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Bis du stirbst: Thriller (German Edition)

Bis du stirbst: Thriller (German Edition)

Titel: Bis du stirbst: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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an sich, sein Gesicht dicht an ihrem. Die Waffe ist immer noch unter sein Kinn gepresst. Er greift nach oben und schließt seine Finger um ihre, richtet die Waffe weg von seinem Gesicht, dann nimmt er ihr die Waffe aus der Hand. Er kann ihr Herz an seiner Brust schlagen fühlen, ihren warmen Atem an seinem Hals.
    Sie wird weich in seinen Armen. Fällt in sich zusammen. Er trägt sie zu ihrem Rollstuhl zurück.
    »Fürs nächste Mal«, sagt er. »Der kleine Riegel hier, das ist die Sicherung. Du kannst erst schießen, wenn du die Waffe vorher entsicherst.«

33
    Ruiz sitzt in einem Pub in der Fleet Street, einem dieser Löcher, die mit Holz verkleidet sind, mit vom Alter abgenutzten und zerschlissenen Lederbänken. Er hat den Nachmittag damit verbracht, Krankenhäuser und Entzugskliniken anzurufen, in der Hoffnung, dort Nadia Macbeth zu finden. Erfolglos. Undankbare Aufgabe. Und jetzt ist in der U-Bahn eine Bombe hochgegangen und hat die Dinge wieder ins richtige Verhältnis gerückt.
    Der Barmann hat einen patronenförmigen Kopf, so poliert, dass er das Licht ebenso reflektiert wie die Flaschen, die über der Bar aufgehängt sind. Ruiz sieht zu einem Fernseher hinauf, es wird über die Geiselnahme in Soho berichtet. Die Polizei rät der Bevölkerung, »nicht auf die Straße zu gehen und auf weitere wichtige Meldungen im Radio oder Fernsehen zu warten«. Niemand außer dem Barmann interessiert sich dafür.
    »Am liebsten würde man so einen Turbanträger mit eigener Hand umlegen«, sagt er.
    »Nicht wirklich«, antwortet Ruiz, nimmt sein Guinness und findet einen Tisch so weit wie möglich vom Tresen entfernt.
    Er hätte Darcy heute Abend eigentlich auf ein Curry ausführen sollen, aber er wird Stunden brauchen, um nach Hause zu kommen. Meistens gehen sie am Sonntag in die Brick Lane, und sie bestellt ein anständiges Thali und ein Mango Lassi.
    Das ist die einzige Gelegenheit, bei der Darcy eine richtige Mahlzeit zu sich zu nehmen scheint, denkt Ruiz, der gern zusieht, wie sie Dhal, Pickles und die Currysauce auf den Reis löffelt und alles mit den Fingern zu Klößen formt, bevor sie es in den Mund steckt.
    Eine Frau am anderen Ende der Bar lacht laut auf. Ruiz hebt widerwillig den Kopf und fragt sich, worüber man an einem Tag wie diesem überhaupt lachen kann.
    Was tut er hier? Er wird nicht dafür bezahlt. Er hat niemandem etwas versprochen. Miranda wird ihn nicht plötzlich zum Dank in ihr Bett einladen, wenn er Nadia Macbeth findet. Obwohl er es Miranda gegenüber nicht zugeben würde, ist ein Teil von ihm froh darüber, wieder an einem Fall arbeiten zu dürfen. Das Rentnerdasein hat ihm nie besonders gut gefallen, und das, obwohl er auch mit dem modernen Polizeiwesen und den meisten Leuten, die die Metropolitan Police bevölkern, so seine Probleme hatte.
    Ruiz braucht keinen Grund, um morgens aus dem Bett zu kommen, und er muss auch nicht von Menschen umgeben sein, nicht so wie diejenigen, die nie genau wissen, wer sie sind, bis sie ihr Spiegelbild in den Augen der anderen sehen.
    Wieder muss er an Nadia Macbeth denken. In den letzten beiden Tagen haben sie und ihr Bruder – zwei Leute, die er nur von einem Foto kennt – seine Gedanken vollständig in Besitz genommen und seine wachen Stunden heimgesucht. Sie erinnern ihn an eine Kletterpflanze, die im Dschungel von Belize wächst und die die Eingeborenen den »Einbahnbaum« nennen. Die Ranken haben stachelige Haken, die fast unsichtbar sind, bis man hineintritt. Dann ist es zu spät. Es gibt keinen Ausweg, ohne sich die Haut in Stücke zu reißen.
    Ein Polizeiwagen mit eingeschalteter Sirene fährt vorbei, wird lauter und dann wieder leiser. Vor zehn oder zwanzig Jahren konnte eine Sirene Ruiz’ Herzschlag beschleunigen und Adrenalin durch seinen Körper jagen. Das ist vorbei. Es interessiert ihn nicht mehr, was dumme und gewalttätige Leute tun. Ihre Motive gehen ihn nichts an. Mit dem Verhalten schlauer, besessener, gefährlicher Leute ist es etwas anderes. Leute wie Ray Garza und Tony Murphy.
    Kurz vor den Terroranschlägen in London am 7. Juli 2005 nahm eine Überwachungskamera Bilder eines dunkelhaarigen Mannes in einem hellblauen Hemd auf, der einen Rucksack trug. Er wurde dabei aufgenommen, wie er eine Apotheke in Kings Cross betrat, wo er Verdauungstabletten und einen Nagelknipser erstand. Weniger als fünfzig Minuten später zündete er eine Bombe, die dreiundzwanzig Leute tötete und mehr als hundert verletzte.
    Das ist die Art Tatsache, die in

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