Bis dass der Tod euch scheidet
einen Drink bekommen?“
Oh ja, danach sehnte er sich. Schon den ganzen langen Weg hatte er an die Flasche Whiskey gedacht, die Thor an der Tankstelle gekauft hatte. Doch er würde sich hüten, den jetzt um einen Schluck davon zu bitten.
„Hinter Ihnen sind die Automaten …“
Dylan drehte sich. Schnell fanden seine Augen, was er suchte und so zog er zwei Dosen Bier. Nachdenklich tasteten seine Blicke die weiteren Automaten ab. Er hatte noch ausreichend Kleingeld parat, sodass er sich ebenfalls eine Zahnbürste und Zahncreme zog … und eine Packung Kondome. Konnte nicht schaden.
Als er das kleine Päckchen an sich nahm, kam ihm sein Handeln doch etwas wunderlich vor. Wieso tat er das? Wieso glaubte er allen Ernstes …
„Dann noch einen schönen Abend!“ Der Mann hinter dem Tresen lachte amüsiert, als Dylan die Rezeption schnellen Schrittes verließ.
Zimmer 7. Es brannte Licht. Mit der noch freien Hand klopfte Dylan an der Tür. Es dauerte eine Weile, bis sie sich öffnete.
Thor hatte offensichtlich gerade geduscht. Ein Hauch von billiger Motel-Seife lag in der Luft. Er hatte nasse Haare, und auch sein Bart klebte dicht an seinem Gesicht. Um seine Hüften war ein Handtuch geschlungen. Und er war nicht sonderlich überrascht, als er Dylan erblickte.
„Ich hatte dich später erwartet“, sagte er dennoch kühl, trotzdem öffnete er die Tür gänzlich, sodass Dylan ungehindert eintreten konnte.
„Sehr witzig!“, fauchte der. Er legte seine Einkäufe auf die linke Betthälfte, denn auf der rechten lagen Thors Kleidungsstücke. Verbrauchte Luft herrschte in dieser Absteige, billige Möbel und hässliche Tapeten schmückten den Raum. Wie erwartet …
„Du kommst dir wohl jetzt besonders toll vor, was? Hat es dich amüsiert, ja?“
Er drehte sich, um Thor direkt ins Gesicht zu brüllen:
„Hast du gehofft mich so loszuwerden? Ja? Aber da hast du dich geirrt! Mit mir machst du so was nicht noch mal!“
Er atmete angestrengt. Und dass Thor zuerst nicht antwortete, machte ihn fast rasend.
„Nun bleib mal geschmeidig“, bekam er schließlich zu hören. Thors Hand fuhr aus, um Dylans Wange zu streicheln, doch der wich gekonnt aus.
„Ach, hau ab!“, zischte er dabei. Meine Güte, bessere Worte fand er nicht? War damit die Angelegenheit tatsächlich geklärt? Was machte ihn so sprachlos?
Irgendwie musste er diesem Kerl doch mal zeigen, dass er nicht alles mit sich machen ließ!
„Bist du fertig da?“ Er deutete zum Bad. „Wenn du nichts dagegen hast, würde ich auch noch duschen.“
„Klar.“ Thor nickte. Er strich sich die langen Haare zurück. „Bin soweit, wollte mir nur noch Zähne putzen.“
„Klasse, dann kannst du dich auch gleich mal rasieren. Dein Bart piekt nämlich erbärmlich …“
Super, das hatte gesessen. Augenblicklich herrschte absolute Stille im Zimmer. Wenn Blicke töten könnten.
Dylan trat vorsichtshalber einen Schritt zurück. Sicher war es verkehrt, einen Black Metaller auf seine Haarpracht hin anzusprechen. Ganz sicher …
Okay, dachte Dylan und schloss kurz die Augen. Jetzt wird er dich vermöbeln. Er wird dich grün und blau prügeln. Der letzte Gig wird nicht stattfinden. Vielleicht würde er jetzt sterben und hier halb tot, im Motelzimmer, seinen letzten Atemzug tun. Irgendwie hatte er es ja geahnt. Schon von Weitem hatte ihn das Motel an den Film Psycho erinnert. Wieso war er Thor nur gefolgt?
Zu seinem Erstaunen geschah allerdings nichts. Als er die Augen wieder öffnete, sah er nur, wie Thor in seinem Kleiderhaufen wühlte und das Taschenmesser wieder hervorzog.
Doch er attackierte Dylan damit nicht, sondern brauste nur an ihm vorbei, hinein ins Badezimmer und knallte dann die Tür hinter sich zu.
Dylan atmete aus. Mit zittrigen Fingern widmete er sich seinen Einkäufen, während er das Rauschen des Wasserhahnes vernahm und Thors leises Fluchen.
Die Fronten schienen damit also geklärt – jedenfalls für den einen Moment.
Als Dylan sein weniges Hab und Gut auf den Nachttisch verteilt hatte, öffnete er sich ein Bier. Oh, das tat gut. Er beruhigte sich, sodass er den Mut fand, seine verschwitzte Kleidung auszuziehen. Auf dem Bett lagen frische Handtücher. Eines davon wickelte er um seine Hüften, dann wartete er ab, bis Thor endlich wieder aus dem Bad kam.
„Besser so?“ Die dunkle Stimme brannte sich tief in sein Gehirn, sodass er sich zwanghaft umdrehen musste. Thor stand dicht vor ihm.
Der Bart war nicht verschwunden, wie auch, ohne
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