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Bis die Daemmerung uns scheidet

Bis die Daemmerung uns scheidet

Titel: Bis die Daemmerung uns scheidet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Caine
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knisterte jetzt vor negativer Spannung. »Hört auf, Leute! Es ist nur ein Spiel!«
    »Nein, es ist eben nicht nur ein Spiel. Geh mir aus dem Weg, verdammt noch mal!«
    »Stopp!«, sagte sie scharf und boxte Shane gegen die Schulter. »Mann, hast du noch nicht genug gekämpft für heute? Was soll das? Michael hat recht. Man macht keine Sachen kaputt, weil man ein Spiel verloren hat. Du bist kein Dreijähriger mehr, Shane!«
    Seine dunklen Augen richteten sich auf sie und sie spürte, wie sie ein sehr, sehr kaltes Frösteln überlief. Das war nicht der Shane, den sie kannte. Das war der andere Shane. »Schlag mich nie wieder«, sagte er. »Das mag ich nicht.«
    Claire ließ ihre Hände seitlich herunterfallen und holte tief Luft. »Tut mir leid, das hätte ich nicht tun sollen. Ich wollte nur deine Aufmerksamkeit wecken.«
    Na ja, das zumindest war ihr gelungen. Jetzt wünschte sie, dass sie es lieber nicht getan hätte. Aber wenigstens hatte es den Schwung aus diesem Was-immer-da-zwischen-Michael-und-Shane-passierte genommen.
    Jetzt war es nur noch etwas zwischen ihr und Shane.
    »Claire«, sagte Michael. Sie hob die Hand, ohne ihn anzuschauen, und er schwieg.
    Und sie wartete darauf, dass Shane etwas sagte.
    SHANE
    Ich hasse es zu verlieren. Ich meine, ich hasse es wirklich. Normalerweise versuche ich, das zu vertuschen, und tue so, als würde es mir nichts ausmachen, aber irgendetwas in mir verdreht sich dann und ist völlig verzweifelt. Denn Verlieren bedeutet, dass man jemandem ausgeliefert ist, auch wenn es nur ein Spiel ist. Selbst wenn es eigentlich nichts bedeuten sollte.
    Ich war schon viel zu oft in meinem Leben in der Gewalt von jemand anderem. Zuerst in der meines Dads. Dann in der der Vampire. Immer lauerte da jemand, jemand, der schneller, stärker und grausamer war als ich, deshalb fühlte ich mich die ganze Zeit wie ein verängstigtes kleines Kind.
    Ich habe nicht gelogen. Der Game-Controller hat mich im Stich gelassen. Die Knöpfe sind stecken geblieben. Es war nicht meine Schuld, dass ich verloren habe. Der Controller war schuld. Ich hätte nicht verloren, nicht gegen Michael. Nicht mehr. Ja, es war dumm von mir, dass ich die Beherrschung verloren habe, aber der Gedanke, er hätte nicht fair gespielt, er hätte betrogen, er hätte diese Vampirreflexe eingesetzt, um zu gewinnen, und dass er es dann nicht verdient hätte … das hat mich innerlich zerfressen, okay?
    Vielleicht ist in diesem Fitnessstudio einfach etwas losgebrochen, etwas, das ich normalerweise in einer dunklen Höhle unter Verschluss halte. Ich meine, es war immerhin Michael. Aber während ich ihn anstarrte, fiel mir wieder ein, dass er gar nicht mein Freund war. Jedenfalls nicht der, mit dem ich aufgewachsen war, der immer auf mich aufgepasst hatte. Das hier war zwar Michaels Körper, aber innerhalb dieser Hülle war er nicht mehr derselbe Mensch. Die Mädchen waren durcheinander. Claire hat versucht, mit mir zu sprechen, aber ich hörte nichts. Erst als sie mir gegen die Schulter boxte. Es fühlte sich wie ein heftiger, stechender Schlag an, auch wenn ich weiß, dass das nicht stimmte. Es war nur so, dass all meine Nerven blank lagen, weil ich so unter Strom stand. Ich sagte etwas zu ihr, was wahrscheinlich nicht besonders nett war, und ich spürte einen ganz hässlichen Impuls, der rot glühend von meinem Gehirn zu meiner Hand sprang.
    Meine Finger verkrampften sich zu einer festen Kugel aus Muskeln, Knochen und Kraft.
    Claire blickte zu mir auf, in ihrem Gesicht standen Sorge und Wut und zum ersten Mal sah ich mein Spiegelbild in ihren Augen. Ich sah, was ich tat.
    Ich kannte diesen Blick. Diese Miene. Ich hatte sie meine ganze Kindheit lang gesehen, wann immer mein Dad aus der Kneipe getorkelt kam. Nach Alyssas Tod hatte ich sie rund um die Uhr gesehen.
    Es war, als würde ein Vorhang aufgerissen, als würde mein Inneres mit Licht durchflutet, und mir gefiel überhaupt nicht, was ich dort sah. Kämpfen war eine Sache. Aber das … das hier war etwas anderes. Das war ich und im Moment verwandelte ich mich in etwas, was ich nie werden wollte.
    Aber tief in meinem Innersten wurde mir klar, warum mein Dad so gewesen war. Es war leicht, all diese Dämonen loszulassen, sie brüllen zu lassen.
    Und es fühlte sich gut an.
    Das jagte mir mehr Angst ein, als alles, was ich je erlebt hatte.
    Claire merkte, dass sich etwas in ihm regte, es durchlief ihn wie ein Ruck. Dann blinzelte er und war wieder vollkommen Shane – warmherzig, real und

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