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Bis dass der Tod uns scheidet

Bis dass der Tod uns scheidet

Titel: Bis dass der Tod uns scheidet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Mosley
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Umständen gestorben. Was sollte ich da annehmen?«
    Tyler schniefte, als hätte ich ihn beleidigt.
    »Ich hatte keine Affäre«, erwiderte er.
    »Aber Sie haben Ihre Frauen umgebracht?«
    Tyler schloss die Augen und lehnte sich zurück. Er verzog das Gesicht und schüttelte den Kopf.
    »Das ist sehr schwer zu erklären.«
    »Ich habe heute Morgen herausgefunden, wie Poesie funktioniert«, sagte ich. »Versuchen Sie es mal.«
    »Eine Weile«, fing er an, »eine ganze Weile habe ich geglaubt, ich würde über besondere psychische Fähigkeiten verfügen – über die Macht, anderen Schaden zuzufügen, eine Macht, die ich zutiefst verachtete. Wollte ich, dass jemand zu Schaden kam, dann geschah das. Meine erste Frau und ich haben uns auf unserem Boot gestritten. Sie hat mir ein Fernglas über den Kopf gezogen. Ich schloss mich in der Kabine ein, trank Cognac und pflegte einen abgrundtiefen Hass auf sie. Am nächsten Morgen war ich allein auf dem Boot.«
    »Was war mit Pinky Todd?«, fragte ich. »Hegten Sie gegen sie auch einen Groll?«
    »Sie sagte, sie hätte Informationen über eine Investmentgruppe, der ich angehörte, und meinte, sie hätte gewisse illegale Transaktionen aufgedeckt, die wir getätigt hätten. Aus irgendeinem Grund glaubte sie, mit Hilfe dieser Anschuldigungen mehr aus der Scheidung herauszuschlagen.«
    »Klingt nach einem Plan«, meinte ich, »es sei denn, das Opfer hat ein übersinnliches Gewehr.«
    »Ich hatte nichts Illegales getan, aber ich kam bei einem Vergleich zu einem annehmbaren Arrangement. Ich war wütend, zugegeben. Und dann wurde sie umgebracht, einfach so. Was sollte ich da glauben?«
    »Genau das, was Shawna glaubte – Sie haben Ihre Frauen umgebracht. Bleibt nur noch die Affäre.«
    »Ich hatte Krebs«, sagte er.
    Wenn ich ein ganzes Leben lang gegrübelt hätte, wie seine Antwort auf meine Frage wohl lauten würde, auf Krebs wäre ich nie gekommen.
    »Wie bitte?«
    »Darmkrebs«, ergänzte er. »Es war ziemlich schlimm. Ich brachte es nicht über mich, Chrystal davon zu erzählen. Ich glaubte, wenn ich das einem geliebten Menschen sagen würde, dann wäre mein Schicksal besiegelt. Meine Ärzte waren in Genf, also gab ich vor, dort geschäftlich zu tun zu haben.«
    »Und wie wird eine Affäre daraus?«
    »Um mit meinem Geisteszustand ins Reine zu kommen, habe ich eine Psychotherapie begonnen. Tägliche Sitzungen. Inola Rice, meine Therapeutin, telefonierte jede Nacht mit mir. Chrystal fragte mich, ob ich eine Geliebte hätte, doch das verneinte ich. Die entscheidende Diagnose, die bei diesen Sitzungen mit Dr. Rice herauskam, lautete, ich leide an einer Persönlichkeitsstörung, die mich glauben ließ, ich hätte magische mentale Fähigkeiten.«
    »Der Glaube, dass Ihre Wut den Tod Ihrer Frauen verursacht hätte«, präzisierte ich.
    »Ganz genau.«
    »Wenn das alles nur in Ihrem Kopf existierte, wer hat dann Shawna umgebracht?«
    »O mein Gott. Shawna ist tot?« Er schien wirklich getroffen zu sein, reagierte genauso, wie man es von einem Mann erwartete, der unerwartet vom Tod seiner Schwägerin hört.
    »Lesen Sie denn keine Zeitung?«
    »Ich war nicht in der Stadt. Habe ich doch schon gesagt.«
    »Shawna hat mich engagiert, um Chrystal vor Ihnen zu schützen. Kurz darauf wurde sie umgebracht. Haben Sie irgendeine Ahnung, wie das wohl zusammengeht?«
    »Nein, habe ich nicht. Tot? Ich kann es nicht fassen.«
    Er wirkte ganz ehrlich. Ich wollte ihm glauben. Schwer vorzustellen, dass er einen Killer angeheuert haben könnte. Aber er war reich. Mit der Art von Sparbuch, das ihm zur Verfügung stand, musste man nicht viel tun.
    »Shawna hat sechs Kinder hinterlassen«, sagte ich.
    »Ich weiß. Wenn wir hier fertig sind, werde ich sie suchen und nach Hause bringen.«
    »Ich habe sie zu ihrer Tante gebracht.«
    »Zu Chrystal?«
    »Ich habe Ihre Nachricht überbracht. Sie sagt, sie will Sie sehen.«
    »Wann?«
    »Ich werde ihr von unserer Unterhaltung berichten«, fuhr ich fort. »Wenn sie danach immer noch möchte, werde ich Ihre Privatnummer wählen und sie verbinden.«
    »Ich werde da sein.«
    »Da bin ich mir sicher.«

49
    Unser Gespräch endete in einem peinlichen Augenblick. Cyril schien noch auf etwas zu warten. Ich schrieb diese Haltung der Tatsache zu, dass er wahrscheinlich andauernd Leute um sich hatte, die über die eigenen Füße stolperten, um ihm jeden noch so ausgefallenen Wunsch zu erfüllen.
    »Sonst noch etwas, Mr. Tyler?«
    »Ähm, ich glaube nicht.«
    »Soll ich Sie

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