Bis das Herz brennt - die inoffizielle RAMMSTEIN Biografie
dem Massaker mit 15 Toten und 23 Verletzten in einer kleinstädtischen High School im US-Bundesstaat Colorado geführt worden waren: ‚Attentäter waren Rammstein-Fans‘, lauteten damals die Schlagzeilen.“ Und in der nächsten Meldung von
laut.de
am 29. 01. 2001 kam schließlich die Nachricht, dass das Video in den USA verboten worden war: „In den vergangenen Wochen wurde die aktuelle Rammstein-Single ‚Links 2 3 4‘ an diverse US-Radiostationen ausgeliefert, doch statt der erhofften Medienpräsenz gab’s von den amerikanischen Sendern eine Abfuhr: ‚Der Chorus ›Links 2 3 4‹ klingt den Amis zu sehr nach ›Nazi Marsch‹! Deshalb sinken die Chancen, dass Rammstein beim diesjährigen OZZ-Fest auftreten werden‘, berichtet die deutsche Webseite von MTV. (…)
Dass nun die US-Sender Rammstein die Heavy Rotation verweigern, die angesichts des Bekanntheitsgrades der Band in Amerika eigentlich zu erwarten gewesen wäre, ist für Rammstein eine Hiobsbotschaft. Offenbar hat sich das Bild von den rechtslastigen Teutonenrockern bereits derart verfestigt, dass die feinen Töne (in den Texten) überhaupt nicht mehr wahrgenommen werden.“ Und
Die Zeit
beobachtete, die Band sei „seit einem Video mit Leni-Riefenstahl-Sequenzen in den USA als rechtsradikal verschrien“, wie die Wochenzeitung in ihrem Kulturbrief der Ausgabe 44/03 schrieb.
Gegenüber solcher Kritik gab es natürlich auch aus dem anderen Lager der Medien, die sich mit Rammstein beschäftigten und ihnen positive Seiten abgewinnen konnten, eine freundlichere Darstellung des Sextetts. Vor allem aber reagierte die Gruppe selbst in vielen Stellungnahmen auf negative Kritik und Kommentare.
9. „Links 2 3 4“: Rammsteins Antworten auf Kritik
Sehr schnell nach Veröffentlichung ihres Debüt-Albums „Herzeleid“ erfuhren die Rammstein-Musiker, dass der Sprung ins nationale und später internationale Rock-Business nicht nur bedeutete, an Songs und Texten zu arbeiten und Auftritte zu absolvieren. Das hieß genauso, dass sie sich sofort und permanent mit den Medien auseinandersetzen mussten – und mit deren häufig harscher Kritik.
Diese Konfrontation war ungewohnt, und die sechs mussten erst lernen, damit umzugehen. Daran erinnerte sich Gitarrist Paul Landers in einem Interview für das Heavy-Rock-Magazin
Rock Hard
in der Ausgabe 06/04: „Wir waren einfach sechs naive Ostdeutsche, die auf trainierte Journalisten losgelassen wurden. Und wir haben unbeholfen versucht, uns gegen Sachen zu wehren, gegen die wir uns gar nicht hätten wehren müssen. Wenn ich unsere alten Interviews lese oder höre, schäme ich mich immer ein bisschen. Wir hatten einerseits keine Ahnung und andererseits immer das Beste gemeint. Aber eigentlich ist es aus heutiger Sicht betrachtet nur peinlich. Wenn mir heute Leute vorwerfen würden, wir seien rechtsradikal, würde ich einfach nur kichern. Früher hätte ich zu einer ausschweifenden Verteidigungsrede angesetzt. So irgendwie: ‚Aber wir … Da und dort …‘ Damals, nach diesen ganzen Vorwürfen, haben wir erst angefangen, uns damit zu beschäftigen, wer wir sind, was wir getan haben und wohin wir wollen. Am Anfang haben wir einfach nur losgelegt, ohne darüber nachzudenken, was wir tun.“
Über die Frage, warum viele Journalisten zu ihrer negativen Kritik kamen, sinnierte Richard Kruspe in einem Interview für das Internet-Musikportal von apple. com im Dezember 2005: „In dem Moment, wo du anders bist, entstehen Ängste, die ganz schnell zu Vorurteilen führen. Dann wollen die Leute gar nicht mehr zuhören.“ Und Schlagzeuger Christoph „Doom“ Schneider formulierte seine Einschätzung dazu noch schärfer, wie die
Berliner Zeitung
vom 23. 06. 2005 berichtete: „Alles was fremd ist, wird von deutschen Journalisten niedergemacht.“
Eben diese Journalisten störte zunächst, als Rammstein auf der Rockbildfläche erschienen, das Provokative und Anstößige in der Musik und im Auftreten der Band, was oft als verkaufstechnisches Kalkül ausgelegt wurde. Dazu sagte Gitarrist Richard im Interview mit dem englischen Metal-Magazin
The Gauntlet
am 09. 03. 2006 auf die Frage, ob es die Band darauf anlegte, mit ihren Videos Kontroversen auszulösen verneinend (übersetzt): „Ich glaube, man muss immer ein Thema haben und manchmal über Grenzen gehen. Du kannst nicht daran denken, ob sich das verkaufen wird oder ob das korrekt ist. … Ich möchte nur, dass es cool ist.“
Sänger Till Lindemann führte diese Art, an
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