Bis euch der Pfähler holt!
nur eine Hand war aus der Tiefe des Schlamms erschienen, auch eine zweite, und zusammen verfügten sie über die Kraft, um den Pfähler einfach umzureißen. Marek fiel.
Er fluchte dabei, und seine Flüche rissen ab, als er bäuchlings im Schlamm landete. Hoch spritzte das Zeug auf und nach allen Seiten weg. Marek wühlte sich weiter, er bewegte hektisch seine Hände, dann tauchte er unter. Ich konnte nur hoffen, daß er zuvor tief Luft geholt hatte, sonst lief er Gefahr zu ersticken.
Auch ich blieb nicht mehr auf der Treppe stehen. Um Marek zu retten, mußte ich ebenfalls in den Schlammteich hinein. Das Zeug war wie steif gewordenes Öl, als es sich schlangengleich um meine Füße schlang.
Da wo Marek und der Blutsauger verschwunden waren, bewegte sich die Oberfläche wellenförmig.
Ich wartete darauf, daß einer von ihnen erschien, denn schießen konnte ich nicht. Es bestand immer die Gefahr, einen Falschen zu treffen. Das hätte ich mir nie verzeihen können.
Dann fuhr der Schlamm in einer hohen Woge in die Höhe. Er bildete einen Umhang, und in seinem Innern befanden sich der Mensch und auch der Vampir. Beide hielten sich umklammert. Marek kam nicht dazu, seinen Pfahl einzusetzen, der Vampir schaffte es nicht, ihm die Zähne in den Hals zu stoßen. Wie er tatsächlich aussah, wußte ich nicht, denn der Schlamm hatte ihn zu einem regelrechten Monstrum gemacht. Das Loch war nicht so tief, wie ich angenommen hatte, denn der Schlamm reichte beiden ungefähr bis zur Hüfte. Marek steckte tiefer darin, weil er von der Körpergröße her kleiner war als sein Gegner. Sie kämpften. Sie hielten sich umkrallt. Sie bewegten sich so hektisch, daß sie mir immer noch kein Ziel boten, das für einen Moment wenigstens erstarrte.
Marek versuchte natürlich, seinen Pflock einzusetzen. In dessen Handhabung war er ein Künstler – normalerweise, aber in diesem Fall verlief seine Attacke äußerst ungünstig. Der Vampir wußte genau, was ihm drohte, und er hatte es geschafft, Mareks Gelenk zu umklammern und den Arm nach hinten zu drücken.
Seine Kraft war stärker als die des Menschen. Marek kam einfach gegen ihn nicht an, sein Arm wurde Zentimeter für Zentimeter nach hinten gedrückt, und er war auch dabei, den Halt zu verlieren. Zudem bewegten sich beide noch hin und her, so daß sie mir nicht die Chance zum Eingreifen ließen.
Ich ging trotzdem auf sie zu.
Der Vampir drehte den Kopf.
Er hatte mich gesehen.
Ich schaute in ein völlig verschmiertes Gesicht. Auf der bleichen Haut klebte der Schlamm oder rann in Streifen daran nach unten.
Ich war noch nicht so nahe, um ihn packen zu können, als Marek einfach umfiel. Er hatte sich nicht mehr halten können, war auch vielleicht weggerutscht, ich wußte es nicht, jedenfalls verschwand er in der verfluchten Brühe.
Der Blutsauger hatte den Sieg vor Augen.
Er warf sich Marek entgegen.
Ich schoß und traf ihn.
Seinen Fall aber konnte ich nicht mehr stoppen. Zuerst klatschte er gegen die weiche Brühe, dann sank er dem Körper entgegen – und zuckte zusammen, als hätte er einen gewaltigen Stromschlag erhalten.
Lag es an meiner Kugel?
Nein!
Schreiend kam er wieder hoch. Er schnellte in die Senkrechte, er hatte den Mund weit aufgerissen, er brüllte seinen Schmerz hinaus, während ihm der Schlamm in den offenen Mund rann.
Meine Augen weiteten sich, als ich den Grund für seine Reaktion sah.
Obwohl Marek unter der Schlammschicht lag, hatte er vorzüglich reagiert und den Pfahl in die Höhe gekantet.
Der Vampir war hineingefallen. Jetzt steckte der Pflock tief in seiner Brust. Meine Kugel hatte ihn ebenfalls erwischt und war irgendwo in seinen Körper gedrungen. Mit dem Pflock in der Brust, die Arme hochgerissen, taumelte der Vampir durch den ihm bis zu den Hüften reichenden Schlamm, ohne jedoch irgendeinen Halt finden zu können.
Er tanzte zuckend, hielt den Mund weit offen, und dort, wo der Pfahl in der Brust steckte, kräuselte Rauch an den Wundrändern entlang.
Ich warf Marek einen Blick zu. Er war wie ein Schlammonstrum aus der Masse hervorgekrochen, keuchte und hustete, aber sein Gesicht zeigte einen verbissenen Ausdruck, den ich gut kannte. Dieser Mann hatte nicht aufgegeben, im Gegenteil, er freute sich über seinen Sieg, zu dem er einen großen Teil beigetragen hatte.
Seine Augen glänzten, er bewegte die Lippen. »Der Pfähler hat ihn geholt, John!« keuchte er. »Ich, der Pfähler.«
»Ist schon okay, Frantisek, ist schon okay.« Ich kümmerte mich um
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