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Bis die Daemmerung uns scheidet

Bis die Daemmerung uns scheidet

Titel: Bis die Daemmerung uns scheidet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Caine
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anderen Verbrecher behandeln.«
    »Wie amüsant du bist, Kleines«, sagte Glory und lachte, wie um es zu beweisen. »Du bist eine Freundin von Michael, nicht wahr? Eine von denen, die in seinem Haus leben.«
    »Ja.«
    »Und der andere Junge heißt …?«
    »Shane«, sagte Claire. Sie spürte den Impuls von Furcht in sich aufsteigen, aber es war nur ein Anflug. »Er heißt Shane.«
    »Ich habe ihn im Fitnessstudio gesehen«, sagte sie. »Er hat einen guten Instinkt, muss ich sagen. Ein guter Kämpfer. Er kann sehr wertvoll sein in bestimmten Situationen. Ihre herrlichen blauen Augen flackerten auf und Claire wusste auf diese abwesende, belanglose Art und Weise, dass Gloriana jetzt mit ihr spielte wie eine Katze, die eine Maus herumwarf. »Ja, ich verstehe, wie vorteilhaft es ist, ihn in der eigenen Ecke zu haben.«
    Oliver lehnte sich zurück. »Zu dumm, dass dir nicht mehr die Boxclubs gehören, von denen du in Victorias Zeit so begeistert warst. Die waren sehr lukrativ für dich, nicht wahr?«
    »Oh ja, sehr profitabel«, sagte sie. »Was für ein Jammer. Er wäre ein echter Gewinn gewesen. Und er ist eine Waise, wie ich gehört habe. Wie traurig. Wenn keine guten Einflüsse auf einen wirken, ist man so … verletzlich.« Sie beugte sich über den Tisch und die warme Intensität ihres Blickes, der auf Claire ruhte, wurde so stark, dass es sich anfühlte, als würde sie in pures, warmes Licht gebadet und ohne eine Sorge auf der Welt darin herumschwimmen. »Wie ich gehört habe, kennst du meinen alten Freund Myrnin. Wie geht es ihm? Ich bewundere den verrückten alten Mann wirklich. Arbeitet er gerade an etwas … Interessantem?«
    »Claire«, sagte eine Stimme in ihrem Ohr, eine metallische Stimme, die sie nicht sofort einordnen konnte. Frank. »Claire, das darfst du nicht beantworten. Hör auf damit. Und zwar sofort.«
    Aber sie konnte nicht. Obwohl Glory über Shane sprach, als wäre er ein Stück Rindfleisch, obwohl sie Fragen über Myrnin stellte, war Claire ganz ruhig und fühlte sich geborgen. Sie konnte sich einfach nicht dazu bringen, etwas anderes zu empfinden. Frank klang wütend und aufgebracht, aber sie konnte nicht verstehen, warum. Glory war die beste Freundin, die sie sich vorstellen konnte; besser als Eve, denn Glory würde Claire nie verurteilen, würde nie zulassen, dass sie sich schlecht oder schuldig fühlt.
    Claire sagte: »Er arbeitet gerade an …«
    »Claire, tut mir leid, du musst jetzt damit aufhören, bevor es dir über den Kopf wächst«, unterbrach Frank sie. Und im nächsten Moment spürte sie einen brennenden, scharfen Schmerz, der so blitzschnell durch ihren Körper zuckte, dass er vorbei war, noch bevor sie ihn registrierte. Ein Schock, der aus ihren Kopfhörern gekommen war. Claire zuckte ein wenig zusammen, blinzelte und ihr Herzschlag beschleunigte sich ruckartig. Sie riss die Ohrstöpsel heraus, schauderte und die Ruhe fiel von ihr ab wie eine Decke.
    Eiskalte Angst packte sie. Gloriana lächelte sie noch immer an, aber ihr Lächeln sah nicht mehr warm aus, sondern … raubtierhaft. Und grausam. Claire schluckte und stand auf. Ihr Stuhl schabte geräuschvoll nach hinten. Alle starrten sie jetzt an und der Einzige, der nicht aussah, als würde er gleich die Vampirzähne herunterklappen, war Oliver. Er machte ein finsteres Gesicht, was aber dieses Mal Gloriana galt.
    »Glory«, sagte er. »Hast du das Mädchen geblendet?«
    »Ein wenig.« Sie zuckte mit den Schultern. »Ich wollte nur spielen.«
    »Um Himmels willen, spiel mit jemand anderem. Sie ist Amelies Eigentum. Und sie ist deine Anstrengungen nicht wert.«
    Glory lachte. »Ich weiß. Aber ich habe ihr nicht wehgetan, oder?« Sie lächelte wieder Claire an. »Willst du uns schon verlassen, Kleines?«
    Claire machte einen riesigen Schritt rückwärts. Das Lächeln hatte jetzt keine Wirkung mehr auf sie, wahrscheinlich weil so viel Adrenalin durch ihren Körper jagte. »Halt dich von uns fern«, sagte sie. »Lass Shane in Ruhe.«
    Glory verdrehte die Augen. »Ich will deinen Jungen nicht«, sagte sie. »Was sollte ich denn mit ihm anfangen? Außer für rohe Gewalt ist er für nichts zu gebrauchen. Und davon steckt so viel in ihm.«
    Claire ließ ihren Mokka auf dem Tisch stehen und ging, so schnell sie konnte, zur Tür. Beim Hinausgehen blickte sie über ihre Schulter, aber niemand hatte sich gerührt, nicht einmal Oliver, obwohl er ihr nachsah. Glory lachte und schien sie bereits vergessen zu haben. Claire trat ins Sonnenlicht

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