Bis dass der Tod euch scheidet
Event für die Fans sein, für die Szene und unsere Musik in ein gutes Licht rücken, und nun wieder so etwas!“ Tony schüttelte den Kopf.
„Also ich kann diesmal nichts dafür …“, verteidigte sich Dylan, der wirklich froh war, dass er selbst nicht wieder Mittelpunkt der News war. Dennoch …
„Aber du lebst deinen Fans etwas Schlechtes vor, und dieser Fahlstrøm erst recht. Ihr zwei zusammen …“ Tony schüttelte abermals den Kopf. „Das geht einfach nicht!“
Dylan seufzte. Ihm war das schon längst bewusst geworden. Doch was konnte er tun? Gegen diesen norwegischen Berserker war anscheinend kein Kraut gewachsen. Spannungen konnte man kaum vermeiden, und das merkten auch die Fans.
„Ich verspreche, mich weiterhin zurückzuhalten …“, sagte er demzufolge nur leise, dabei konnte er sich partout nicht vorstellen, dass das klappen würde. Allein der Gedanke an Thor brachte sein Blut in Wallung.
Kapitel 5
Der Bus besaß zur Freude aller eine Klimaanlage. Innen war es angenehm kühl, obwohl die Sonne durch die Fenster schien. Dylan zog den Sonnenschutz nicht herunter, sondern verließ sich auf die getönten Scheiben, die wenigstens ein paar der kräftigen Strahlen abhielten. Trotzdem trug er eine Sonnebrille. Neugierig musterte er die ihm fremde Stadt. Der Auftritt am Abend würde einer der wärmsten werden, da war er sich sicher.
„Es sind Gewitter angekündigt, für heute Nacht“, unterbrach Tony die nachdenkliche Stille. Auch er sah prüfend nach draußen. Sie kannten diese brütende Hitze nicht. In England war es selten so warm.
Der Bus drosselte sein Tempo. Sie erreichten die Auffahrt des Hotels. Und nun hieß es aussteigen und den glühend heißen Boden betreten, der Sonne die Chance geben sie, aufgrund der dunklen Kleidung, in wenigen Sekunden zum Schwitzen zu bringen.
Barcelona – was würde sie dort erwarten?
Dylan hatte den letzten Songfetzen in das Mikrofon geschrien, dann senkte sich seine Hand, und er sah aufs Publikum, auf die klatschenden Hände.
Die Scheinwerfer waren auf ihn gerichtet, sie blendeten, so dass er die Masse von Menschen nicht genau erkennen konnte, aber er hörte ihr Rufen, ihre positiven Reaktionen.
Sie hatten zwei Lieder mehr gespielt, als sonst, und ihre Zeit war längst um.
Tony, der hinter der Bühne stand, gab deutliche Anweisungen.
Rückzug! Keine weiteren Zugaben!
Dylan verbeugte sich ein letztes Mal. Sein Gesicht glänzte von Schweiß, er war bis auf die Haut durchgeschwitzt. Sein dünnes Hemd, welches nur mit großen Fäden und etlichen Löchern auf seiner Haut lag, riss er nun endgültig entzwei, so dass er mit freiem Oberkörper auf der Bühne stand und die weiblichen Fans noch mehr zu kreischen anfingen.
Dylan warf den Stofffetzen in die Menge, hob noch einmal dankbar die Hand, dann folgte er seiner Band von der Bühne.
Im Hintergrund hörte er das krachende Geräusch eines Donners. Das angekündigte Gewitter war im Anmarsch. Der Regen, für die Besucher, eine willkommene Abkühlung.
Tony reichte den Bandmitgliedern sofort ein paar Handtücher, und etwas zu trinken. Der Weg zum Backstage - Bereich war wie immer eine Qual. Reporter knipsten und fragten wirr durcheinander.
Einige Fans waren dort, wo auch immer die herkamen, verlangten Autogramme, versuchten, Dylan zu berühren, ihn festzuhalten.
Erst als die Tür ihres Künstler-Raumes geschlossen war, konnte Dylan entspannt ausatmen. Doch all dies, was er während und nach der Show erlebte, all dies musste so sein, damit er sich bestätigt fühlte.
Später im Hotel fand er schließlich die endgültige Ruhe und die Zeit, um sich Gedanken zu machen. Der Erfolg der Show hatte ihm deutlich gezeigt, dass er handeln musste. Sein Image war schon lange vor der Tour angekratzt gewesen, dennoch mochten ihn die Fans. Sie verehrten ihn regelrecht und tolerieren seine Eskapaden.
Er wollte diese Tatsache nicht unnötig ausnutzen.
Eine ganze Weile hatte er gedankenversunken auf das Telefon gestarrt und einige Zigaretten dazu geraucht. Sollte er es wagen? Er musste … Er war es Tony schuldig, den Fans sowieso und irgendwie auch sich selbst.
Schließlich griff er nach dem Hörer und wählte die Nummer der Hotelrezeption.
„Verbinden Sie mich bitte mit dem Zimmer von Thor Fahlstrøm…“
Dabei schielte er auf die Uhr. Es war fast 1 Uhr. Wooden Darks Auftritt war längst zu Ende und die Band hoffentlich auch schon im Hotel?
Kurz darauf hatte er den Sänger von Wooden Dark an der Strippe.
„Thor?
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