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Bis es dunkel wird: Kriminalroman (German Edition)

Bis es dunkel wird: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Bis es dunkel wird: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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Wichser, Mann.«
    Auf einmal war alles klar, und noch bevor ich mich umdrehte, um zu sehen, wem die Stimme gehörte, wusste ich, was passiert war. Sie hatten gemerkt, dass ich da war, sie hattensich Robyn geschnappt und Stevie zurückgelassen, damit er sich um mich kümmerte. Und als ich ihn jetzt ansah – wie er mit dem Gewehr auf meinen Kopf zielte –, konnte ich ihm nur recht geben: Ich war wirklich ein scheiß dämlicher Wichser.
    »Woher habt ihr’s gewusst?«, fragte ich ihn.
    Er grinste. » Du nennst dich Privatdetektiv?«
    »Ermittler«, antwortete ich. »Privatermittler.«
    »Ist das ein Unterschied?«
    »Nicht wirklich.«
    »Na schön … egal, wie du dich nennst, eins steht jedenfalls fest: Du bist scheiße in deinem Job.«
    »Sieht so aus«, sagte ich und warf einen Blick auf den Doppellauf des Gewehrs.
    »Wenn du meinen Rat willst«, sagte er und grinste wieder. »Ich meine, ich bin ja kein Sherlock Holmes oder so … aber wenn du dich nächstes Mal irgendwo versteckst, hinterlass besser nicht überall Dreck.«
    Ich schaute nach unten, sah die Schlammspuren, die ich auf dem Boden zurückgelassen hatte, und versuchte mir einzureden, dass ich sie nicht hätte sehen können, weil kein Licht brannte … aber das machte es nur noch peinlicher. Die Fußspuren waren überall … man musste schon stockblind sein, um sie zu übersehen. Oder stockbesoffen, überlegte ich. Oder einfach insgesamt ein totaler Versager …
    Für einen kurzen Moment schloss ich die Augen.
    Natürlich war mir jetzt klar, was so in mir genagt hatte, und ich wusste, dass ich die Botschaft fast verstanden hatte, als Tait immer wieder von seinen schlammigen Schuhen sprach … aber wem nützte ein »fast«? Und was half es mir, das Ganze jetzt zu begreifen? Jetzt war es zu spät …
    Dauernd war alles zu spät, verdammt.
    Ich stieß die Luft aus, öffnete die Augen und sah Stevie an.
    »Und, wie ist das so?«, fragte er grinsend. »Ich meine, soein nutzloses Stück Scheiße zu sein … sag schon, was ist das für ein Gefühl?«
    Ich starrte ihm in die Augen. »Hat auch seine Vorteile.«
    »Ja?«
    Ich sagte nichts weiter, sondern starrte ihn nur an.
    Er starrte nur kurz zurück, dann blinzelte er. »Wenn du meinst …«
    »Gibt mir einen Vorsprung«, sagte ich.
    »Was?«
    Ich trat einen Schritt auf ihn zu.
    »Wag es nicht«, sagte er und packte das Gewehr fester. »Noch einen Schritt näher und ich blas dir den Kopf weg.«
    Ich machte noch einen Schritt, dann blieb ich stehen. Die Mündung des Gewehrlaufs war jetzt keine zwanzig Zentimeter von meinem Kopf entfernt. Ich schaute an dem Doppellauf entlang auf Stevie. »Der Unterschied zwischen dir und mir ist«, sagte ich, »dass ich weiß, ich bin ein nutzloses Stück Scheiße, aber du …? Du glaubst wahrscheinlich, dein Leben ist lebenswert, was? Hab ich recht?«
    »Verdammt … du sollst stehen bleiben, hab ich gesagt, ist das klar?«
    »Und vielleicht stimmt das sogar«, sagte ich und rückte noch ein Stück näher. »Vielleicht ist dein Leben ja lebenswert … Ich meine, ich kann zwar nicht erkennen, wieso, aber Scheiße, was weiß ich denn schon?« Ich lächelte ihn an. »Der Punkt ist nur der, Stevie …« Und wieder trat ich einen halben Schritt vor. »Du willst leben, nicht?«
    »Ich warne dich, verdammt«, sagte er und wich zurück Richtung Wand. »Noch einen Schritt weiter und ich – «
    »Was?«, fragte ich und machte den nächsten Schritt. Sein Rücken berührte jetzt schon die Wand – weiter konnte er nicht zurück. Das Gewehr war nicht mehr als fünf Zentimeter von meinem Kopf entfernt. Ich beugte mich langsam nach vorn und drückte den Kopf gegen den Doppellauf.»Deine Hände zittern ja, Stevie«, sagte ich. »Was ist los – zu viel Speed genommen? Ja, ich weiß, wie das ist … allerdings …« Ich hob meine Hand und streckte sie aus, um zu zeigen, wie ruhig sie war. »Im Moment scheine ich ganz okay zu sein. Und weißt du auch, wieso?«
    Er schluckte schwer und sagte nichts.
    »Weil es mir scheißegal ist«, flüsterte ich und lächelte ihn an. »Verstehst du? Es ist mir scheißegal, ob du abdrückst … es ist mir scheißegal, ob du mir das Gehirn aus der Birne knallst … es ist mir ganz einfach … scheiß… egal .«
    Seine Hände zitterten jetzt so stark, dass ich spürte, wie der Doppellauf an meiner Stirn wackelte, und ich überlegte, wie empfindlich so ein Abzug wohl war … und als ich anfing, darüber nachzudenken, merkte ich plötzlich, wie vertraut mir das

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