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Bis es dunkel wird: Kriminalroman (German Edition)

Bis es dunkel wird: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Bis es dunkel wird: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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auf die Begegnung am Strand zu sprechen kam, hatte ich fast vergessen, was für ein kaltes Herz dieses Arschloch eigentlich hatte …
    Fast.
    »Darf ich ehrlich sein, John«, sagte er, beugte sich vor und senkte die Stimme. »Ich meine ganz ehrlich?«
    »Klar, sicher doch.«
    Im Pub war es inzwischen ein bisschen ruhiger geworden. Die Blue Hearts hatten vor etwa zwanzig Minuten ihr Konzert beendet und die Bar leerte sich langsam. Doch nicht alle gingen, und obwohl es ziemlich spät war – so gegen Mitternacht –, gab es kein Anzeichen, dass der Pub in Kürze schließen würde.
    »Das ist aber streng vertraulich, ja?«, sagte Garrow.
    »Kein Problem.«
    Er lächelte. »Wollen Sie noch einen Whisky?«
    Ich schüttelte den Kopf. Schließlich hatte ich schon drei getrunken und ein weiteres volles Glas stand noch vor mir, außerdem war mir seit ein paar Minuten leicht übel, deshalb hielt ich es für besser, mich erst mal ein bisschen zu bremsen.
    »Sicher?«, fragte Garrow.
    »Ja, alles okay.«
    Er schaute sich kurz um, ob auch niemand zuhörte, dann beugte er sich wieder vor und sagte leise: »Sie hatten recht mit den Drogen, wissen Sie? Da unten am Strand … genau das ist es, was wir tun. Der Stoff kommt normalerweise nachts an oder ganz früh morgens, aber in den letzten Tagen hat es ein paar Probleme gegeben und wir mussten einige Lieferungen tagsüber reinholen.« Er schüttelte denKopf. »Ehrlich gesagt war das Ganze verdammt nervenaufreibend … alle waren total angespannt, verstehen Sie?«
    »Klar, kann ich mir vorstellen.«
    Er trank einen Schluck. »Deshalb waren wir Ihnen gegenüber auch gleich so aggressiv. Jeder von uns war auf seine Art einfach verdammt sauer.«
    »Verstehe …«
    »Allerdings«, fügte er lächelnd hinzu, »wären wir, wenn ich’s recht bedenke, wahrscheinlich auch sonst ausgerastet.«
    »Ja? Wieso?«
    »Was glauben Sie wohl? Ich meine, wir stehen da und entladen ein Schiff voll Dope und auf einmal kommt ein Privatdetektiv daher und stellt alle möglichen Fragen … Was glauben Sie, wie man da reagiert? Dass wir Ihnen einen verdammten Tee kochen?«
    Ich grinste. »Woher wussten Sie überhaupt, dass ich Privatdetektiv bin?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Kontakte, verstehen Sie …«
    »Boon?«
    Garrow lächelte bloß.
    Ich fragte: »Weiß er Bescheid?«
    »Worüber?«
    »Über die Drogen?«
    »Er weiß, dass Sachen ankommen, Alkohol, Zigaretten … jeder weiß das. Ist keine große Sache. Ich meine, das läuft seit Jahrhunderten so … ist ganz selbstverständlich hier.« Er zuckte wieder mit den Schultern. »Und außerdem, wovon soll die Insel denn sonst leben?«
    »Das heißt, die Polizei unternimmt nichts dagegen?«
    »Solange sie ihren Anteil bekommt.«
    »Und die haben auch keine Probleme damit, dass Drogen geschmuggelt werden?«
    Garrow sah mich an. »Haben Sie welche?«
    »Mir ist das scheißegal.«
    Er grinste. »Genauso geht es der Polizei. Solange es nicht zu offensichtlich abläuft und wir’s nicht zu wild treiben, haben sie nichts dagegen und lassen uns machen.«
    »Was heißt ›zu wild‹?«
    »Wir schmuggeln kein Heroin, wir verkaufen nicht an Leute, die wir nicht kennen, und wir dealen nicht allzu heftig. Das meiste ist Gras, Dope, ab und zu mal ein bisschen Koks … mehr nicht.«
    »Nichts Schlimmes.«
    »Genau.«
    »Alles schön sanft.«
    Einen Moment verrutschte seine Maske und in seinen Augen blitzte ein Anflug von Irritation auf. Aber das war auch schon alles.
    »Wollen Sie wirklich nicht noch einen Whisky?«, fragte er und lächelte wieder.
    Ich sah ihn an. »Wieso erzählen Sie mir das alles?«
    »Wieso?«
    »Ja, was haben Sie davon?«
    Er grinste. »Was ich davon habe?«
    Ich lächelte.
    Er starrte mich an. »Es hat kein totes Mädchen gegeben, John.«
    »Was?«
    »Im Bunker … am Samstag. Ich war da. Wir waren gerade fertig mit dem Ausladen, als Stevie anrief und uns warnte, dass jemand kommt.« Garrow beugte sich vor und sah mir in die Augen. »Es ist nichts passiert, John. Es hat kein Mädchen gegeben, es ist niemand umgebracht worden. Es war niemand da außer uns. Und wir haben nichts weiter getan, als das Boot auszuladen und die Ware zu verstecken. Danach haben wir uns so schnell wie möglich aus dem Staub gemacht. Das ist die reine Wahrheit, John.«
    Es klang alles sehr überzeugend, und wenn ich nicht gewusst hätte, dass er log, hätte ich ihm wahrscheinlich geglaubt,nachdem er mir sogar die Wahrheit über den Drogenschmuggel erzählt hatte. Er hatte

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