Bis die Daemmerung uns scheidet
gut einstecken. Das muss man ihm lassen.«
»Ja, von dir musste er ja auch eine ganze Menge einstecken«, sagte Shiemaa. Sie und Keith stießen vor mir die Fäuste aneinander. »Nicht dass ich ihn vermisse, aber was hat er ausgeplaudert?«
»Weiß ich nicht. Will ich auch nicht wissen.«
»Doug«, wiederholte ich. Etwas von dem Nebel lichtete sich, auch wenn ich meine Hände zu Fäusten geballt hatte, um überschüssige Energie abzubauen. »College-Typ? Wurde mit durchgeschnittener Kehle gefunden?«
»Ja, genau. Stinke-Doug. Mann, der hatte echt Hygieneprobleme.«
»Und das will was heißen, wenn du das schon sagst«, sagte Shiemaa. Keith versetzte ihr hinter meinem Rücken einen Schlag. Sie blockte ihn mühelos ab. »Warum? Kanntest du ihn?«
»Meine Freundin hat die Leiche gefunden«, sagte ich. »Sie kannte ihn. Ich wusste gar nicht, dass er hier mit dabei war. «
»Ja, er war einer der Ersten, den sie gefragt haben«, sagte Shiemaa. »Wahrscheinlich, weil er verrückt war und ein Einzelgänger und die meiste Zeit zugedröhnt. Er stammte nicht mal aus Morganville. Ich nehme an, dadurch haben sie den Schaden begrenzt.«
Komisch, aber der Gedanke, dass Wassily und Glory jemanden von uns umbringen würden, um ihren kleinen verkorksten Kampfclub zu schützen … überraschte mich überhaupt nicht. Alarmierte mich auch nicht. Stinke-Doug hatte sich das selbst zuzuschreiben.
Shiemaa klopfte nicht gerade sanft gegen meinen Hinterkopf. »Yo, Hübscher, wie wär’s mit ein paar Runden?« Der Ring war jetzt leer. Die Vamps verdrückten sich gerade, um zu tun, was immer sie zu mitternächtlicher Stunde taten.
»Nee«, sagte ich. Mir war gerade nicht danach, irgendjemanden zu verprügeln, nicht einmal Shiemaa, die das aushalten konnte. »Ich gehe nach draußen und bearbeite die Sandsäcke.«
»Wie du willst«, sagte sie und stieß Keith an. »Gehen wir, Großer. «
Ich ging in den öffentlichen Bereich. Um diese Nachtzeit trauten sich nur wenige Leute herein, und sobald sich die Vampire davonmachten – was sie jede Nacht taten, um zur Blutbank, zu einem Date oder sonst was zu gehen –, hatten wir den Laden überwiegend für uns. Ich nahm den Sandsack in Angriff.
Und schon bald kamen die anderen auch und machten mit.
Wie ein Rudel.
Ich schlug auf den Sandsack ein und fühlte mich besser, denn endlich einmal war mir klar, was ich tat.
Ich führte das Rudel an.
Und das war okay.
10
E r ging nicht an sein Handy, aber höchstwahrscheinlich war er dorthin gegangen, wo er ursprünglich hingewollt hatte – ins Fitnessstudio.
Am Ende zogen sie alle zusammen los, um ihn zu suchen, weil Michael Claire nicht allein gehen lassen wollte und weil Eve nicht wollte, dass Michael ohne sie irgendwohin ging. Sie nahmen Eves großen schwarzen Leichenwagen, in dem sie vorne zu dritt nebeneinandersitzen konnten. Claire saß in der Mitte.
»Hey«, sagte sie, während Eve den riesigen Todeswagen durch die dunklen Straßen Morganvilles steuerte. »Also … wie war das jetzt mit dem Heiraten? Habe ich das überhaupt richtig verstanden? Denn eigentlich bin ich mir ziemlich sicher, dass meine beste Freundin mir das erzählt hätte.« Dabei stieß sie Eve den Ellbogen in die Rippen. Eve gab einen würgenden Laut von sich, der kein richtiger Schrei war.
Claire versuchte, einen leichten Ton anzuschlagen, denn sie war inzwischen ziemlich unruhig – nicht nur wegen Shane, sondern auch wegen der beiden. Als Paar, das aus Mensch und Vampir bestand, hatten sie es schwer. Schon jetzt gab es eine ganze Reihe von Problemen. Es würde nur noch schwieriger werden und Eve – Eve war stark, aber sie war auch verletzlich.
Michael blickte durch das Fenster auf die vorüberziehenden Häuser und antwortete, ohne den Kopf zu wenden: »Es war eine Art Spontanentscheidung. Eve wollte noch warten und das Ganze dann groß verkünden. Und eine Verlobungsparty schmeißen. Ich hatte einfach nicht erwartet, dass sie auf diese Art und Weise damit herausplatzen würde.«
»Na ja, ich musste Shane, den Terminator, davon abhalten, dir das Gesicht zu Brei zu schlagen«, sagte Eve. »Mir gefällt dein Gesicht nämlich. Und es hat gewirkt, oder?«
»Zurück zum Thema«, unterbrach Claire. »Wann genau ist das passiert?«
»Er hat mich auf der Party gefragt. Du weißt schon, auf Glorianas großer Party.« Das war eine dieser verrückten Vampirwillkommenssausen gewesen, wo sie praktisch die einzigen Leute mit Herzschlag gewesen waren, die man eingeladen
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