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Bis die Daemmerung uns scheidet

Bis die Daemmerung uns scheidet

Titel: Bis die Daemmerung uns scheidet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Caine
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Vampir herum und trat Shane geradewegs von der Matte. Er taumelte über den Holzboden und stürzte mitten in die knienden Schüler – wie eine Bowlingkugel, die die Kegel trifft. Sie stoben auseinander.
    Claire schnappte nach Luft und umklammerte die Griffe des Steppers fester, wobei sie das Bedürfnis unterdrückte, herunterzuspringen und zu ihm zu laufen. Aber er sprang bereits wieder auf die Füße – langsamer als beim letzten Mal – und ging zu den Matten zurück. Er legte seine rechte Faust an seine linke Handfläche, stellte die Füße nebeneinander und verbeugte sich.
    Der Vampir verbeugte sich ebenfalls. »Noch einmal«, sagte er. »Gratuliere, du bist der Erste, der es überhaupt geschafft hat, mich zu berühren. Versuch jetzt mal, mich auch richtig zu treffen.« Er entblößte die Zähne zu einem wilden kleinen Lächeln. »Komm schon, Junge. Versuch es.«
    Shane brachte sich wieder in Kampfstellung und dann, ganz plötzlich, waren all diese Kampfkunsthöflichkeiten vergessen. Er wurde zu einem Straßenschläger und der Vampir war darauf nicht vorbereitet. Obwohl er schneller war und seine Angriffe tödlicher waren, brachte ihn Shane mit zwei raschen, gut platzierten Schlägen aus dem Gleichgewicht, schlug ihm die Beine weg und warf ihn rücklings auf die Matte.
    Und er war noch nicht fertig. Claire schnappte nach Luft und hielt auf ihrem Stepper inne. Sie war wie erstarrt, als er sich auf den Vamp fallen ließ, ihm beide Knie in die Brust rammte und so tat, als würde er ihm einen Pfahl ins Herz stoßen. Dabei hatte Shanes Gesichtsausdruck etwas Wildes an sich, etwas, das sie schon gesehen hatte, aber nur, wenn er um ihr Leben gekämpft hatte. Echter, tiefer, lodernder Hass.
    Shane starrte auf den gefallenen Vamp hinunter und der Vamp entgegnete seinen Blick. Dann stand Shane langsam auf und ließ die Hand mit dem imaginären Pfahl zur Seite fallen.
    Der Vampir rollte sich in einer raschen, flüssigen Bewegung auf die Füße und brachte einen gesunden Abstand zwischen sich und Shane. Er starrte seinen Gegner einen Herzschlag zu lang an, dann verbeugte er sich förmlich. Shane tat es ihm nach.
    »Du hast Talent«, sagte der Vampir, aber es klang nicht direkt wie ein Kompliment. »Ich glaube, du bist zu fortgeschritten für diesen Einstiegskurs. Komm nachher zu mir. Ich denke, du bist bereit für ein höheres Niveau.«
    Shane verbeugte sich wieder, trat zurück und kniete wieder auf seinem Platz am Rand nieder.
    Ein dünnes blondes Mädchen stand auf und nahm seinen Platz ein. Es sah verängstigt aus. Claire verstand gut, warum. Shane hatte eine Portion echter Gewalt in den Raum gebracht und das hatte die Aufmerksamkeit aller erregt. Die Geräusche der Gewichte und die Unterhaltungen der Leute waren leiser geworden oder hatten ganz aufgehört.
    Claire merkte, dass sie unbeweglich auf dem Stepper stand. Sie fing wieder an zu treten, wobei sie überhaupt nicht bei der Sache war, obwohl ihre Wadenmuskeln schon brannten. Sie konnte den Blick nicht mehr von Shane abwenden. Zwischen den ganzen Leuten konnte sie zwar nur einen Teil seines Gesichts sehen, aber sie bemerkte trotzdem, dass er überhaupt nicht auf das blonde Mädchen achtete, das da gerade – recht sanft – verprügelt wurde. Mit unbewegtem Gesicht starrte er stumm geradeaus. Falls sein Sieg ihm ein Gefühl des Triumphes verliehen hatte, so konnte sie das nicht erkennen.
    SHANE
    Ich war nicht immer so. Ich weiß, dass die Leute glauben, ich würde gern kämpfen, und ja, vielleicht haben sie recht – ich kämpfe gern –, aber das war anders, als ich klein war. Ich wollte nur dazugehören und mit allen gut auskommen, in einer Stadt, in der es höllisch schwierig war dazuzugehören.
    Ich glaube, ich war noch in der Grundschule, als ich das erste Mal jemanden geschlagen habe, was für Jungs ja relativ normal ist. Aber es geschah nicht, weil mich jemand angegriffen hatte. Nein, ich habe zuerst zugeschlagen.
    Ich schlug einen Typen namens Terrence James, weil er meinen besten Freund herumschubste, der kleiner war und sich nicht selbst wehren konnte. Ich hingegen war ungefähr so groß wie Terrence, und mitzukriegen, dass ein so großer Kerl auf einem kleineren herumhackte, ließ mich rot sehen.
    Ich weiß auch, warum. Wegen meinem Dad. Mein Dad, der okay war, wenn er nüchtern war, aber fies, wenn er getrunken hatte. Er hat mich nicht so oft geschlagen, zumindest damals noch nicht, aber er war Furcht einflößend und genoss es, die Leute

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