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Bis die Daemmerung uns scheidet

Bis die Daemmerung uns scheidet

Titel: Bis die Daemmerung uns scheidet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Caine
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gegenüber einfach vorsichtig«, sagte Frank. »Wenn sie versucht, ihre Blendung einzusetzen, kannst du dich durch Schmerzen davon lösen – bei Mädchen funktioniert das manchmal. Bei Jungs weniger. Wahrscheinlich weil sie Mädchen nicht so gut ausnutzen kann oder weil Mädchen einfach anders ticken. Aber wahrscheinlich setzt sie ihre Blendung ohnehin nicht bei dir ein. Im Allgemeinen hält sie nicht viel von Menschen und Mädchen sind definitiv überhaupt nicht ihr Ding.«
    »Moment mal. Wie war das? Ich kann mich dem widersetzen, wenn ich mir selbst wehtue? Inwiefern hilft mir das? Glauben Sie, ich stehe auf Schmerzen?«
    »Na schön. Dann sieh zu, wie du allein zurechtkommst. Viel Spaß noch.« Damit kehrte das Summen in die Kopfhörer zurück, dauerhaft und nichtssagend.
    Oliver winkte ihr ungeduldig zu und knallte eine Tasse für sie auf die Theke. Ihr Mokka vermutlich. Sie rechnete nicht damit, dass er gut schmeckte, Olivers finsterem Blick nach zu urteilen. Ihr Plan, Zeit zu schinden, war nicht aufgegangen und ihr fiel kein einziger Grund ein, aus dem sie sich unter Glorianas testosteronschwangeren – und herzschlaglosen – Bewunderer hätte mischen können.
    Als sich Oliver gerade wieder auf seinen Stuhl sinken ließ, blickte Gloriana auf. Sie sah, dass Claire sie beobachtete, und lächelte. Ihre Blicke trafen sich.
    Und Claire wurde bewusst, dass sie auf den Tisch zusteuerte. Sie hatte keine Angst und sie dachte an gar nichts – sie konnte sich nicht erinnern, wann sie das letzte Mal einen solchen Frieden empfunden hatte. Befreit von sämtlichen kreisenden Gedanken.
    Sie handelte einfach.
    »Claire, nicht wahr?«, sagte Gloriana. Sie hatte eine tiefe, angenehme Stimme und ein strahlendes Lächeln. »Bitte, setz dich. Ach, Jules, sei doch so gut und bring uns bitte noch einen Stuhl, ja? Ich will nicht, dass die kleine Claire stehen muss! Das wäre wirklich unhöflich.«
    Oliver machte zwar kein finsteres Gesicht mehr, als er Claire ansah, aber er lächelte auch nicht. Er hatte einen völlig neutralen Gesichtsausdruck. Ein anderer Vampir – vermutlich Jules, auch wenn Claire ihn nicht kannte – brachte einen Stuhl und sie setzte sich, eingeklemmt zwischen zwei Fremden, die sie unter anderen Umständen wohl sofort ausgesaugt hätten.
    Und doch verspürte sie keinerlei Unbehagen.
    Sie blendet mich. Der Gedanke kam irgendwo von tief innen, eine Art flüsternder Zweifel, aber er war nicht stark genug, um etwas zu ändern. Nicht wenn Gloriana sie mit diesen großen blauen Augen so warm und einladend anlächelte. »Ich habe so viel von dir gehört«, sagte sie. »So viele Leute berichten Gutes über dich. Sogar mein alter Griesgram Oliver hier.« Sie lachte und legte ihre Hand auf Olivers, eine Geste, die liebevoll und gleichzeitig herablassend war – wie ein Hundebesitzer, der seinem Tier den Kopf tätschelt. Er warf ihr einen raschen Blick und ein Lächeln zu, das zu spät kam. »Dann sag mir, Claire, was hältst du von Morganville?«
    Normalerweise wäre sie vorsichtig gewesen mit dem, was sie sagte, aber hier, unter dem warmen Glanz von Glorys Blick … platzte sie einfach damit heraus.
    »Ich mag die Leute, die ich hier kennengelernt habe«, sagte sie. »Aber mir gefällt nicht, wie das alles funktioniert. Ich hasse es, wie die Menschen behandelt werden. Ich hasse, dass es okay ist, uns wehzutun. Das muss sich ändern.«
    Gloriana zog eine Augenbraue nach oben. »Ich dachte, das hätte sich schon geändert«, sagte sie. »Das hat Amelie zumindest gesagt. Ohne Genehmigung darf nicht gejagt werden, und auch dann nur in bestimmten Zonen. Das ist alles sehr anstrengend, aber ich verstehe natürlich, dass Arterhaltung notwendig ist. Oder willst du damit sagen, dass wir gar nicht mehr jagen sollen?«
    »Ja«, sagte Claire. »Nie wieder.« Alle am Tisch knurrten leise. Und sie hatte immer noch keine Angst. »Nie wieder«, wiederholte sie. »Ihr bekommt das Blut von der Blutbank. Ihr braucht uns das nicht antun. Es gibt keinen Grund dafür. «
    Glory lächelte. »Natürlich gibt es einen Grund«, sagte sie. »Du kannst jeden fragen, der mit Raubtieren arbeitet. Den Jagdtrieb zu unterdrücken, ist sehr, sehr schwierig und manche Tiere bekommen das nie in den Griff. Man muss ein steuerbares Ventil finden, sonst läuft zwangsläufig eines davon Amok. Das wäre viel schlimmer. Findest du nicht?«
    »Nein«, sagte Claire. »Wenn jemand gegen das Gesetz verstößt, ist er ein Verbrecher. Und ihr solltet ihn wie jeden

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