Bis euch der Pfähler holt!
dem allmählich zusammenbrechenden Maul drang. Furchtbar anzuhören. Laute, die dem Inspektor unter die Haut gingen, doch Mitleid konnte er nicht empfinden.
Er schaute schließlich zu, wie das untere Gesicht der Untoten zusammenfiel. Das Winseln verstummte. Zuletzt wurde es von einem Knacken unterbrochen, als die spröde gewordenen Kieferknochen zusammenbrachen. Es gab sie nicht mehr. Suko war zufrieden.
Er hatte seinen Teil erledigt. Aber wie war es John Sinclair und Marek ergangen?
Suko hob den Kopf und schaute zu ihnen hin.
***
Er hatte uns erwartet!
Er wußte, daß er uns nicht entkommen konnte, deshalb stand er aufrecht vor uns, als wäre er hier der große King und Herrscher. Er schaute uns an, beinahe strafend, und selbst Marek, der fast an seiner Wut erstickt war, senkte den Pflock.
Irgendwo flößte diese hochgewachsene Gestalt in dem langen Mantel auch einen gewissen Respekt ein. Wir waren etwas irritiert, und Marek schaute mich an.
Ich hob die Schultern.
»Der macht dich fertig«, flüsterte er. »Der will dich bannen, hypnotisieren, John…«
So unrecht hatte er eigentlich nicht. Tatsächlich lag in diesen Augen ein ganz besonderer Blick. Er war drohend, er war gleichzeitig saugend und wie magnetisch, als wollte er uns den gesamten Willen aus dem Gehirn saugen. Das weiße Haar lag auf seinem Kopf wie frisch gekämmt. Der Mund war geschlossen. Ein weißer Oberlippenbart schimmerte wie ein Schneestreifen, und das gleiche Weiß bildete auch die Farbe seiner buschigen, leicht gebogenen Augenbrauen. Keiner von uns rührte sich.
Marek atmete heftig. In ihm tobte ein regelrechter Kampf. Er hielt den Eichenpflock so hart umklammert, als wollten die Knöchel die Haut wegsprengen. Sein Blick war böse und kalt. Er hielt ihn starr auf Waldo Ravenstein gerichtet. Der machte eine Armbewegung wie ein Herrscher, der sich mit dieser Geste das einfache Volk vom Leibe halten wollte.
Frantisek Marek knurrte, als hätte er die Funktion eines Wolfes übernommen. Bei ihm war das so etwas wie ein Startsignal, denn plötzlich schnellte er vor. Er kam nicht so gut weg, wie er es sich vorgestellt hatte. Deshalb stolperte er, stieß trotzdem noch zu und wollte natürlich Ravenstein voll erwischen.
Das gelang ihm nicht mehr.
Die Spitze des Pfahls erwischte die ausgestreckte Hand des Vampirs.
Sie bohrte sich in seine Fläche hinein. Ich konnte es gertau sehen, weil ich nahe dabei stand, und ich hörte auch ein Geräusch, als würde Papier reißen – keine Haut.
Sehnen rissen, Fleisch spaltete sich auf, ein Loch war in der Handfläche entstanden, aber es reichte nicht aus, um den Blutsauger zu vernichten.
Der Pflock mußte die Brust treffen und damit das Herz.
Das war im Augenblick nicht möglich, denn Marek kniete am Boden, hielt den Kopf gesenkt, als wollte er noch einmal Luft holen.
Ich zielte auf die Stirn des Vampirs, schoß aber noch nicht, denn ich wußte, daß ich es aus Fairnißgründen einfach meinem Freund Frantisek überlassen mußte.
Ravenstein zog seine Hand zurück. Er drehte sie, er schaute sich die Wunde an, und noch immer hielt er dabei den Mund geschlossen. Dann öffnete er die Lippen.
Ich hörte das Stöhnen, Marek hatte es ebenfalls mitbekommen, und er flüsterte: »Es wird dir nichts nützen. Du kannst stöhnen, du kannst jammern, ich werde dich trotzdem vernichten.«
Waldo Ravenstein zog seine Oberlippe zurück. Noch immer stand er auf dem Fleck. Keine Regung sahen wir in seinem Gesicht. Dieses königliche Aussehen behielt er bei, aber er würde, davon ging ich aus, blitzschnell zu einer Bestie werden.
Seine rechte Hand gab es nicht mehr wie zuvor. Sie war zu einem lappigen Gegenstand geworden, der einfach vom Gelenk abhing.
»Jetzt!« sagte ich.
Und Marek gehorchte. Er schnellte hoch.
Er hielt den Eichenflock fest, und er riß den Mund weit auf, damit auch der Blutsauger seine Worte hören konnte. »Bis daß dich der Pfähler holt!« brüllte er, warf sich vor und rammte den Eichenpfahl genau auf die Brust zu.
Waldo Ravenstein wollte abdrehen.
Diesmal allerdings hatte er den glatten Boden vergessen. Zwar kam er noch herum, aber nicht weit genug. Der Pfahl fetzte ihm die linke Seite des Körpers auf.
Der Vampir fiel zu Boden.
Dann war Marek über ihm. Er hatte sich auf seinen Unterkörper gekniet.
Er hielt den Pflock mit beiden Händen fest, er schrie und wuchtete ihn in den Körper.
Blut eines Fremden schoß aus der Wunde.
Plötzlich zuckte Waldo Ravenstein. Er gab Geräusche
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