Bis das Glück mich findet
gefolgt von einem Ausdruck der Empörung. Auch darauf war Dominique vorbereitet, weil sie es nicht anders erwartet hatte. Sie könne damit leben, erklärte sie ihm, wenn es ein Fehler gewesen sei, wie jeder Mensch ihn bisweilen mache. Aber, fuhr sie mit Nachdruck fort, sie wünsche nicht, dass er irgendwelche Fehler mache, die womöglich ihre Ehe gefährden oder Kelly verletzen könnten. Sie wünsche nicht, dass er Fehler mache, die irgendwann nicht mehr wiedergutzumachen wären.
»Du hast recht«, sagte er schließlich, »es war ein Fehler. Du und Kelly, ihr seid das Wichtigste in meinem Leben und werdet es immer sein.«
Als sie diese Worte vernahm, war sie gleichermaßen erleichtert und enttäuscht. Denn in einem Winkel ihres Herzens hatte sie gehofft, dass sie einen Fehler gemacht hatte, dass sie sich geirrt und sich in den letzten vier Wochen völlig unnötig Sorgen gemacht hatte.
»Bedeutet sie dir etwas?« Sie versuchte, so beherrscht wie möglich zu klingen.
»Nein.« Brendan seufzte. »Und es war im Grund eigentlich auch gar nicht das, was du denkst.«
»Oh?« Dominique verspürte eine Anwandlung von Erleichterung, aber dann erinnerte sie sich, dass der Absender der Nachricht Brendan »Liebling« genannt hatte. Also kein Anlass zur Entwarnung.
»Wir haben uns meistens nur SMS geschrieben«, sagte Brendan.
»Aha?«
»Ich habe sie bei einer Firmenkonferenz kennengelernt. Sie war amüsant und witzig, und wir verstanden uns auf Anhieb. Wir blieben in Verbindung, indem wir uns gegenseitig SMS schickten. Die waren anfangs nur scherzhaft im Ton, na ja, und dann wurde eben ein Flirt daraus.«
»Sie hat dir noch mehr SMS geschickt? Ich habe nur die eine gesehen.«
»Ich habe sie normalerweise gleich wieder gelöscht. Die eine hatte ich wohl vergessen. Es war nur ein Spaß, Domino, ganz harmlos.«
»Willst du damit sagen, dass du gar nicht mit ihr geschlafen hast?«, fragte Dominique ungläubig.
Brendan sah zunächst so aus, als wollte er es leugnen, aber dann ließ er die Schultern hängen. »Es ist passiert«, gab er zu. »Aber es ging im Grund gar nicht wirklich darum.«
Dominique versuchte, die Vorstellung beiseitezuschieben, wie er mit einer anderen Frau im Bett gelegen hatte. Es tat zu weh.
»Hauptsächlich ging es um diese SMS. Alberne kleine Botschaften, über den Tag verteilt.«
»Alberne Botschaften?« Dominique konnte den Zorn in ihrer Stimme nicht verbergen. »Ich bezweifle, dass sie albern waren, Brendan. Eher erotisch, wette ich. Und sie haben ganz eindeutig zu mehr geführt …«
Obwohl Dominique sich fest vorgenommen hatte, nicht zu weinen, war sie nun so überwältigt, dass sie nicht mehr weitersprechen konnte.
»Es war nicht so, wie du denkst«, protestierte er. »Wir haben nicht die Hälfte davon in die Tat umgesetzt … und, Domino, ich liebe sie nicht. Sie liebt mich auch nicht.«
»Dann sag mir, warum ?«
»Weil sie gerade da war.«
»Ach, Brendan.«
»Es tut mir leid. Ich war auf der Konferenz, und ich habe mich nach zu Hause gesehnt, und sie sprach mich an, und ich weiß, es war falsch, aber es ist eben passiert.« Trotz klang in seiner Stimme. »Und …«, fuhr er fort, »sie hat mich behandelt, als wäre ich ein ganz wichtiger, bedeutender Mann!«
»Genauso behandle ich dich auch!«
»Nein, das stimmt nicht«, erwiderte er. »Du behandelst mich wie den Mann, der ich immer war. Sie behandelte mich wie einen reichen, erfolgreichen Unternehmer.«
»Willst du, dass ich anders zu dir bin?« Dominique war verwirrt.
Brendan seufzte. »Eigentlich nicht. Es ist nur so, bei dir bin ich immer Brendan, der Maurer. Bei ihr war ich Brendan Delahaye, der Baulöwe. Ich war jemand.«
Dominique fehlten die Worte.
»Ich weiß, du hältst mich jetzt wahrscheinlich für dumm und unreif«, sagte Brendan, »aber es war nett … dass sie zu mir aufschaute.«
»Ach du meine Güte«, sagte Dominique. »Du willst eine Frau, die so ist wie Die Frauen von Stepford .«
»Natürlich nicht. Du bist meine Frau. Ich wollte nur wieder mal ein bisschen was Aufregendes erleben.«
»Haben wir davon nicht genug?«, fragte sie. »Wenn wir auf diese ganzen Galas und Dinners und dergleichen gehen?«
»Das ist etwas anderes.«
Sie spürte, wie Panik sie erfasste. Geht so eine Ehe zu Ende?, fragte sie sich. Nicht mit ständigen Diskussionen und Streitereien über Nebensächlichkeiten, sondern stirbt sie einfach allmählich ab, weil einer der Partner das Gefühl hat, dass der Nervenkitzel fehlt?
»Und?
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