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Bis die Daemmerung uns scheidet

Bis die Daemmerung uns scheidet

Titel: Bis die Daemmerung uns scheidet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Caine
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schnell, dass seine Bewegungen verschwammen.
    Michael stürzte flach auf den Rücken. Er rollte sich ab, blinzelte und kam wieder auf die Füße, aber aus seinem Mund rann Blut. Eve schrie auf und versuchte, sich zwischen ihn und Shane zu stellen. In diesem Moment fiel Claires Blick auf eine Gestalt, die im oberen Stock an einem Metallgeländer stand und die Szene beobachtete. Eine kleine Frau mit langem, welligem honigfarbenem Haar und hübschem Gesicht. Gloriana.
    Sie lächelte. Es war kein fieses Lächeln – das hätte Claire verstanden –, sondern ein Lächeln voll kindlicher Begeisterung. Ein Lächeln, das eigentlich für Welpen, Regenbögen und wahre Liebe reserviert war.
    Nicht wenn man dabei zusah, wie Shane dabei war, Michael zusammenzuschlagen.
    Die Zuschauer strahlten eine seltsame hungrige Anerkennung aus. Niemand schritt ein, bis ein tätowierter, muskelbepackter Typ – Rad, der im Auto- und Motorradgeschäft war – Shane von hinten packte, unter seinen Armen hindurchgriff und seine Finger hinter Shanes Nacken zu einem unlösbaren Fesselgriff verschränkte. Er trat ihm gegen die Gelenke, sodass Shane in die Knie gehen musste.
    Eve half Michael, sich aufzusetzen, und wischte ihm mit einem schwarzen Spitzentaschentuch das ein wenig zu blasse Blut vom Gesicht. »Mein Gott«, sagte sie wie betäubt. »Mein Gott, mein Gott … Oh Liebling …«
    Shane versuchte, Rad abzuschütteln, doch seine Kumpels kamen jetzt näher. Als würde ihm klar werden, dass es nutzlos war, sich zu wehren, hielt Shane still.
    Eve musste beschlossen haben, dass es Michael gut ging, denn jetzt sah sie Claire an und fragte mit wachsender Sorge, ob sie verletzt war. Claire schüttelte ihre Benommenheit ab und sagte: »Nein, es geht mir gut. Michael?«
    Er antwortete nicht. Er hatte sich aufgesetzt und seine ganze Aufmerksamkeit galt jetzt Shane. Nur Shane. »Lass ihn los, Rad«, sagte er.
    »Junge«, sagte Rad, »ich glaub, das is’ keine so gute Idee. Der wird nicht aufgeben. Er wartet nur ab. Das spüre ich.«
    »Ich hab gesagt, du sollst ihn loslassen.«
    »Na dann viel Spaß auf deiner Beerdigung.« Rad ließ Shane los, der sich umdrehte und ihn wegstieß. Rad hielt zum Zeichen der Kapitulation die Hände hoch.
    Und Shane wandte sich wieder Michael zu, der nichts dergleichen signalisierte. Vielmehr war er wieder auf die Füße gekommen und schob sachte Eve beiseite. Dann trat er Shane direkt gegenüber.
    »Du bist nicht du selbst, Mann. Wodurch wird das verursacht?«, fragte Michael.
    »Es liegt an ihr«, sagte Claire und schaute zum Geländer über ihnen hinauf. »Sie spielt mit ihm.«
    Aber Gloriana war verschwunden. Weit und breit keine Spur von ihr. Claire sah sich um, aber es waren keine Vampire zu sehen. Nicht ein einziger.
    Nur Michael.
    Shane warf ihr einen flammenden Blick zu. »Wer sie?«
    »Gloriana«, sagte Claire. »Sie macht das mit dir.«
    Er lachte. »Ich hab’s nicht so mit Vampiren. Das solltest du doch wissen.«
    »Es ist eine Blendung.«
    »Nein, ist es nicht«, sagte Michael leise. »Nicht direkt. Beziehungsweise nicht nur. Stimmt’s Shane? Es ist etwas anderes.«
    »Ja«, sagte Shane. »Es ist etwas anderes. Viele von uns haben nämlich die Nase gestrichen voll davon, uns von Vampiren herumschubsen zu lassen. Wir haben genug davon, billige wandelnde Weinflaschen für euch zu spielen und euch diese Stadt wie Adlige regieren zu lassen. Das wird in Zukunft nicht mehr der Fall sein. Nicht wahr, Jungs?«
    Seine Trainingskumpels und das drahtige Mädchen hatten sich im Kreis um ihn geschart, sie hatten den gleichen Raubtierglanz in den Augen, dieselbe unter der Oberfläche schlummernde Aggressivität. Rad schien der einzige muskelbepackte Typ zu sein, der am falschen Ort war und die falsche Einstellung hatte. Mit unbehaglicher Miene blickte er sich jetzt um.
    »Hör mal, vielleicht solltest du lieber gehen«, sagte er zu Michael, dann sah er Eve und Claire an. »Ihr alle. Löst das Problem später.«
    Instinktiv wollte Claire sagen, dass sie bleiben würde, dass keine Macht der Welt sie dazu bringen konnte, Shane in diesem Zustand zurückzulassen; aber sie wusste, dass Michael und Eve dann auch bleiben würden. Und das war nicht gut. Shane schien besonders böse darüber zu sein, dass Michael da war – und Eve, so wie er sie gerade anstarrte.
    Ein großer Kerl in Mikrofaserpulli und mit zu vielen Muskeln und Goldkettchen warf Eve ein echt fieses Grinsen zu, das beinahe ein Fauchen war. Er sah aus, als wäre

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