Bis das Glück mich findet
habe, was er angeblich gesagt hat.«
Kelly arbeitete bei dem Radiosender als Aushilfe während der Sommermonate. Sie half beim Recherchieren, was im Grunde bedeutete, dass sie Mädchen für alles war, denn der Sender war klein und regional, und fast jeder, der dort arbeitete, musste überall mit zupacken. Sie hatte auf der Website ihres Colleges das Jobangebot entdeckt, und die Arbeit machte ihr unheimlich viel Spaß. Kelly wollte später einmal Rundfunkmoderatorin werden, wie sie Dominique und Brendan immer wieder erklärte, auch für seriöse Beiträge, nicht nur diese Frauen- und Shoppingthemen und diese Bauchpinseleien gegenüber der Lokalprominenz.
»Also Leuten wie mir, meinst du?« Dominique hatte gegrinst, und Kelly hatte verlegen gelächelt.
Heute wollte Kelly ein richtiges Interview mit ihrer Mutter führen über deren Wohltätigkeitsarbeit und außerdem einige der weiblichen Gäste der Gartenparty über ihr Leben ausfragen. Kelly wusste, viele Leute hielten diese ganzen Charity-Events für so lächerlich und unnütz wie einige der Frauen, die dort verkehrten, aber dank dieser Galas und Bälle und Partys kam tatsächlich viel Geld zusammen. Und so hatte das Ganze durchaus sein Gutes, oder nicht?
Dominique schaute Kelly hinterher, wie diese die Treppe hoch in ihr Zimmer stürmte, und wie immer durchzuckte sie der Gedanke, dass ihre Tochter das gescheiteste und hübscheste Mädchen auf der ganzen Welt war. Kelly war hochgewachsen und schlank und mit ihrem zielstrebigen Gang eine auffallende Erscheinung. Ihr Studium der Medien- und Kommunikationswissenschaften gefiel ihr ausnehmend gut, und weil sie allen möglichen Vereinen und Gruppen angehörte, kannte sie jede Menge junge Leute und traf sich oft und gerne mit ihnen. Dominique freute sich, dass Kelly die Hemmungen und Unsicherheiten fremd waren, unter denen sie selbst während ihrer Schulzeit gelitten hatte, und dass sie (ebenfalls im Gegensatz zu der Dominique von damals) Jungs nicht als eine fremde, mysteriöse Spezies betrachtete, die man niemals verstehen würde. Kelly hatte oft einen Freund im Schlepptau, war jedoch genauso glücklich, wenn gerade niemand zur Stelle war, der ihr besonders nahestand. Dominique wusste, ihre Tochter ließ sich von ihren diversen Verehrern nie aus der Ruhe bringen und verharrte auch nie stundenlang in banger Erwartung neben dem Telefon, wie sie selbst seinerzeit, kurz nachdem sie Brendan kennengelernt hatte.
Gewiss, Kelly brauchte auch schon deshalb nicht mehr neben dem Telefon herumzuhängen, weil sie mit ihren Freunden per Handy oder Internet kommunizierte. Auch wenn Dominique bisweilen fand, dass sie sich vor allem im Selbstbewusstsein von ihrer forschen, kontaktfreudigen Tochter unterschied, so machte es doch auch einen Unterschied, dass Kelly alle ihre Freunde jederzeit erreichen konnte. Tag und Nacht hatte sie die Möglichkeit, einen Freund oder eine Freundin zu kontaktieren und sich alles von der Seele zu reden – auch wenn Kelly dies anscheinend nicht brauchte, wie Dominique sich ins Gedächtnis rief. Und dennoch. Diese Möglichkeit hatte Kelly, ebenso wie sie selbst jederzeit für andere erreichbar war. Das war eine gute Sache, fand Dominique, auch wenn sie sich manchmal fragte, wie ihre Tochter wohl reagieren würde, wenn man ihr das Handy wegnähme.
Dominique ging hinaus in den Garten, um die Arbeit der Mitarbeiter des Cateringservice und der Eventplaner zu begutachten. Das Motto dieser Veranstaltung lautete »Magische Kindheit«, also hatte man den blühenden Garten in eine Art Feengrotte umgewandelt mit zahllosen bunten Laternen (die an einem so strahlenden Tag jedoch kaum auffielen) und kleinen Feen- und Elfenfiguren, die überall in den Sträuchern und Bäumen hingen. Dominique inspizierte die Bistrotische, auf die man Rosenblütenblätter gestreut hatte – zum Glück war es windstill, und die Blütenblätter blieben schön an ihrem Platz liegen; auch lagen auf jedem Tisch mehrere Umschläge aus Goldpapier, in welche die Gäste ihre hoffentlich großzügige Geldspende stecken konnten. Dominique hatte überdies eine Jazzband nebst Sängerin engagiert. Es würde ein gelungenes Fest werden, dachte Dominique, bei dem eine erkleckliche Summe zusammenkommen würde, dank derer die neuen, dringend benötigten Geräte für das Krankenhaus in greifbare Nähe rückten.
Dominique machte es großen Spaß, als Gastgeberin von Charity-Veranstaltungen zu fungieren. Bei dem ersten Fest, das sie ausgerichtet hatte
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