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Bis die Daemmerung uns scheidet

Bis die Daemmerung uns scheidet

Titel: Bis die Daemmerung uns scheidet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Caine
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ihr Handy umklammerte, als würde ihr Leben davon abhängen. Sie bemerkte, dass am anderen Ende der Leitung noch immer jemand Fragen stellte.
    »Hallo?«, sagte sie. »Polizei? Sie müssen einen Streifenwagen schicken …«
    Myrnin riss ihr das Handy mit lässigem Schwung aus der Hand und sagte. »Hat sich erledigt. Jetzt ist alles in Ordnung, absolut kein Problem hier. Beachten Sie sie einfach nicht. Danke für Ihren Schutz und Ihre Dienste.« Und dann legte er auf.
    »Hey!« Claire wollte nach dem Handy greifen, doch er hielt es außer Reichweite.
    »Wenn du menschliche Polizisten auf ihn hetzt, besorgst du ihm nur einen schnellen Snack«, sagte er. »Und wenn sie Glück haben, sterben sie dabei. Komm jetzt.« Er packte sie am Handgelenk und zog sie rasch weiter. Sein Griff war härter als nötig und Claire bemühte sich, nicht zusammenzuzucken.
    »Was ist da gerade passiert?«, fragte sie. »Und erzählen Sie mir jetzt nicht, dass das irgendein zufälliger Vamp-Angriff war.«
    »War es auch nicht«, sagte er. »Aber darüber reden wir erst, wenn wir angekommen sind.«
    Sie näherten sich jetzt dem Kontrollpunkt. Der wachhabende Polizist musterte sie, nickte dann und winkte sie durch. Myrnin verlangsamte nicht mal seinen Schritt.
    »Wohin gehen wir?«, fragte Claire.
    »Mit Jason sprechen natürlich.«
    »Was? Aber …«
    »Ich glaube, das hängt alles zusammen. Jason ist nur ein Bauer auf dem Schachbrett und wir müssen uns vergewissern, wessen Bauer er ist. Man geht davon aus, dass du es schaffen kannst, ihm diese Information zu entlocken.«
    »Moment mal – Sie … Sie wollen, dass ich ihn verhöre?«
    »Dass du mit ihm redest. Du hast schon einmal eine Beziehung zu ihm aufbauen können, vielleicht sagt er dir Dinge, die er den Vampiren nicht verraten würde. Du hast den Vorteil, ein Mensch zu sein wie er.«
    »Vorteil?«
    »Sagen wir einfach, er hat den Vampiren gegenüber tiefes Misstrauen entwickelt.«
    »Was zum Teufel haben Sie mit ihm angestellt?«
    Myrnin sah sie nicht an. Sie gingen inzwischen über einen breiten Fußweg, der auf beiden Seiten von großen dunklen Bäumen gesäumt war. Im Tageslicht ganz hübsch anzusehen. Im Dunkeln ein hervorragender Hinterhalt. Doch da waren Vampire, die im Mondschein spazieren gingen. Hier würde dieses schreckliche skelettartige Ding nicht angreifen. Das würde es nicht wagen.
    Plötzlich sehnte sie sich von ganzem Herzen danach, zu Hause zu sein.
    »Myrnin? Was war das?«
    Er sagte kein Wort mehr, bis sie das Gebäude erreichten, in dem Jason gefangen gehalten wurde.

5
    W eitgehend allein in einer Vampirhochburg zu sein, war ein schrecklich beunruhigendes Gefühl … vor allem als Claire bewusst wurde, dass sie aus dem Fenster »entführt« worden war und niemand, nicht einmal Shane, wusste, wo sie war. Das war wahrscheinlich nicht die brillanteste aller Ideen gewesen. Merke: In Zukunft immer eine Ich-weiß-wer-mich-umgebracht-hat-Notiz hinterlassen.
    Dies hier war nicht das saubere, sterile Gebäude, das wie ein Bestattungsinstitut aussah und in dem Amelie ihre Büros untergebracht hatte. Das hier war ein fensterloser Bau, ohne dicke Teppiche und die eisige Eleganz von Marmor. Das Gebäude war eher … funktional. Kahle Wände. Grelle Lichter. Nackte Fußböden.
    Und es roch nach Desinfektionsmittel, was Furcht einflößend war.
    In der Eingangshalle befand sich ein schlichter Empfangstisch aus Holz. Dahinter saß ein Vampir, den Claire bereits kannte. Ursprünglich hatte er dunkle Haut gehabt, aber durch das Leben als Vampir war sie aschgrau geworden. Er war auf einem Auge blind, und als er sie sah, entblößte er all seine Zähne zu einem Lächeln.
    Sie hatte ihn in der Bibliothek der Texas Prairie University kennengelernt und er hatte versucht, sie umzubringen. Ihrer Erfahrung nach also kein besonders freundlicher Vampir.
    »Der Vampirjägerlehrling«, sagte er. »Gut. Ich werde langsam hungrig. Danke, dass du mir das Mittagessen mitbringst.«
    »Sie gehört zu mir, John«, sagte Myrnin und drohte ihm mit dem Zeigefinger. »Es wird nicht genascht. Außerdem bräuchtest du dafür erst Amelies Erlaubnis. Und die würdest du nicht bekommen, wie du sehr wohl weißt. Du bist noch auf Bewährung wegen deines letzten, ähm, Vorfalls.«
    Der Vampir zuckte mit den Achseln und sah enttäuscht aus. »Na schön. Was wollt ihr hier?«
    »Das geht dich nichts an, John. Mach einfach deinen Job und halt die Klappe«, sagte Myrnin und zog Claire mit sich. »Hier lang.«
    Sie

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