Bis euch der Pfähler holt!
ich.
»Dann habe ich mir Dunja geholt.«
»Zurück bleiben die Eltern, die gefährlichsten«, bemerkte Marek.
»Wo sind sie?«
Suko hob die Schultern. »Ich habe keine Ahnung, John. Zumindest sind sie mir nicht über den Weg gelaufen.« Er grinste schief. »Dabei hatte ich gedacht, daß ihr vielleicht…«
»Nichts.«
»Sollen wir sie suchen?«
Da hatte Suko eine gute Frage gestellt. Aber wo anfangen und wo aufhören. Ich berichtete ihm von Mareks Annahme, daß sie zu uns kommen würden, weil sie unser Blut lockte.
Der Inspektor war skeptisch. »Wie lange willst du denn auf sie warten?«
»Keine Ahnung.«
Er lächelte verbissen. »Wann haben wir Mitternacht?«
Ich blickte auf die Uhr. »In zehn Minuten.«
»Wunderbar, das ist ihre Zeit.«
Marek und ich schwiegen. Suko ging davon aus, daß sie um die Tageswende herum erscheinen würden, aber das konnte ich nicht so direkt unterschreiben. Vampire hielten sich zwar an Regeln, ob sie allerdings diejenigen einhalten würden, die wir Menschen uns ausgedacht hatten, das war die große Frage.
Ich hob die Schultern. Eine Geste der Verlegenheit. Gleichzeitig stimmte ich Suko zu. »Okay, warten wir also bis Mitternacht ab. Mal sehen, was sich tut.«
»Noch acht Minuten«, sagte Marek, der ebenfalls einen Blick auf seine Uhr geworfen hatte. Verbissen fügte er hinzu: »Der Countdown des Todes läuft, Freunde.« Das dachten wir auch. Und wie immer wurde die Zeit beim Warten lang.
Sekunden summierten sich zu Minuten, und wir hatten uns in der Halle verteilt, ohne uns vorher abgesprochen zu haben. An strategisch günstigen Stellen und immer mit dem Blick auf die Treppe. Diese Schloßhalle war so groß, daß man hier schon eine Revue hätte aufführen können, und eine Treppe war ebenfalls vorhanden. Dort würden dann die Akteure erscheinen, nur waren es in unserem Fall weder Sänger noch Tänzerinnen, sondern blutgierige Bestien.
Marek machte es spannend. Immer wenn eine Minute vorbei war, gab er es uns bekannt. Ich hatte das Licht meiner Lampe gelöscht, es brannten nur die drei Kerzendochte, und diese flackernde Helligkeit paßte in die Halle.
»Noch eine Minute!«
Durch sein Reden wuchs natürlich auch bei uns die Spannung. Sollte Marek tatsächlich recht haben, daß sich um Mitternacht die beiden Blutsauger zeigten?
»Dreißig Sekunden, Freunde…«
Wir hörten etwas.
Geräusche oberhalb der Treppe. Tappend und zugleich schleifend. Das waren Schritte. Kamen sie?
»Ich habe recht gehabt«, sagte Marek. »Verdammt, ich habe recht behalten. Ich kenne sie doch.«
Ohne uns abgesprochen zu haben, hatten Suko und ich die gleiche Idee gehabt. Wir lösten uns von unseren Plätzen und schritten von verschiedenen Seiten auf die breite Treppe zu. Vor der untersten Stufe trafen wir zusammen.
Dann leuchteten wir mit den Lampen hoch.
Die Treppe war lang, aber unsere lichtintensiven Leuchten zerstörten das Dunkel an zwei Stellen, bevor sie sich wieder trafen.
Dort bewegte sich eine Gestalt.
Er oder sie?
Keiner der Ravensteins. Denn wer da über die Stufen nach unten taumelte, war ein fremder Mann. Sein dunkles Haar hob sich von dem bleichen Gesicht ab. Auf der Oberlippe wuchs ein dünner Bart wie ein schmaler Strich.
Auch Marek polterte herbei. Zwischen uns blieb er stehen und starrte ungläubig die Treppe hoch.
»Kennst du ihn?« fragte ich.
»Und ob«, flüsterte er. »Das ist der Schleicher, der mir den Tip mit den Vampiren gegeben hat…«
In derselben Sekunde kriegte der Schleicher das Übergewicht, kippte nach vorn und rollte sich überschlagend die Treppe hinab…
Wir rahmten ihn ein. Suko hatte ihn noch abgefangen und seinen letzten Aufprall gemildert. Ob das etwas gebracht hatte, wußten wir nicht. Doch als er sich von selbst bewegte und auf den Rücken drehte, da wußten wir Bescheid. Er hatte den Sturz überstanden und kam auf die Beine, was wir geschehen ließen.
Wir gingen nur etwas zurück. Im bleichen Licht der Lampe schauten wir zu, wie er sein Maul öffnete.
Zwei Vampirzähne reflektierten das Licht.
Hauer, die zuvor nicht gewesen waren, wie Marek flüsternd bemerkte, uns dann vergaß und sich nur an diesen Blutsauger wandte. »Warum, Schleicher? Warum hast du es getan? Wieso?«
Er zuckte zusammen, schien zu überlegen, senkte den Kopf. Um uns herum baute sich ein Feld der Spannung auf. Marek hatte ihm eine Frage gestellt, und wir alle erhofften uns eine Antwort. Was wir nicht für möglich gehalten hatten, trat ein. Flüsternd bewegte er
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