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Bis einer stirbt

Bis einer stirbt

Titel: Bis einer stirbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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wichtiger, als er zugeben wollte.
    »Was für Typen?«, fragte ich.
    »So schräge halt«, meinte er ausweichend. »Mit denen hat er sich plötzlich rumgetrieben. Alle älter als er. Und alle haben mit Geld nur so um sich geschmissen. Und ihm erzählt, dass er genauso viel haben könnte, wenn er bei ihnen mitmacht.«
    »Wenn er was mitmacht?«, fragte ich.
    »Das waren so Leute, die an den Türen klingeln und Blinden Zeitungen aufschwatzen, die nicht in Blindenschrift geschrieben sind. So ähnlich jedenfalls.«
    »Drückerkolonnen?«
    Ben nickte.
    »Aber die reisen doch durch die Gegend und bleiben nicht an einem Ort.«
    »Schon.« Er schien unsicher, ob er wirklich weiterreden sollte.
    »Pit ist aber noch hier in der Stadt«, hakte ich erschrocken nach. »Oder etwa nicht?«
    »Ich glaub schon. Soviel ich weiß, hatte er auch nicht vor wegzugehen. Und seine neuen Kumpels haben sich hier angesiedelt. Mehr oder weniger.«
    »Das heißt?«
    »Das heißt, für eine Weile. Ein Vierteljahr, vielleicht auch ein halbes. So genau weiß ich das nicht. Dann wollten sie weiterziehen und dafür sollten dann wieder andere herkommen.«
    »Was bedeutet, dass sie ihr Spektrum erweitert haben«, dachte ich laut. »Abos verkaufen hat denen nicht mehr gereicht, oder?«
    »Stimmt.« Ben schnippte seine Kippe weg. »Die haben geklaut, was das Zeug hielt, irgendwelche Kids erpresst und so weiter. Ich glaub, die haben so ziemlich alles genommen, was sie kriegen konnten.«
    »Und Pit hat mitgemacht?« Ich fürchtete mich vor der Antwort.
    »Anfangs nicht. Da hat er nur mit denen rumgehangen und sich freihalten lassen. Aber dann ist er irgendwie immer mehr reingerutscht … Viel hab ich nicht mehr mitgekriegt. Ich hab ihn vor die Wahl gestellt: die oder ich.«
    »Und er hat sich für die Gang entschieden?«
    »Na klar«, meinte Ben frustriert. »Sonst wäre er heute mit Sicherheit hier.«
    »Warum hat er dich gestern angerufen?«, fragte ich.
    »Er hatte Schiss«, sagte Ben. »Und zwar so richtig.«
    »Vor was?«, bohrte ich. »Vor wem?«
    »Da gibt es einen Typen, den sie den ›Boss‹ nennen. Der wohnt hier in der Stadt. Und Pit hat er versprochen, dass er auch bleiben kann, wenn er will. Pit hat ihm geglaubt. Aber dann ist irgendwas in Gang gekommen, das er nicht mehr kontrollieren konnte.«
    »Was war das?«, fragte ich. »Was konnte er nicht mehr kontrollieren?«
    »Keine Ahnung.« Bens Miene war undurchdringlich. Seine Blicke gingen durch mich hindurch. »Manchmal glaub ich, dass es irgendwas mit den beiden Toten aus der Zeitung zu tun hat.«
    »Und wie kommst du darauf?« Ich wollte es wissen, aber irgendwas in mir wollte auch, dass er nicht weiterredete.
    »Er hat Andeutungen gemacht«, sagte er unbestimmt.
    »Was für Andeutungen?« Meine Geduld war erschöpft. »Nun rück endlich raus mit der Sprache!«
    »Er hat gesagt«, Ben blickte mir jetzt direkt in die Augen, »falls es ihn auch erwischt, dann hat er es nicht anders verdient.«
    Wir schwiegen mehrere Sekunden lang. Ich spürte kein Leben mehr in mir. Hilflos saßen wir da und starrten Löcher in den Schulhofschotter. Mechanisch stand ich auf.
    »Weißt du noch mehr?«, fragte ich leise und eindringlich. »Wir müssen ihn finden, ehe es zu spät ist.«
    Ben schüttelte den Kopf. Noch einmal suchte ich seinen Blick. »Bitte ruf mich an, wenn dir noch was einfällt. Mich oder die Polizei. Okay?«
    Plötzlich wurde mir klar, dass es ein Riesenfehler gewesen war, Marlena nicht einzuweihen. Es ging nicht mehr darum, Pit vor der Polizei zu schützen, sondern nur noch darum, sein Leben zu retten.
    Ben schaute mich nachdenklich an. »Da war so eine Tussi«, sagte er schließlich zögernd.
    »In der Gang?«
    Er nickte. »Pit fand die irgendwie toll. Ich glaub, am Anfang hat er nur wegen ihr bei denen mitgemacht.«
    »Wie hieß sie?« Ich schöpfte etwas Hoffnung.
    »Keine Ahnung«, meinte er. »Mit Namen waren die übervorsichtig. Allein das schien schon verdächtig. Wie bei einem Geheimbund oder so was.«
    »Nun streng dich an«, sagte ich. »Ihr Name ist ihm bestimmt mal rausgerutscht.«
    »Wenn, dann hab ich es vergessen. Aber … ich hab sie mal gesehen.«
    »Nun rede schon!«
    »Sie hatte Ähnlichkeit mit dir«, sagte er. »Fand ich jedenfalls. Von Weitem hab ich zuerst gedacht, du wärst es.« Er stand auch auf. Langsam schlenderten wir zurück.
    »Das nützt dir nicht viel, oder?«
    »Weiß ich noch nicht.«
    »Ach, und eins noch«, sagte er. »Beim sogenannten ›Boss‹ hat

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