Bis die Daemmerung uns scheidet
Konventionen beiseitelassen?«
»Unbedingt«, sagte Oliver und warf seinen Helm in die Ecke. Sie legte ihren Helm an einer sicheren Stelle ab.
»Waffen?«, fragte er.
»Ich bevorzuge den Degen«, sagte sie. »Zwei.«
»Ah. Wie die Florentiner. Das passt mir.«
Beide nahmen zwei Schwerter und während sich Claire und Eve auf eine Bank hinten im Raum setzten, traten sich Amelie und Oliver gegenüber. Amelie kreuzte ihre Schwerter vor ihrem Gesicht und Oliver tat es ihr nach. Das Geräusch von vier Klingen, die die Luft zerschnitten, ließ Claire erschauern. »Was machen sie?«, flüsterte sie.
»Freies Kämpfen«, antwortete Eve leise. »Ohne Regeln. So ähnlich wie ein Duell im alten Stil.«
»Nicht ganz«, sagte Amelie. Sie lächelte fast. »Das hier endet wahrscheinlich nicht tödlich.«
»Aber garantieren lässt sich das nicht«, sagte Oliver. Er lächelte tatsächlich, und zwar nicht auf seine übliche verzerrte Ich-bin-total-böse-Art. Er wirkte fast glücklich. »Bereit?«
»Natürlich.« Allerdings sah sie nicht so aus, denn sie hielt ihre Schwerter nach unten, fast so, als würde sie nicht wissen, was sie mit ihnen tun sollte.
Oliver machte einen Schritt auf sie zu und die Waffen zuckten so schnell nach oben und richteten sich auf ihn, dass Claire erschrocken blinzelte. Oliver hob einen der Degen über seinen Kopf wie einen Skorpionstachel und drehte sich nach rechts. Amelie drehte sich ebenfalls und wahrte dadurch den Abstand zwischen ihnen … bis sie plötzlich zwei leichte, schnelle Schritte machte und dann einen Sprung, der in einem gleitenden Stich gipfelte. Beide Degen trafen ihr Ziel: Einer verletzte Oliver am Bein, der andere unter dem Arm. Er wirbelte herum und traf sie mit einem heimtückischen Stich am Rücken – zumindest versuchte er das. Sie musste gewusst haben, was er vorhatte, denn sie bog sich nach vorne, anmutig wie eine Weide, und rollte sich über die Knie ab, um den nächsten Schlag zu parieren.
Und das war erst der Anfang.
»Weißt du«, sagte Eve geistesabwesend etwa fünf Minuten später, als die beiden Vampire sich noch immer umkreisten, aufeinander einstachen und Punkte zählten, »vielleicht sollte ich ihn nicht nerven. Sie auch nicht. Nie wieder.«
»Meinst du?«, flüsterte Claire zurück. »Mein Gott, das ist ja wie Terminator meets Buffy.«
»Wie entscheiden sie, wer gewonnen hat? Ich meine, sie schlagen eindeutig aufeinander ein, aber beide tun jedes Mal so, als wäre das gar nichts.«
»Ich glaube, das spielt keine Rolle«, sagte Claire.
Dies stellte sich dreißig Sekunden später als richtig heraus, als Amelie mit der Spitze ihres Degens dreimal auf den Boden klopfte. Oliver, der gerade angreifen wollte, änderte in letzter Sekunde den Kurs und nahm eine neutrale Stellung ein.
»Genug?«, fragte er.
»Es war mir ein großes Vergnügen«, sagte sie. »Zweiunddreißig tödliche Kontakte für dich, einunddreißig für mich. Aber es macht mir nichts aus, gegen einen Meister zu verlieren, Oliver.« Mit gesenkten Schwertern verbeugte sie sich leicht.
Er verbeugte sich ebenfalls, ein wenig tiefer. »Mir auch nicht«, sagte er. »Aber gewinnen ist immer besser. Du bevorzugst wieder deine Rechte, weißt du?«
»Ich habe es bemerkt. Nicht alle von uns können die eigenen Nachteile so leicht überwinden.«
Sie tauschten ein Lächeln aus, ein aufrichtiges, und Claire wechselte einen Blick mit Eve. Eve räusperte sich.
»Seid ihr immer noch da?«, fragte Oliver, ohne die Miene zu verziehen oder seinen Blick von Amelie abzuwenden. »Haut ab.«
»Okay«, sagte Claire. »Wir gehen ja schon.«
Sie nahm Eves Sachen und sie gingen zusammen zu den Umkleideräumen, um die schweißnasse Fechtkleidung auszuziehen. Eve stopfte ihre in die Tasche und zog ihr rosafarbenes T-Shirt aus. Claire schnappte nach Luft, als sie den Bluterguss sah, der sich gerade auf Eves Oberkörper bildete. Er war mindestens sieben Zentimeter breit und sah sehr schmerzhaft aus.
»Verdammt«, sagte Eve. »Er wird nicht mal von meinem BH verdeckt. Da muss ich wohl meine Garderobe für die nächsten drei Tage noch mal überdenken.« Sie untersuchte den Bluterguss mit der Fingerspitze und zuckte zusammen. »Nichts gebrochen, nur eine hübsche Erinnerung daran, dass man mit Ollie auf der Tanzfläche der spitzen Gegenstände besser keine Mätzchen macht.«
»Ich kann nicht glauben, dass du gegen ihn gekämpft hast.«
»Gegen ihn gekämpft? Verdammt, Süße, ich habe ihn höchstens gestreift. Weißt
Weitere Kostenlose Bücher