Bis die Daemmerung uns scheidet
Doug die Tür öffnete, stand ich nur da und Bishop … machte einfach nur eine Handbewegung. So hat es zumindest ausgesehen. Als Nächstes lag Doug mit durchgeschnittener Kehle auf dem Bett und verblutete. Bishop nahm etwas aus seinem Rucksack und sagte: »Du dachtest wohl, du könntest mir drohen?« Da bin ich, so schnell es ging, abgehauen. Es war mir egal, wer mich dabei sah. Ich wollte einfach nur weg. Sein Gesichtsausdruck … ich dachte schon, er würde gleich jeden Einzelnen im ganzen Wohnheim umbringen.« Jason schluckte. »Er hat sich gut amüsiert. Und er war am Verhungern.«
Claire dachte an die beiden Studenten in dem Stockwerk, die gerade einen Krieg der Stereoanlagen geführt hatten, denen überhaupt nicht bewusst gewesen war, dass ein paar Türen weiter der Tod lauerte. Glück gehabt. Und wie! »Was hat er genommen?«
»Was weiß ich. Hat wie eine Ampulle oder so was ausgesehen. Und ein paar Papiere. Aber das wollte ich alles auch gar nicht so genau wissen. Ich war vor allem damit beschäftigt, schleunigst zu verschwinden. Glaub mir, ich wünschte, ich hätte nichts gesehen und würde nichts wissen.« Jason lehnte seine Stirn gegen die Knie. »Ich weiß nicht, wo Bishop jetzt ist. Ich weiß nicht, was er macht. Und glaub mir, ich arbeite auch nicht für ihn. Er sollte nur jemandem vorgestellt werden, dem Freund eines Freundes sozusagen. Ich dachte, es geht um die Beschaffung von Stoff oder so was. Als mir klar wurde, wer das war, hätte ich verdammt noch mal abhauen sollen, aber ich hatte zu große Angst. Ich wusste – wenn ich ihn nicht dorthin bringen würde, wohin er wollte, dann …«
Claire konnte sich nur allzu gut ausmalen, was Bishop tat, wenn man ihn enttäuschte. »Es ist nicht deine Schuld«, sagte sie. »Du hattest keine andere Wahl.« Jason hatte Glück, überhaupt noch am Leben zu sein.
»Und jetzt habe ich auch keine andere Wahl«, sagte er. »Claire, die können keine Informationen über Bishops neues Versteck aus mir herausfoltern. Ich würde alles sofort sagen, wenn ich etwas wüsste, weil mir die ganze Sache verdammt große Angst macht. Aber ich weiß einfach nichts darüber.«
Sie glaubte ihm. Suchend sah sie sich an den Wänden nach Kameras um. In der anderen Ecke der Zelle entdeckte sie ein winziges Auge aus Glas an der Decke. Ein paar Sekunden lang starrte sie es an und fragte sich, wer sie damit wohl gerade beobachtete. Höchstwahrscheinlich Amelie. Und Myrnin vermutlich, wenn er nicht immer noch auf der anderen Seite der Tür auf der Lauer lag.
»Ich versuche, dich hier rauszuholen, Jason«, sagte sie. »Ich weiß aber nicht, ob ich bei der Polizei irgendetwas für dich tun kann.«
Er zuckte nur die Achseln und verfiel wieder in Schweigen. Seine Augen wirkten noch immer tot, aber jetzt wurde ihr klar, dass das keine Gleichgültigkeit war.
Es war Angst.
Sie stand auf und ging auf die Tür zu. Dort wartete sie. Das Schloss öffnete sich und die Tür ging auf.
»Claire?«, sagte Jason plötzlich. Sie blickte zu ihm zurück. »Falls ich dich nicht mehr sehe – danke, dass du es versucht hast. Das hat noch nie jemand für mich getan. Nicht einmal Eve. Ich meine, sie ist meine Schwester und ich habe sie lieb, aber … ich glaube, sie wusste schon immer, dass ich ein hoffnungsloser Fall bin.«
Das war das Traurigste, was sie je gehört hatte. Claire versuchte trotzdem zu lächeln, aber sie glaubte nicht, dass es überzeugend wirkte. Jason lächelte nicht zurück.
»Wir sehen uns wieder«, sagte sie. »Das verspreche ich.«
Als die Tür hinter ihr zufiel und mit dem satten Klang von Metall einrastete, hoffte sie, ihr Versprechen halten zu können. Der Flur lag in beide Richtungen verlassen da, nur gerade Linien, Kratzer an den Wänden und ein Gefühl von Hoffnungslosigkeit so dick wie die weiße Farbe.
Und dann tauchte John, der Vampir vom Empfang, im Korridor auf. Claire blieb abrupt stehen, angespannt und auf alles gefasst. Er starrte sie einen Moment lang an und winkte ihr dann.
Sie blieb, wo sie war.
»Wie du willst«, sagte er. »Mir wurde gesagt, ich soll dich hinausbringen. Wenn du bleiben willst, ist das auch kein Problem, Mädchen. Ich habe jede Menge freier Zellen.«
»Ich warte auf Myrnin.«
»Da kannst du lange warten«, sagte er. »Er ist oben bei der Chefin. Du kommst jetzt mit mir oder du wanderst in eine Zelle. Du hast die Wahl.«
Wenn Amelie die Aufnahmen der Überwachungskameras anschaute, würde sie Claire im Flur sehen und was immer hier
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