Bis euch der Pfähler holt!
ein. An den noch nassen Füßen fror ich und dachte dabei an Marek, dem es noch viel schlimmer ergehen mußte.
Wir hatten aufgeholt und dabei zugesehen, uns in der Fluchtrichtung des abgestellten Geländewagens zu bewegen. Die Flüchtenden hatten sich nicht umgedreht. Sie schoben sich über den Schnee, der auf der Oberfläche zu Eis geworden war. Dabei kamen sie ebenso schlecht voran wie wir, hatten es aber eiliger und achteten deshalb weniger auf ihre eigene Sicherheit. Einige Male waren sie schon gefallen, um sich dann wieder aufzuraffen und den Weg fortzusetzen.
Wir befanden uns bereits mit ihnen auf einer Höhe. Suko flüsterte mir zu, daß er einen Bogen schlagen wollte, womit ich einverstanden war.
Marek lief an mir vorbei. Er hatte es eilig. Er spürte wieder den Drang.
Ich hatte Mühe, mit ihm Schritt zu halten, aber ich holte ihn ein. Suko befand sich im Rücken der beiden. Er hatte die Beretta gezogen und hob sie an.
»Die trifft er kaum«, flüsterte Marek.
Das merkte auch Suko, denn er ließ die Waffe sinken und lief weiter auf die Ravensteins zu. Plötzlich blieben sie stehen.
Wie zwei Zebras in der Steppe, die auf einmal den Geruch des heranschleichenden Löwen wahrgenommen hatten. Sie drehten sich zunächst einander zu, flüsterten wohl, dann bewegten sie sich abermals, nun aber voneinander weg.
Da sahen sie uns. Zumindest Marek und mich, denn Suko befand sich in ihrem Rücken. Trotz der Entfernung kriegten wir mit, daß sie auf der Stelle erstarrten. Kein Wort, kein Laut durchschnitt die klare Luft. Sie starrten uns an, und wir blieben nicht stehen, sondern liefen auf die beiden Ravensteins zu.
Wie weit war der Wald noch weg?
Zu weit.
Alles wies darauf hin, daß wir sie noch auf dieser glatten Schneefläche vor dem Schloß stellen konnten.
Ein heller Schrei durch toste die Stille. Arlene Ravenstein hatte ihn ausgestoßen. Sie fuhr herum, sie lief von ihrem Mann weg, denn sie hatte in diesem Augenblick auch Suko gesehen, der unbeirrt seinen Weg ging und sich auf die verdammte Blutfrau freute.
Wir aber kümmerten uns um Waldo Ravenstein!
***
Der Inspektor hatte, während er lief, seine Dämonenpeitsche gezogen und einmal den berühmten Kreis geschlagen. Die drei Riemen waren herausgerutscht und gegen den Untergrund geklatscht. Die Peitsche war mächtig. Ihre Kraft würde einen Vampir zu Staub zerfallen lassen, das wußte Suko, und so sollten auch die alten Ravensteins vernichtet werden.
Es war die Frau, die auf ihn zukam.
Sie ging mit schwingenden und doch irgendwo steifen Bewegungen. Sie und ihr Mann hatten erkannt, daß sie den Häschern nicht mehr entkommen konnten. So blieb ihnen nichts anderes übrig, als sich zum letzten Kampf zu stellen.
Suko verlangsamte seine Schritte. Er wollte auch nicht unbedingt ausgleiten, denn Arlene würde schon kommen.
Sie hatte sich geduckt.
Sie hechelte.
Sie wuchtete immer wieder ihren Körper vor und rutschte eigentlich nie so aus, daß sie fiel. Suko wartete. Fünf, sechs Schritte noch. Er hob die Peitsche.
Arlene tat einen großen Schritt. Zu groß, denn unter ihrem Fuß befand sich plötzlich ein Eisbuckel. Zu glatt, um noch Halt zu finden.
Ihr rechtes Bein flog zur Seite. Sie selbst setzte sich auf den Boden, drehte den Kopf, und Suko, der inzwischen noch näher an sie herangekommen war, sah zum erstenmal das Gesicht. Er verglich es mit dem Aussehen Waldo Ravensteins und mußte zugeben, daß Arlene wirkte wie dessen eigene Großmutter. Wahrscheinlich hatte sie weniger Blut bekommen als er. Vielleicht war auch der Schleicher nur sein Opfer gewesen, er wußte es nicht, Suko nahm das alte Mumiengesicht mit den rissigen Lippenlappen einfach hin. Sie öffnete den Mund, sie fauchte, sie zeigte ihre verdammten Hauer, als wollte sie ihn abschrecken.
»Nein«, sagte Suko und schlug zu.
Arlene Ravenstein riß beide Hände hoch, um ihr Gesicht zu schützen.
Sie ahnte wohl, was auf sie zukam, aber sie war einfach nicht schnell genug. Die Riemen erwischten sie voll. Sie waren wie Messer, sie schnitten in die alte Haut, die ihnen keinen Widerstand entgegensetzen konnte. Die Magie der Peitsche war einfach zu stark.
Die Blutfrau sackte zusammen. Sie fiel so hart in den Schnee, als wollte sie sich dort hineindrücken. Dabei riß sie den Mund auf, als wollte sie nach Luft schnappen, aber die brauchte sie nicht. Vampire existierten anders. Dann jammerte sie.
Suko klangen die Laute schrecklich in den Ohren. Es war ein schon widerliches Winseln, das da aus
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