Bis du stirbst: Thriller (German Edition)
Hut auf, der einem Penner in Kings Cross gehörte. Es war kein einfacher Deal. Der Penner wollte auch noch einen Zehner obendrauf.
Ein Dutzend Telefonkabinen sind an einer Wand aufgereiht. Eine ist frei. Bones wählt die Nummer der Antiterror-Hotline. Dämpft seine Stimme. Versucht, einen Akzent aus dem Nahen Osten nachzumachen, hört sich aber eher an wie ein Pseudo-Inder aus einer Sitcom.
»Heute ist erst der Anfang«, sagt er, »ein kleiner Vorgeschmack von dem, was wir können. Nächstes Mal wird die Al-Qaida-Märtyrerbrigade Tausende töten. Wir werden die Straßen Londons mit dem Blut der Ungläubigen beflecken, dem der Juden, der Judenfreunde, der wahren Terroristen. Preist Allah oder rüstet euch zu sterben. Wir werden nicht verhandeln. Wir werden nicht aufgeben.«
Bones hängt auf. Wischt seine Fingerabdrücke vom Telefon. Zieht sich die Wollmütze tief ins Gesicht und verlässt die Haltestelle. Er duckt sich in eine enge Gasse und steckt den Mantel und die Mütze in eine Plastiktüte. Später wird er sie in einen Kleidercontainer in Bayswater werfen. In vierzehn Tagen werden sie in Rumänien oder Albanien zum Verkauf stehen. Recycling ist eine wunderbare Sache.
32
Lucys Handy vibriert auf dem Tisch. Sami hebt ab und horcht. Ein Unterhändler hat die Nummer ausfindig gemacht. Er hat eine kameradschaftliche, onkelhafte Stimme, die klingt, als wollte er Sami unter seine Fittiche nehmen und ihm die Welt zeigen.
»Mein Name ist Bob, wie heißen Sie?«
»Ist das wichtig?«, fragt Sami.
»Es erleichtert unsere Kommunikation.«
»Bisher scheint es ganz gut so zu gehen.«
»Sagen Sie mir einfach einen Namen.«
»David Beckham.«
»Einen richtigen Namen.«
»Ich bin mir sicher, David Beckham findet nichts Seltsames an seinem Namen.«
»Ich glaube nicht, dass Sie in einer Position sind, die Ihnen erlaubt, pampig zu werden«, sagt der Vermittler, der einen Moment aus dem Konzept gekommen zu sein scheint. »Können Sie mir sagen, wie viele Geiseln Sie genommen haben?«
Geiseln? Sami hatte sie eigentlich nicht als Geiseln betrachtet.
»Sie haben Familien«, sagt Bob. »Ich würde denen gerne sagen, dass alles in Ordnung ist.«
Sami kann erkennen, dass daran etwas ist. »Wir sind sieben, mich mitgezählt«, sagt er.
»Ist irgendjemand verletzt?«
»Es geht ihnen gut.«
»Warum tun Sie das?«
»Was?«
»Geiseln nehmen.«
Sami hat darauf keine Antwort. Es ist eben irgendwie passiert. Der Vermittler geht von etwas ganz anderem aus.
»Würden Sie erwägen, sich zu stellen?«
»Würden Sie erwägen, mich laufen zu lassen?«
»Das kann ich nicht.«
»Na ja, dann sieht das nach einem Patt aus«, sagt Sami.
»Hören Sie, ich weiß nicht, wie Sie heißen, aber mein Job ist sicherzustellen, dass niemand zu Schaden kommt, und das schließt auch Sie ein. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich nicht nervös bin. Es gibt Leute hier draußen, die nicht gerade viel Geduld haben.«
»Sagen Sie ihnen, Geduld ist eine Tugend.«
»Die Menschen, die Sie festhalten, haben Familien und Jobs und Freunde. Sie haben nichts Böses getan. Ich verspreche Ihnen, Sie haben mein Wort, wenn Sie sie gehen lassen, wenn Sie herauskommen, mit erhobenen Händen, unbewaffnet, dann kann ich für Ihre Sicherheit garantieren. Es braucht niemand zu Schaden zu kommen.«
»Und ich lebe glücklich bis an mein Lebensende.«
»Ich gebe Ihnen eine Chance. Wir können das hier auf die einfache Art machen oder …«
»Oder auf die harte Tour«, sagt Sami, beendet den Satz an seiner Stelle.
»Ich will nur sagen, dass Sie die Dinge auf lange Sicht für sich nicht gerade leichter machen.«
Bob fängt an, Sami zu irritieren. Er behandelt ihn wie einen Amateur oder wie einen Jungen, der noch nicht trocken hinter den Ohren ist. Sami ist kein Terrorist, aber wenn er einer werden wollte, wäre er verdammt gut darin.
»Vielleicht könnten wir Ihnen was zu essen bringen lassen«, schlägt Bob vor. »Haben Sie Hunger?«
Sami blickt flüchtig auf den Stapel Speisekarten auf der Theke und fragt sich, was für einen IQ Leute haben müssen, um Unterhändler bei Geiselnahmen zu werden.
»Ich bin in einem Restaurant, Bob. Ich kann Ihnen was rausschicken, falls Sie Hunger haben.«
»Ich dachte, Sie wollten vielleicht was anderes … was anderes als chinesisches Essen.«
»Wie zum Beispiel?«
»Pizza. Indisch.«
»Chinesisch ist in Ordnung.«
Als Nächstes schlägt Bob vor, ein Walkie-Talkie hineinzuschicken, damit sie miteinander reden
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