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Bis dass der Tod uns scheidet

Bis dass der Tod uns scheidet

Titel: Bis dass der Tod uns scheidet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Mosley
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Spielzeug gewesen war. Die Bäckerei war ganz aus Glas und Chrom und sah eher aus wie Robotertechnik im 21. Jahrhundert, nicht wie eine praktische Einkaufstüte.
    Zwei junge Frauen mit einer Vielzahl von Piercings und mehrfarbigen Haaren verkauften lächelnd Windbeutel, Cupcakes und ab und zu auch mal ein Brot an die dicht gedrängte Kundschaft. Am anderen Ende der Theke, im Hintergrund, stand Bertrand Arnold in weißer Hose und schwarzem T-Shirt, darüber eine jeansblaue Schürze. Er hatte braune Haut, glatte schwarze Haare und ein Jungengesicht, obwohl er bereits Mitte dreißig war.
    Ich ging zu ihm und sah ihm direkt in die Augen.
    Auf seinem Gesicht jagte ein Ausdruck den nächsten. Erst war er überrascht, mich zu sehen, dann, fast augenblicklich, fiel ihm ein, dass ich Privatdetektiv war und ihn sowieso enttarnt hätte. Er hatte versucht, seine Identität dadurch zu verschleiern, dass er Sham die Fotos hatte überbringen lassen, doch das hatte anscheinend nicht geklappt. Er gab auf und wies auf eine Tür, die nach hinten führte. Ich bedeutete ihm, voranzugehen.
    Er führte mich an einer riesigen Kühleinheit vorbei in eine große Backstube, in der andere braunhäutige, glatthaarige Männer die Brote und Kuchen für eine ganze Wand voller Öfen vorbereiteten. Am anderen Ende befand sich sein Büro.
    Er setzte sich hinter den Schreibtisch. Ich setzte mich darauf.
    »Sie wissen, warum ich hier bin?«, fragte ich.
    »Ich werde diesem Schnüffler nichts bezahlen.«
    »Ich wüsste nicht, warum nicht. Er hat mir Ihren Namen nicht genannt.«
    »Hat er nicht?«
    »Als ich die Bilder gesehen habe, wusste ich sofort, dass Sie dafür geblecht haben.«
    »Wieso?«
    »Weil Sie schon seit über sechs Monaten Ihren Rüssel in Katrinas Blüte stecken«, antwortete ich. »Sie sind im März zusammen nach Atlantic City gefahren, und im Monat darauf haben Sie die andere Himmelsrichtung genommen und sie in Chicago getroffen. Sie hatte behauptet, sie sei bei einem Familientreffen.«
    »Das wussten Sie?«
    »Hören Sie, Junge, wenn Sie einer Frau begegnen, die bereit ist, einen Mann zu betrügen, um mit Ihnen zusammen zu sein, dann können Sie Dollars gegen Doughnuts wetten, dass sie dasselbe gottverdammte Spielchen auch mit Ihnen macht.«
    »Wenn Sie es wussten, warum haben Sie nichts gesagt? Warum haben Sie nichts unternommen?«
    Ich zog meine .41er Magnum heraus und legte sie auf den Schreibtisch zwischen uns.
    Bertrand starrte die Waffe wie versteinert an.
    »Ist es das, was Sie wollten?«
    All die Liebe, der Betrug und die Eifersucht flogen angesichts dieser hässlichen schwarzen Pistole davon.
    »Nein«, antwortete Bertrand, ohne zu stottern oder zu zögern.
    »Wenn Sie auch nur noch ein einziges Mal versuchen, sich an meine Frau ranzumachen, komme ich wieder. Haben Sie mich verstanden?«
    »Sie, Sie sind hier, um sie zu beschützen?«
    »Sie mag nichts Besonderes sein, aber sie ist Dimitris Mutter, und ich werde nicht danebenstehen und zuschauen, wie Sie sie in den Schmutz ziehen.«
    »Aber sie war doch mit mir zusammen«, erwiderte der Bäcker, »monatelang. Sind Sie deswegen denn nicht sauer? Sind Sie nicht sauer wegen D’Walle?«
    »Es gibt nur zwei Dinge, die ich wissen muss.«
    »Was?«
    »Hat Dimitri von Ihnen und seiner Mutter gewusst?«
    »Nein. Seit er Tatyana kennengelernt hat, ist er ganz woanders.«
    »Wissen Sie, wo Dimitri ist?«
    »Er hat sich Geld von mir geliehen und ist nach Paris geflogen. Er hat gesagt, Tatyana würde sich dort mit ihm treffen.«
    »Dann gibt es nichts weiter zwischen uns zu bereden, Bert«, erklärte ich. »Aber wenn Sie auch nur daran denken, mit Katrina rumzumachen, wenn Sie sie in meinem Haus auch nur schief anquatschen, dann werde ich Sie vernichten – mit Stumpf und Stiel.«
    Ich ließ diese Worte einen Augenblick in der Luft hängen und steckte dann meine Waffe wieder ein.

30
    Draußen auf der Bleecker Street – mit ihren Touristenläden, altmodischen italienischen Feinkostmärkten, Wahrsagern und überteuerten Designerklamotten – wunderte ich mich über die Zeit und die Menschen, die sie vergeudeten. Bald jede Stunde eines jeden Tages war eine Wüstenei aus Fernsehsendungen, Radio, lügenden Zeitungen und Menschen wie Bertrand Arnold, die gegen ihr vorbestimmtes Schicksal angingen. Das wäre alles nicht so wichtig, wenn die Heuchler dieser Welt nicht alles täten, um mich in ihre Machenschaften hineinzuziehen. Was kümmerte mich denn die neueste Reality-Show über Trucker oder

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