Bis dass der Tod euch scheidet
nicht, sodass er sich schließlich wieder erhob.
„Was ist los?“ Tony blickte ihn fragend an. Und auch die anderen der Band reagierten erstaunt.
„Keinen Appetit“, erwiderte Dylan wahrscheitsgemäß. „Ich muss noch ein paar Sachen packen. Entschuldigt mich bitte.“
Zielstrebig nahm er Kurs auf die Rezeption, wo ihn auch sofort der Portier freundlich grüßte.
„Kann ich Ihnen behilflich sein?“
„Ja.“ Dylan schien aufgeregt. Mit nervösen Fingern strich er sich seine langen Haarsträhnen hinters Ohr. „Die Gäste aus Norwegen, sagen Sie, sind die schon abgereist?“
Der Portier nickte sofort. „Ja, heute morgen, sehr zeitig.“
„Alle?“
„Ja.“
Augenblicklich stieg Hitze in ihm auf. Kurz sah er zum Eingangsbereich des Hotels, wo er hinter den Glastüren einen großen Andrang von Reportern erblickte. Meine Güte, hatten einige von ihnen etwa dort übernachtet? Zum Glück wurde ihnen kein Einlass gewährt. Und von den aufdringlichen Reportern, die ihnen bis zum Zimmer gefolgt waren, war zum Glück keine Spur. „Sind Sie sicher?“
„Ja, Sir.“
„Aha.“ Dylan sah kurz zu Boden, dann wieder auf den Portier. „Wurde eine Nachricht für mich abgegeben?“
„Nein, bedaure.“
„Ich bin Dylan Perk, Appartement-Suite 155.“
Der Portier lächelte freundlich. „Ich weiß, Mister Perk, es wurde aber nichts für Sie abgegeben.“
„Aber …“ Dylan fehlten buchstäblich die Worte. Er sah an dem Portier vorbei, um in die schmalen Kästchen zu blicken, in denen die einzelnen Schlüsselkarten der Zimmer lagen, wo auch Post abgelegt wurde. Das Fach des Appartements 155 war tatsächlich leer.
„Vielleicht hat einer Ihrer Kollegen etwas entgegen genommen?“
„Ich war heute Früh alleine hier.“
„Ach so …“ Dylan starrte auf seine schwarz lackierten Fingernägel. An den Spitzen war ein wenig Lack abgeplatzt. Die Folge der äußerst aufregenden Nacht? Ein Seufzer löste sich. Was sollte er sagen? Nichts. Dem Ganzen konnte man nichts mehr hinzufügen.
Bevor er in den Fahrstuhl trat, blickte er auf das Display seines Handys. Kein Anruf in Abwesenheit und auch keine Kurzmitteilung waren eingegangen.
Das miese Gefühl wurde immer stärker. Es schnürte ihm die Kehle ab, spannte sich schmerzhaft um seinen Brustkorb.
Klare Gedanken konnte er nicht mehr fassen. Mit weichen Knien ging er zurück auf sein Zimmer. Auch dort tasteten seine Augen alles sorgfältig ab. Vielleicht wurde ja eine Nachricht unter seiner Tür durchgeschoben? Vielleicht hatte Thor ihm einen Brief auf dem Tisch hinterlegt, einen Zettel, den er vorher nicht gesehen hatte?
Doch nichts dergleichen fand er vor. Rein gar nichts.
Sein Herz begann zu pochen, erst schnell, dann flatternd. Mit zittrigen Händen öffnete er den Kleiderschrank, um zu packen.
Nie zuvor gab er sich solche Mühe dabei.
Ansonsten hatte er seine Kleidungsstücke stets in den Koffer geschmissen, wild und unkontrolliert. Sie mussten sowieso in eine Reinigung oder wurden nach der Tour ausrangiert. Doch an diesem Tag bemühte sich Dylan sehr, alles fein säuberlich zu falten und zu sortieren. Er konzentrierte sich so stark darauf, dass er Kopfschmerzen bekam. In seinem Schädel pulsierte es quälend, dabei wollte er nichts denken. Er wollte abschalten, sich ablenken und bloß nichts denken!
Doch es gelang ihm nicht. Als nicht nur seine Hände zitterten, sondern schließlich auch sein ganzer Körper, sackte er vor dem Koffer in sich zusammen …
Tony hatte sich einen großen Gepäckwagen bringen lassen, worauf er seine Reisetasche hievte und dann sein Hotelzimmer schloss. Er benötigte nie viel Gepäck auf Reisen, im Gegensatz zu Dylan, der allein schon einen Koffer für Kleidung und einen für sämtliche Accessoires und Schminke beanspruchte, selbst wenn sie nur für einen Gig unterwegs waren.
Die Gepäckstücke des Sängers standen überraschenderweise schon im Hotelgang, die Tür zum Zimmer war angelehnt, sodass Tony nicht die Verbindungstür ihrer Suite nutzen oder anklopfen musste.
Während Tony sämtliche Taschen auf den Gepäckwagen beförderte, schielte er neugierig in Dylans Zimmer.
Er sah den Sänger von RACE auf dem Bett sitzen. Sein Kopf war gesenkt und auf die Hände gestützt. Er war blass und trug eine Sonnenbrille.
„Alles okay?“
Dylan erschrak sichtlich. Verstört sah er auf, lächelte nicht, trotzdem nickte er, als er Tonys fragendes Gesicht sah.
„Können wir los?“
„Ich denke schon.“ Dylans Stimme klang
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