jetzt aber nicht dein Ernst?«
Emma stöhnte. »Im Moment schon. Lugh war super, als er klein war, und er wird hoffentlich
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