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Bis die Daemmerung uns scheidet

Bis die Daemmerung uns scheidet

Titel: Bis die Daemmerung uns scheidet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Caine
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war. Für Eve.
    Für mich ausnahmsweise auch.
    Ich legte mich zwei Stunden lang hin, nippte an diesen Getränken und fühlte mich mit jedem Schluck besser. Stabiler. Was immer darin war, es war großartig, denn die Schmerzen ließen nach und mit ihnen die Schuldgefühle. Es ging mir gut. Nein, es ging mir sogar noch besser.
    Ich war stark gewesen und jetzt wurde ich noch stärker, und das war schon immer nötig gewesen, um hier zu überleben. Es gab Leute, die ich beschützen musste. Und das hier würde den entscheidenden Unterschied machen.
    Ich leerte gerade die letzte Flasche, als Wassily und Gloriana hereinkamen. Glory sah fantastisch aus und ich fühlte mich verschwitzt, schmutzig und lädiert. Ich musste aufstehen, ich konnte in ihrer Gegenwart nicht herumliegen.
    »Shane«, sagte sie und schenkte mir dieses Lächeln. »Ich habe gerade deine kleine Freundin Claire getroffen. Du solltest stolz sein, sie fürchtet sich vor nichts, weißt du? Aber sie ist so zerbrechlich. Und ich bin ziemlich besorgt wegen ihrer Beziehung zu Myrnin. Er ist so labil, findest du nicht auch?«
    Ich fand das auch und hatte es schon immer gedacht. Sie sprach nur aus, was für mich und alle anderen, abgesehen von Claire, eindeutig war. »Es gefällt mir auch nicht«, sagte ich. »Aber sie tut, was sie will.«
    »Ja, das tut sie.« Glory musterte mich ein paar Sekunden lang, dann warf sie Wassily einen Blick zu. »Ich glaube, er ist bereit, oder?«
    »Bereit wofür?«
    »Bereit, den Rest zu hören«, sagte Wassily. »Du hast heute gewaltige Tapferkeit gezeigt, Shane. Und großes Talent. Wir können dir eine Möglichkeit bieten, eine, bei der du – wie ich glaube – deine besten Fähigkeiten voll einbringen könntest. Weißt du, wir können dir zwei Dinge anbieten, die du schon immer wolltest.«
    »Geld«, sagte Glory. »Viel Geld. So viel, dass du und Claire für den Rest eures Lebens versorgt seid.«
    Na ja, wer wollte kein Geld? Ich kratzte es mühselig zusammen, und zwar auf die harte Tour. Das hier klang gut. Echt gut. »Was ist das zweite?«, fragte ich.
    Jetzt war Wassily an der Reihe. »Die Möglichkeit, Morganville zu verlassen«, sagte er. »Bevor es zu spät ist. Denn diese Stadt wird auf die eine oder andere Weise untergehen, und wenn du schlau bist, nimmst du das Geld und sicherst dir einen Freischein, solange das noch möglich ist.«
    Geld und ein Freischein? Ich blinzelte, weil das klang, als hätten sie meine Gedanken gelesen. Ich war mir nicht ganz sicher, ob das nicht auch der Fall war. Glory war irrsinnig gut darin zu erraten, was ich dachte … oder mich dazu zu bringen, so zu denken wie sie wollte. Das hätte mich alarmieren sollen, tat es aber nicht, wenn es von ihr kam. Da schien es einfach … nett zu sein. So als müsste ich nicht mehr kämpfen, um verstanden zu werden. Glory verstand mich einfach.
    »Was ist mit Claire?«, fragte ich.
    »Claire könnte natürlich mit dir gehen«, sagte Wassily. »Und alle anderen, die du sicher aus Morganville rausbringen willst. Du kannst sie retten, Shane. Und dafür musst du nur tun, was du am besten kannst.«
    »Kämpfen«, sagte Gloriana. Ihre Augen waren jetzt nicht mehr blau. Sie hatten eine helle, glitzernde Farbe angenommen, fast weiß, und eigentlich hätte das erschreckend sein müssen, aber es sah einfach nur schön aus. Ich fühlte mich warm und schwerelos und verspürte vollkommenen Frieden. »Alles, was du zu tun brauchst, ist, vor laufender Kamera kämpfen. Für ein Publikum. Glaubst du, du kannst das?«
    Ich lächelte und sagte: »Wo kann ich unterschreiben?«
    Sie hatten die Papiere schon dabei und ich kritzelte meine Unterschrift auf die entsprechenden Stellen. Wassily reichte mir einen Umschlag mit Geld, echtem Geld, und zwar mehr, als ich gesehen hatte, seit mein Dad illegale Waffengeschäfte betrieben hatte.
    Glorys Augen wurden wieder blau – hübsches, menschliches Blau –, sie küsste mich auf die verschwitzte Stirn und reichte mir eine weitere Sportflasche. »Ruh dich aus«, sagte sie. Sie fuhr mir mit den Fingern durch die verfilzten Haare. »Du brauchst dich um nichts zu sorgen.«
    Ich sank auf die Pritsche und schloss die Augen. Aber ich schlief nicht ein. Eine ganze Weile nicht.
    Oder vielleicht träumte ich. Ich hörte wie im Traum, was sie sagten, als sie glaubten, ich könnte sie nicht hören.
    »Es ist gefährlich«, sagte Glory. Ihre Stimme klang jetzt ausdruckslos, nicht so gefühlvoll und zwitschernd, wie wenn sie mit mir sprach. Sie klang

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