Bis dass der Tod euch scheidet
Ehrlich konnte er in diesem Moment nicht sein. Und eigentlich konnte er auch gar nicht definieren, warum er sich auf Fahlstrøm in dieser Art und Weise eingelassen hatte.
Waren es wirklich nur die Sticheleien gewesen, die ihn gereizt hatten? Waren es die Provokationen, die er zugelassen, die er stets mit einem Gegenangriff beantwortet hatte? Wieso hatte er sich so einfach lenken lassen? Hatte Fahlstrøm ihn wirklich derartig blenden können?
Sollte es wirklich so gewesen sein, dass er auf dieses abgekartete Spiel hereingefallen war?
Hätte er Fahlstrøm wirklich missachtet, hätte jener ihn ohne viel Brimborium angesprochen?
Mit Sicherheit …
Zu Beginn hatte er zwar vorgehabt, den Kontakt friedlich aufzubauen, um die Tournee ruhig vonstattengehen zu lassen,
doch diese Idee hatte sich nach ihrem ersten Treffen schnell zerschlagen.
Ohne dieses folgende Spiel wären sie sich längst nicht so nahe gekommen, das stand fest.
Und sicher war alles zusammengekommen. Überschaubar war ihre Beziehung noch nie gewesen.
Beziehung? Dylan seufzte. Wenn wenigstens die zwischen ihnen entstanden wäre, aber so, wie der Zustand jetzt war, blieb Dylan nur der eine Weg.
Er erhob sich, um den Raum zu verlassen. Und vielleicht war es klüger, in dieser Situation aufzugeben. Als er im Flur seine Jacke griff, hörte er Thor allerdings lauthals schreien:
„Du kommst sofort zurück, Dylan! Du gehst nicht, sondern kommst sofort zurück!“
Die Hand mit der Jacke senkte sich wieder. Dylan schluckte trocken, dann drehte er sich wieder um.
„Was hast du eben gesagt?“, fragte er mit dünner Stimme.
„Ich sagte, du sollst zurückkommen!“ Thor sah ihn dabei nicht an, sondern stierte weiterhin nur regungslos auf den Boden. Doch sein Gemüt schien ganz aufgewühlt.
„Nein, das meine ich nicht …“, fuhr Dylan fort. Mit weichen Knien kam er ein paar Schritte näher. Seine Wut war wie durch heiteren Himmel verflogen, konnte das möglich sein?
„Du hast Dylan gesagt“, stellte er erstaunt fest. „Du hast mich das erste Mal bei Vornamen genannt …“
Als er das ausgesprochen hatte, atmete Thor geräuschvoll aus, als würde eine Last von ihm weichen. Er konterte nichts mehr. Fühlte er sich ertappt? War da vielleicht doch mehr hinter dieser steinernen Fassade?
Seufzend nahm Dylan neben ihm Platz. „Wir kommen so nicht weiter.“ Es klang ruhig und durchdacht. „Vielleicht ist es wirklich besser, ich fahre, und wir vergessen das Ganze.“
War das wirklich besser?
„Aber eins möchte ich wenigstens wissen“, sprach er, dabei fiel es ihm deutlich schwer, seinen Gesprächspartner anzusehen. „Wir hatten Sex, du hast ein paar Mal mit mir geschlafen …“ Er machte eine kurze Pause und fragte: „Hat dir das denn gar nichts bedeutet?“
„Oh, nun komm nicht mit Romantik, ja?“, forderte Thor. Noch immer hatte er den Augenkontakt nicht wieder aufgenommen. Dylan merkte sofort, dass er auf emotionaler Ebene nicht weiterkommen würde.
„Gut, keine Romantik.“ Er lehnte sich zurück. „Dann muss ich annehmen, dass du mich eigentlich ziemlich beschissen findest, mein Body aber gut genug ist, um bei dir Erektionen auszulösen …“
Jetzt erst regte sich Thor, indem sich sein Kopf langsam drehte. Er musterte Dylan und sein Blick verweilte auf der viel zu engen Lackhose, die jener trug.
„Ehrlich gesagt geht mir unser Gequatsche auf den Geist“, sagte er dazu. Klar, ein Thor Fahlstrøm hatte keinen Bock auf sinnloses Gelaber. Taten sagten bei ihm viel mehr als Worte.
Seine Hand fuhr aus. Sie legte sich auf Dylans Oberschenkel. Jener verkrampfte sich völlig ungewollt.
„Du hast noch immer Angst vor mir?“ Eine Tatsache, die Thor ein wenig überrascht.
Dylan schüttelte leicht den Kopf, doch er atmete schwer. Vielleicht hatte er Angst? War es grotesk, dass er sich dieser dennoch aussetzte?
War es die Angst, die ihn immer wieder in Fahlstrøms Fänge trieb? Die Furcht? Die Ungewissheit vor dem, was kommen mochte?
Hatte er diese Angst nicht abgelegt? Hatte er nicht gedacht, sie längst überwunden zu haben? Wieso kam sie wieder? Wieso reizte sie ihn so?
Er schloss sofort die Augen, stöhnte leise, als er Thors Hand zwischen seinen Beinen spürte, die gezielt ihre Wanderschaft aufnahm.
Als er die Lider vorsichtig öffnete, erschien ihm Thor noch viel näher. Er spürte seinen Atem und die Bartstoppeln, die ihn kitzelten.
„Jeder andere hätte mich zuerst geküsst“, sprach Dylan leise. Er genoss sichtlich die
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