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Bis du stirbst: Thriller (German Edition)

Bis du stirbst: Thriller (German Edition)

Titel: Bis du stirbst: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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gerochen zu haben. Dessie Fraser trug Rasierwasser. Vielleicht war er es gewesen, der den Schläger auf Samis Kopf gehauen hat.
    Komischerweise ist Sami erleichtert. Er fühlt sich sicherer. Junkies wie Puffa sehen Monster in ihren Rice-Crispies. Dessie ist wenigstens ein Profi. Wenn er Sami hätte umbringen wollen, dann wäre er schon tot, hinüber, beseitigt.
    Sami unternimmt eine Reise im Kofferraum. Die Dunkelheit vermittelt ihm eine merkwürdige Sicherheit. Er kann die Seiten des Kofferraums fühlen und den Nylonteppich riechen und das Reserverad.
    Nadia hätte eine Fahrt wie diese gehasst. Sie hätte in der Dunkelheit und Enge Panik bekommen.
    Sogar nach dreizehn Jahren hat sie immer noch Albträume. Sie hasst nasse Nächte. Angeschwollene Flüsse. Betrunkene Fahrer. Schmale Brücken. Nadia hatte auf dem Vordersitz des Wagens gesessen. Sami auf dem Rücksitz – er war gerade fünfzehn geworden. Ihr Vater hatte in einem Casino in Brighton getrunken und sie im Auto schlafen lassen. Um zwei Uhr morgens hatte er sie geweckt, besoffen, aber fest entschlossen, zu der Hütte zurückzufahren, die sie über die Feiertage gemietet hatten.
    Der Wagen riss eine Leitplanke an der Auffahrt zu einer Brücke ein und landete umgedreht im Wasser. Die Fenster waren offen. Er sank innerhalb von Sekunden.
    Douglas Macbeth war mit einem Bein hinter dem Lenkrad eingeklemmt, aber er verdrehte seinen Körper so, dass er Nadia halten konnte, hob ihr Gesicht in die kleiner werdende Luftblase. Sami versuchte, die hinteren Türen zu öffnen, doch sie waren abgeschlossen. Endlich schaffte er es, eine aufzukriegen. Griff Nadia. Stieß sich mit den Beinen ab und schoss an die Oberfläche.
    Sie kämpften gegen die Strömung, die sie fortzog. Schluckten Wasser. Prusteten. Rangen nach Luft.
    Sami hatte keine Albträume mehr davon; bekam keine Phantomanrufe von seinem Vater mehr um drei Uhr morgens.
    Douglas Macbeth war ein Feigling gewesen, und Sami hatte ihn gefürchtet, so wie alle Kinder Feiglinge fürchten, weil sie die Schwachen quälen und dann auch noch Entschuldigungen dafür finden, warum sie es tun.
    Manchmal betrank sich Douglas Macbeth so sehr, dass Sami versuchte, ihm aus dem Weg zu gehen, oder ihm einsilbig antwortete, aber sein Vater zog ihn dann auf seinen Schoß und kitzelte ihn gnadenlos durch; kitzelte ihn, bis Tränen seine Wangen herunterliefen. Keine Lachtränen. Douglas benutzte Samis Kichern, um im richtigen Moment seine Daumen tief in die Achseln seines Sohnes zu stoßen, wo sie Blutergüsse hinterließen, die so tief waren, dass sie erst nach einer Woche sichtbar wurden, und die immer unter seiner Schuluniform versteckt blieben.
    Als die Strömung Sami und Nadia in dieser Nacht den geschwollenen Fluss hinunterriss, wollte Sami nicht zurück. Er wollte einfach weitertreiben. Er wollte vergessen, dass er einen Vater hatte.
    Nadia konnte nicht vergessen. Sie klammerte sich sechs Stunden lang an Sami, bevor sie gerettet wurden. Klammerte sich an ihn auf dem Weg ins Krankenhaus. Ließ ihn nicht weggehen, sogar als sie ihr die Kleider vom Leib schnitten, um die klaffende Wunde an ihrer Hüfte zu nähen.
    Und jahrelang später kroch sie noch nachts auf Samis Bett und rollte sich zu seinen Füßen zusammen wie eine Tigerkatze und streckte eine Hand über das Bettzeug hinweg aus, um sicherzustellen, dass er noch da war.
    Der Wagen hält. Eine Schiebetür wird geöffnet. Sami wartet, horcht. Er will nicht, dass der Kofferraum aufgeht. Er will im Dunkeln bleiben.

15
    Samstagmorgen, Ruiz kommt aus der Dusche, stellt sein Handy an und hört seine Nachrichten ab. Die letzte ist von Sami M., der sich müde und besorgt anhört. Er sucht immer noch nach seiner Schwester.
    Ruiz macht sich Frühstück. Liest die Schlagzeilen. Hört sich die Nachricht noch einmal an. Nadia ist achtzehn – alt genug, um zu verschwinden, alt genug, um sich selbst zu finden. Vielleicht sollte er die Nachricht überspringen und etwas Besseres mit seiner Zeit anstellen.
    Aber es fällt ihm nichts Besseres ein. Das ist eines der Probleme, wenn man pensioniert ist – man bekommt keinen Urlaub. Jeder Tag ist gleich. Muße. Muße. Alles Spiel und keine Arbeit.
    Er ruft einen Gefängnispsychologen an und bekommt die Details über Macbeth, der ein sauberes Führungszeugnis hatte, bis er für Besitz gestohlenen Schmucks geschnappt wurde. Er hat einen IQ von 150, Abitur, ansonsten aber so viel gesunden Menschenverstand wie ein Schnitzel.
    Als Nächstes ruft Ruiz

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