Bis die Daemmerung uns scheidet
die drei. Die Lichter summten leise und Claire spürte, wie jede Nervenfaser ihres Körpers anfing zu prickeln.
»Wir suchen nach Shane Collins«, sagte Michael. »Ist er hier?«
Der Typ an der Rezeption überprüfte eine Liste, blätterte. »Ja, er hat sich vor etwa einer halben Stunde eingeschrieben. Und ist noch nicht wieder gegangen.«
»Wir müssen ihn sprechen«, sagte Claire.
»Zehn Mäuse.«
»Wir trainieren nicht«, sagte Eve. »Ehrlich. Siehst du unsere Klamotten? Die sind nicht geeignet für Sport.«
»Das ist nicht mein Problem. Durch diese Tür zu gehen, kostet zehn Dollar, ob ihr trainiert oder nicht. Außer ihr wollt eine Mitgliedschaft. Dann kostet es fünfhundert.«
»Machst du Witze?«
»Sehe ich so aus?«
»Nein, du siehst aus wie ein Vollidiot, der dreißig Dollar von uns haben will, damit wir mit unserem Freund sprechen können«, sagte Michael und öffnete seinen Geldbeutel. »Hier sind vierzig Dollar. Die zusätzlichen zehn sind kein Trinkgeld, die will ich wieder zurück.«
Der Typ zählte zehn Ein-Dollar-Noten ab, obwohl er einen Zehn-Dollar-Schein in der Kasse hatte, und schob sie herüber. »Haut rein, Kinder«, sagte er.
Der Summer ertönte und signalisierte, dass die Tür offen war. Michael hielt sie den Mädchen auf. Claire ging zuerst hinein und lief an dem belebten Bereich mit den Kraft- und Trainingsgeräten vorbei. Alle waren besetzt, was um diese Nachtzeit überraschte. Das Verrückteste war, dass Claire keinen einzigen Vampir entdeckte … nur Menschen. Sie hatte das Gegenteil erwartet.
Shane war in der Ecke bei den Boxgeräten. Das war keine Überraschung.
Mit brutaler Intensität schlug er auf einen Sandsack ein, der in langsamen, schwerfälligen Bögen hin und her schwang, während Shane um ihn herumtänzelte. Er hatte sein T-Shirt ausgezogen und schwitzte so heftig, dass man meinen könnte, er wäre gerade aus dem Pool gestiegen. Sein Haar war strähnig und klebte ihm am Gesicht, seine Haut glänzte und tropfte. Außerdem war er mit Blutergüssen bedeckt. Bedeckt. Claire war schockiert. So hatte sie ihn noch nie zuvor gesehen. Einige der Blutergüsse waren frische rote Flecken, andere waren älter und bereits blau verfärbt und an den Rändern verschwommen. Die hässlichsten davon sahen grün und schwarz aus. Was zum Teufel hatte er getan?
Claire wollte zu ihm gehen, doch Michael legte ihr die Hand auf die Schulter, um sie aufzuhalten. »Nein«, sagte er. »Lass mich zu ihm gehen, okay?«
»Okay.« Es war irgendwie abartig, wie Shane auf diesen Sandsack eindrosch, als hätte der persönlich versucht, Shane umzubringen. Claire merkte, dass er schon eine ganze Weile dabei sein musste, wahrscheinlich seit er hier angekommen war.
Als Michael sich ihm näherte, nahm Shane den schwingenden Sandsack in seine beiden behandschuhten Hände und brachte ihn zum Stillstand. Er keuchte und sein Blick aus den geweiteten Augen fixierte seinen Freund.
»Hey«, sagte Michael. »Wir haben uns Sorgen gemacht, weil du einfach so abgehauen bist. Wir wollten nur sehen, ob es dir gut geht.«
Shane sagte nichts. Er klammerte sich keuchend an den Sandsack und musterte Michael mit diesem seltsam ausdruckslosen Starren.
»Also«, fuhr Michael fort, während er immer noch auf ihn zuging, inzwischen langsamer. Vorsichtig, als würde er sich einem wilden Tier nähern. »Was sagst du dazu, wenn wir von hier verschwinden und irgendwo eine Pizza essen gehen oder so? Du musst hungrig sein.«
Er musste irgendeine unsichtbare Linie überschritten haben, denn Shane fletschte die Zähne. Michael blieb abrupt stehen. Claire fühlte sich elend – Shane sah gar nicht aus wie er selbst. Er grinste weiter – wenn man das so nennen konnte – und griff nach der Sportflasche, die an der Seite stand. Er kippte das meiste davon in großen, durstigen Schlucken in sich hinein, wobei er jedoch keine Sekunde lang den Blick von Michael abwandte.
»Ich habe keinen Hunger«, sagte Shane schließlich. »Wassily hat mich auf eine neue Diät gesetzt. Proteinshakes.«
Michael versuchte es noch einmal. »Bro, da geht irgendein beunruhigender Mist vor sich. Was zum Teufel ist los mit dir?«
»Weißt du es nicht?«, fragte Shane. Seine Stimme klang tiefer als normal – kehliger. »Dachte, du weißt alles, du bist doch Teil der herrschenden Klasse und hast, im Gegensatz zu uns einfachen Sterblichen, von allem eine Ahnung.«
Claire hatte nicht gemerkt, dass sie Zuhörer bekommen hatten, aber dann hörte sie hinter
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