Bis du stirbst: Thriller (German Edition)
einziehen und deine Ohren spitzen. Du bist mein Mann da drin. Du kannst bestimmen, was passiert.«
Klar, denkt Bones. Wie ein Fisch in einem Wal.
24
Sami hat sich das Gesicht gewaschen, das Glas aus seinen Haaren geschüttelt und versucht, die Blutflecken von seinem Hemd zu reiben. Zurück in der Bar setzt er sich hin und stellt den Rucksack zwischen die Knie, legt aber den Riemen um die linke Hand.
Sindbad wird gleich hier sein. Das ist bestimmt gut.
Er guckt auf den Fernseher. Filmmaterial aus der U-Bahn zeigt einen verbogenen Waggon und Passagiere, die mit geschwärzten Gesichtern herauskommen, sich Taschentücher und Stoffstücke vor die Münder halten.
Ein paar Überlebende haben Sekunden nach der Explosion Fotos mit ihren Handys gemacht. Sami erspäht sich selbst im Hintergrund, wie er einem Mann einen Druckverband anlegt.
Eine blonde Reporterin taucht auf dem Bildschirm auf und nickt wissend in die Kamera, als hätte sie all dies schon einmal gesehen.
Jemand dreht die Lautstärke hoch.
»… Fernsehbilder können nicht wirklich vermitteln, was für ein Gefühl es ist, hier zu stehen, Dean. Gut zehn Meter von mir entfernt ist ein U-Bahn-Waggon von einer Bombe zerfetzt worden, die Tod und Zerstörung verbreitet hat. Das Werk von Terroristen.«
Schnitt zu Dean ins Studio: »Hat die Polizei mittlerweile bestätigen können, dass es sich um einen Selbstmordanschlag handelt?«
Schwenk zurück auf Trisha: »Zu diesem Zeitpunkt lehnt die Polizei jede Stellungnahme ab, ob es sich um einen Terroranschlag handelt, Dean. Dass an zwei Orten eine Bombe hochgegangen ist, macht die Ermittlungen kompliziert und schwierig. Spurensicherungsteams sieben die Trümmer an beiden Tatorten, und die Kriminalpolizei sichtet Tausende von Stunden von Filmmaterial aus den Überwachungskameras in der Hoffnung, die Bombenleger identifizieren zu können.«
»Hat die Polizei angedeutet, wer hinter diesen Attacken stecken könnte?«
Trisha nickt. »Noch nicht, Dean, aber es wird spekuliert, dass der Anschlag im Old Bailey darauf abgezielt haben könnte, den Prozess der aus Pakistan stammenden Brüder Hammed und Mani Yousef zu torpedieren. Sie werden beschuldigt, letzten Sommer einen Bombenanschlag auf einen British-Airways-Flug aus Katar geplant zu haben. Der Prozess sollte am Dienstag beginnen.«
Dean nickt: »Mehrere Nachrichtenagenturen melden, es wäre möglich, dass noch weitere Bomben gelegt worden sind.«
Trisha nickt: »Ja, Dean, das ist die große Sorge der Polizei. Die Londoner City ist vollkommen abgeriegelt worden. Alle Busse und Bahnen werden durchsucht. Die Polizei richtet außerdem Kontrollpunkte auf Straßen ein, die ins West End oder heraus führen. Ich habe noch nie so viele Polizisten auf Londons Straßen gesehen.«
Dean scheint keine Fragen mehr zu haben. Trisha will noch nicht gehen.
»Man spürt überall den Trotz unter den Überlebenden und den Rettern«, sagt sie. »Traurigerweise haben die Londoner ja schon öfter so etwas durchgemacht, und sie weigern sich, sich davon einschüchtern zu lassen.«
Dean setzt hinzu: »Sie sind blutüberströmt, aber nicht gebrochen.«
»Ganz genau, Dean«, sagt Trisha.
Wer sind diese Leute, denkt Sami.
Zurück im Studio sagt ein Nahostexperte, dass die Anschläge höchstwahrscheinlich das Werk einheimischer islamistischer Extremisten seien. Sein Adamsapfel hüpft unter der Haut auf und ab, als würde er versuchen auszubrechen.
Sami hat genug gehört. Er wendet sich vom Bildschirm ab. Bestellt noch ein Bier. Sami hat noch vierzehn Pfund und fünfundfünfzig Pence übrig – wenn man den Packen Geld in seinem Rucksack nicht mitzählt, das ihm ja nicht wirklich gehört. Sindbad wird nicht kommen. Die Straßen sind gesperrt. Alle Fahrzeuge werden durchsucht.
»Hey, hör dir das an«, sagt ein Typ an der Bar und zeigt auf den Fernseher.
Ein anderer Reporter steht draußen vor New Scotland Yard. Wind schüttelt sein Mikrofon, und sein Schlips wird ihm ständig ins Gesicht geblasen.
»… die Polizei hat in den letzten Minuten Material aus den Überwachungskameras freigegeben, auf denen ein mutmaßlicher Attentäter zu sehen ist, wie er vom Schauplatz des U-Bahn-Anschlags flüchtet.«
Videobilder lösen den Reporter ab – eine Straßenszene, von oben aufgenommen in körniger Farbe. Das blinkende Blaulicht eines Polizeiwagens zieht Samis Aufmerksamkeit auf sich und dann etwas anderes – eine Figur, die sich auf die Kamera zubewegt. Jemand, den er kennt.
Es ist eine
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