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Bis dass der Tod uns scheidet

Bis dass der Tod uns scheidet

Titel: Bis dass der Tod uns scheidet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Mosley
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Cyril Tyler verheiratet gewesen, die dritte hatte so getan. Ich hatte bislang zwanzigtausend Dollar kassiert und musste noch immer herausfinden, was eigentlich mein Job war.
    Ich grinste düster auf einer noch düstereren Straße und zog erneut mein Handy aus der Tasche.
    »Hallo?«
    »Hi, Baby, was gibt’s?«
    »Ich bin nach Hause gekommen und habe ein Haus voller Kinder vorgefunden, die behaupten, sie seien Brüder und Schwestern, sehen aber eher aus wie eine Familie von Cousins und Cousinen«, erklärte Aura.
    »Ihre Mutter ist wohl ziemlich herumgekommen, könnte man sagen.«
    »Ich verstehe.«
    »Jemand hat sie umgebracht, und zwar in demselben Zimmer, in dem auch die Kinder schliefen.«
    »Meine Güte.«
    »Tut mir leid, dass ich dich damit belaste, aber ich wusste nicht, was ich sonst hätte tun können.«
    »Weil du das Richtige getan hast«, erwiderte sie freundlich. »Sie können so lange bleiben, wie es deiner Meinung nach nötig ist.«
    »Ich auch?«
    »Nein.«

28
    Am Morgen wachte ich neben Katrina auf. Sie schlief friedlich. Ich betrachtete sie, wusste, dass sie tief in eine Affäre verstrickt war und sich eine so gute Zeit machte, dass ihre übliche Unruhe gestillt war. Das machte mir nichts aus. Katrina und ich waren auf eine Art und Weise miteinander verbunden, die ich beim besten Willen nicht hätte erklären können. Wir liebten uns nicht, nicht im ehelichen Sinne. Das enge Zusammenleben und unsere Kinder machten uns zu einer Familie. Ich war nicht ihr Hauptgewinn, aber der Ritt war vorüber, und ich war das beste Pferd auf einer Weide voller Schindmähren.
    Ich zog mich hastig an und war schon fast zur Tür hinaus, als sie sagte: »Leonid?«
    »Ja?«
    »Ich hab dich in letzter Zeit nicht allzu oft zu Gesicht gekriegt.« Sie setzte sich im Bett auf und räkelte sich träge.
    Ich hatte Katrina in ihrer Blütezeit kennengelernt. Sie war so schön gewesen, wie es nur Skandinavier sein können. Ihr Haar war flammend blond, ihre Haut von der Farbe der Milch, die die Götter tranken, bevor sie Berge erschütterten. Das war vor langer Zeit gewesen, und sie war nicht mehr die atemberaubend junge Frau, aber ihre Schönheit erlebte eine Art Spätsommer, ein Wiederaufflammen, das selbst ich sah – und fühlte.
    »Du bist doch mit deinen Freundinnen ausgegangen«, erwiderte ich.
    »Ich vermisse dich.«
    »Ich bin hier.«
    »Können wir uns heute Abend ein besonderes Dinner gönnen?«
    »Sicher. Das wäre toll. Ich stecke gerade tief in Ermittlungen, aber ich werde mein Bestes versuchen, ein paar Stunden abzuzweigen.«
    Sie holte tief Luft, seufzte, legte sich wieder ins Bett und schloss die Augen.
    Ich mochte sie in diesem Augenblick wirklich sehr. Wenn du lange genug lebst, lernst du fast alles zu würdigen.
     
    Als ich um neun Minuten nach acht das Büro betrat, saß Mardi schon am Schreibtisch. Sie trug ein mittelgraues Baumwollkleid, das ihr, wie ich schon wusste, bis zur Mitte der Waden reichte. Um ihren Hals baumelte ein blauer Stein an einer Silberkette.
    Sie ordnete ihren Schreibtisch und mein Leben neu.
    »Guten Morgen, Mr. McGill«, sagte sie und stand auf.
    Ihre blassblauen Augen tasteten meine Stimmung ab. An diesem Morgen war es schwer für sie, denn vor allem verspürte ich verwirrte Resignation.
    Ich ging zum Schreibtisch und besah mir ihre Unterlagen. Mardi schrieb mit roter Tinte. Eines der wenigen Überbleibsel aus ihrer ruinierten Kindheit, also beklagte ich mich nicht.
    »Soll ich Ihnen einen Kaffee holen?«, fragte sie.
    »Wie geht’s Marly?«, entgegnete ich. Die jüngere Schwester meiner Empfangsdame, der Grund, warum Twill und sie geplant hatten, ihren Vater zu ermorden.
    »Gut«, antwortete Mardi und lächelte. »Sie kommt im September in die sechste Klasse. Sie möchte sich neue Sachen kaufen.«
    »Wir könnten alle zusammen samstags shoppen gehen, wenn du möchtest.«
    »Sie verhätscheln sie zu sehr«, tadelte die neunzehnjährige Frau.
    »Dazu sind kleine Mädchen da.«
    »Soll ich Ihnen einen Kaffee holen?«
    »Nein. Setz dich. Ich muss mit dir reden.«
    Sie ließ sich auf ihren Bürostuhl sinken, demselben, den ich benutzt hatte, um das Mann-Monster Willie Sanderson umzunieten. Ich setzte mich auf den Besucherstuhl, beugte mich vor und stützte meine Ellbogen auf die Knie.
    »Was hältst du von Iran?«, fragte ich.
    »Er ist nett.«
    »Du weißt, dass ich dich nicht danach gefragt habe. Und selbst wenn er nett wäre, ist das wohl das Unwichtigste an ihm.«
    »Wollen Sie ihn

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