Bis dass ein Mord uns scheidet
Recht. Ich wusste, wer Grandpa verhaftet hatte: ein heimlicher Autor von Liebesromanen, der sich für einen harten Polizisten hielt. Aber er hatte noch nie einen wirklich harten Bullen gesehen.
Wir warteten im Foyer des Reviers, und ich behielt die Tür rechts des Empfangs im Auge. Die Jungen saßen auf der Steinbank, still und wachsam. Gabe lehnte an der Glasvitrine mit den Auszeichnungen hinter der Bank und wirkte entspannt.
Und warum auch nicht? Er war mehrere Jahre lang Polizist gewesen, bevor er angeschossen wurde.
Ich lief nervös auf und ab.
Die Tür öffnete sich. Detective Vance kam heraus und sah müde und erschöpft aus. Ohne sein Jackett zeichnete sich sein Schulterhalfter deutlich gegen sein grünes Hemd ab. Sein Sonnengottgesicht sah aus, als wäre er zu lang in der Sonne gewesen und hätte zu wenig geschlafen.
Tristan Rogers kam hinter Vance aus der Tür und sah so kühl und elegant aus wie vor Stunden im Supermarkt. Als er mich anschaute, hatte er sogar dasselbe Grinsen im Gesicht.
»Schicken Sie einen alten Mann als Spion zu mir, Samantha Shaw? Ich hatte Sie gewarnt, dass ich die Polizei rufen würde.«
Er wandte sich an Vance und fügte hinzu:
»Verhaften Sie diese Frau, Detective. Sie belästigt mich. Sie hat mich heute Nachmittag bis in den Supermarkt verfolgt.«
Vance’ kantiges Kinn zuckte. »Gehen Sie nach Hause, Rogers.«
Tristan drehte sich um und sah mich von oben herab an.
»Ich hoffe, Sie haben Knieschoner mitgebracht. Es braucht schon viel mündliche Überzeugungsarbeit, damit man die Anzeige gegen Ihren Versagergroßvater fallen lässt.«
Meine Söhne hatten das gehört. Wut stieg mir heiß ins Gesicht, doch bevor ich reagieren konnte, war Gabe wie ein Schatten an mir vorbeigehuscht. Ich sah seinen zusammengekniffenen Mund, das angespannte Kinn und die schmalen Augen. Gabe packte Tristan an seinem Polohemd, riss ihn nach vorn, zog gleichzeitig seinen rechten Arm zurück und rammte Tristan die Faust ins Gesicht. Alles in einer einzigen geschmeidigen Bewegung.
Wir beobachteten alle schockiert, wie Tristan hart zu Boden fiel und mit ausgebreiteten Armen auf dem Rücken landete. Aus seiner Nase tropfte ein bisschen Blut, das über sein Kinn floss.
Gabe sah zu ihm hinunter. »Pass auf, wie du mit Sam sprichst.«
Der entsetzte und verblüffte Gesichtsausdruck von Tristan verschwand. Er blinzelte rasch und wischte sich mit dem Handrücken über die Nase. Dann hielt er seine blutverschmierte Hand vors Gesicht und stammelte: »Ich blute. Meine Nase blutet. Er hat mich tatsächlich geschlagen.«
Mit seinem anderen Arm drückte er sich vom Boden ab in eine sitzende Position und zeigte mit seiner blutigen Hand auf Gabe.
»Verhaften Sie ihn! Er hat mich angegriffen. Meine Nase könnte gebrochen sein!« Sein Finger wanderte weiter zu mir. »Sie hat ihn angestiftet!«
Durch den Schock wurde ich albern. Bei der Vorstellung, ich könnte Gabe kontrollieren, lachte ich fast laut auf. Ich sah mich um und stellte fest, dass sowohl TJ als auch Joel mit großen Augen von Gabe zu Tristan hin- und hersahen. Die stets präsente Mutterstimme in meinem Kopf schlug vor, ich solle ihnen sagen, dass Gewalt nie eine Lösung war.
Ich ignorierte die Mutterstimme und drehte mich wieder zu Tristans schriller Stimme um, die Beleidigungen und Drohungen ausstieß, während Vance ihm auf die Füße half.
»Ihre Nase ist nicht gebrochen, Rogers«, sagte Vance knapp.
»Und den Schlag haben Sie sich selbst zuzuschreiben. Halten Sie die Klappe, gehen Sie nach Hause, und kühlen Sie Ihre Nase.«
»Halten Sie diese Schlampe von mir fern!«
Gabe war zurückgetreten und stand neben mir. Bei Tristans Beleidigung bewegte er sich wieder.
Vance, der immer noch Tristans Arm hielt, drehte sich um und sagte: »Wenn Sie noch mal zuschlagen, Pulizzi, kassiere ich Ihre Zulassung.«
Gabe entspannte sich sichtbar und ließ seine kräftigen Schultern sinken, sodass er entspannt dastand.
Ich glaubte keine Sekunde lang, dass Gabe von Vance’
Drohung eingeschüchtert war. Ich war mir nicht sicher, was ihn zurückhielt, aber ich vermutete, dass es meine zwei Söhne sein könnten, die hinter Gabe und mir saßen. Vielleicht.
»Gehen Sie nach Hause, Tristan. Ich rufe Sie morgen früh an und sage Ihnen Bescheid, gegen wen welche Anklage erhoben wird.« Vance schob Tristan auf die Tür zu.
Tristan drehte sich um, sein ausdrucksloser Blick glitt über uns hinweg und blieb an Vance hängen. Aus seiner dünnen Nase tropfte
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