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Bis es dunkel wird: Kriminalroman (German Edition)

Bis es dunkel wird: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Bis es dunkel wird: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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Mutter und meinem Vater, verstehen Sie, sonntagnachmittags … wir fuhren mit dem Wagen her und machten Spaziergänge am Strand …« Ich nahm einen Schluck Whisky. »Ich bin schon seit Jahren nicht mehr da gewesen, also dachte ich … na ja, Sie wissen schon, ist ein stilles Fleckchen, besonders um diese Jahreszeit, vielleicht gerade das Richtige in meiner Situation. Ein paar Wochen für mich allein, nur am Strand spazieren gehen, in Erinnerungen schwelgen, den Kopf frei kriegen, mich sortieren …«
    »Und, funktioniert’s?«, fragte Allen leise.
    Ich schüttelte den Kopf. »Hätte doch besser nach Ibiza fliegen sollen.«
    Er lachte. »Zumindest müssen Sie nicht arbeiten.«
    »Das stimmt.«
    »In welcher Branche arbeiten Sie denn?«
    »Versicherung«, antwortete ich. »Ich arbeite als Detektiv für eine Versicherung in Hey.«
    »Ehrlich?«
    »Ja.«
    »Sie sind Detektiv ?«
    »Ja, schon, aber ich hab nur mit betrügerischen Versicherungsfällen zu tun. Ich meine, ich lauf nicht im schmutzigen Regenmantel rum und hab auch keine Pistole dabei oder so.«
    »Ich wette, Sie arbeiten gerade an einem Fall, was?«, sagte er leicht dahin. »Das Ganze von wegen Cancún und Freundin … das ist doch bestimmt alles nur Tarnung und in Wirklichkeit sind Sie hier und ermitteln wegen Versicherungsbetrug auf See.«
    »Oder ich bin einem betrügerischen Schriftsteller auf der Spur«, sagte ich und blickte ihn an.
    Er zögerte nur für den Bruchteil einer Sekunde, doch das reichte, um zu bestätigen, was ich schon wusste.
    »Ja, okay«, sagte er grinsend und fing sich schnell wieder. »Sie haben mich erwischt.« Er streckte die Hände vor, mit der Innenseite nach oben, bereit für die Handschellen. »Ich bekenne mich schuldig, Sir.«
    Ich lachte und einen Moment saßen wir beide nur da und grinsten uns an, und ich glaube, jeder wusste, dass wir einen Punkt erreicht hatten, wo wir entweder mit den Spielchen aufhören und uns gegenseitig die Wahrheit sagen mussten, oder aber wir zogen uns eine Weile zurück und gaben uns Zeit, den nächsten Schritt zu überlegen. Ich war gern bereit, ihm die Entscheidung zu überlassen, deshalb saß ich nur weiter schweigend da und wartete ab, was er tun würde.
    Schließlich, nach vielleicht zwanzig Sekunden, holte er tief Luft, schaute auf seine Uhr und sagte: »Tja, ich geh dann mal besser, John … hab noch was zu tun, Sie wissen ja.«
    »Noch ein bisschen Ablenkung?«, fragte ich.
    »So was Ähnliches.« Er stand auf und reichte mir das Päckchen Zigarettenpapier. »Danke für die Rizlas.«
    »Schon gut«, antwortete ich. »Behalten Sie sie.«
    »Wirklich?«
    Ich nickte. »Irgendwo hab ich noch welche.«
    »Danke«, sagte er wieder und schob sie in die Hosentasche. »Wenn Sie sie zurückbrauchen oder wenn Ihnen sonst irgendwas fehlt … ich bin in Zimmer Nummer 2, einfach den Flur entlang.«
    »Okay«, sagte ich und stand auf, um ihn zur Tür zu bringen.
    »Übrigens«, sagte er beiläufig, »was ist mit Ihrem Gesicht passiert?« Er grinste. »Sind Sie von einer Gang betrügerischer Schriftsteller angegriffen worden?«
    »Nein«, sagte ich lächelnd. »Es waren Schmuggler.«
    Er lachte. »Davon laufen hier Hunderte rum.«
    »Ich weiß.«
    Er blieb an der Tür stehen und drehte sich zu mir um, alswenn ihm plötzlich noch etwas einfiele. »Gehen Sie heute Abend noch zu dem Halloween-Dings im Swan?«
    »Was für’n Halloween-Dings?«
    Er zuckte die Schultern. »Ich glaube, eigentlich spielt da nur eine Band. So was richtig Halloweenmäßiges geht da nicht ab, aber vielleicht wird’s ja ganz nett …«
    »Was für ’ne Band?«
    »Einfach eine Blues-Band hier aus der Gegend … ich glaube, aus Hey. Die Blue Hearts, schon mal gehört?«
    »Ja, die kenn ich. Die hab ich sogar schon ein paar Mal auf der Bühne gesehen. Sind gar nicht schlecht.«
    Allen schaute auf seine Uhr. »Ja gut, wenn Sie Lust haben … dann sehen wir uns dort. Die Band spielt so etwa ab zehn.«
    »Okay«, sagte ich. »Dann vielleicht bis später.«
    »Ja.«
    Er lächelte noch einmal, nickte zum Abschied, schließlich öffnete er die Tür und ging.

16
    Es war fast halb zehn, als ich mein Zimmer verließ und den Flur entlanglief. Ich fühlte mich ziemlich benebelt vom Whisky und Dope, doch bevor ich ging, hatte ich noch mal ein bisschen Speed geschnupft und ich spürte bereits seine Wirkung – wie es meine Stimmung hob, mich antrieb und mich mit einer gewissen Zielstrebigkeit erfüllte.
    Ich sag nichts dazu, John , hörte ich

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