Bis hierher und weiter - Mit allen Nockherberg-Reden von Bruno Jonas
Hoffentlich im Sommer, dann können wir den Weltuntergang auf der Terrasse genießen in der raucherfreien Zone.
Daraufhin hat sie mich abfällig von oben bis unten gemustert und mir die Zeitung aus der Hand gerissen. Und fragt mich apokalyptisch in jeder Hinsicht: Müssen Sie denn immer mit dem Flugzeug reisen? Das schade nur der Atmosphäre. Ja, habe ich ruhig geantwortet. Ich sehe das entspannter, habe ich gesagt. Man sollte das Bonusmeilensystem für den Klimaschutz nutzen. Wer viel fliegt, sammelt Meilen, und für den gegenwert bekommt er keine exklusiven Koffer, Sonnenbrillen oder sonstigen Quatsch, sondern er verzichtet darauf zugunsten des Klimas. Das Geld überweisen die Fluggesellschaften an einen Klimaschutzfonds. Der selbstverständlich noch eingerichtet werden muss. Das können beispielsweise die grünen federführend initiieren. Wer viel fliegt, tut auch viel für den Umweltschutz. Das ist ein Konzept, das alle Seiten frohlocken lässt. Bonusmeilen für die Umwelt, und alle sind befriedigt. Es gibt immer Modelle, die alle Seiten zufriedenstellen.
Wissen Sie, was ich gerade gedacht habe? - Diese Klimakatastrophe ist gut gemacht. Ich finde, dass die Qualität stimmt. Also, medial, meine ich. Verstehen Sie mich richtig, gell. Ich finde die Aufbereitung großartig. Die Darstellung der Katastrophe, das Bildmaterial, die grafiken, die Szenarien, die Prognosen.
Was ich ganz gern anschaue, sind diese Simulationen, die Computeranimationen. Wenn sich der Meeresspiegel um zehn Meter weltweit hebt, was da gleich alles im Wasser absäuft. Holland ist komplett weg. Vom Harz bleiben nur ein paar Inseln. Der Brocken wird eine Hallig. Es gibt sogar Prognosen, dass Köln einen Nordseehafen kriegt. Die zwei Türme des Kölner Doms werden zwei Bojen für die Schifffahrt. Da kann die Kirche dann Orientierung geben. Also, wirtschaftlich steckt in der Erderwärmung ein Riesenpotenzial.
In den Medien, die begleitenden Bilder zum Weltuntergang, da kann man nicht meckern, Kompliment, das machen Profis, ich weiß nicht, welche Agentur dieses Thema in die Medien gebracht hat, auf jeden Fall ein voller Erfolg. Und dann hatten sie das glück, dass sich die Natur genau so verhält wie vorhergesagt.
Für die Atomlobby ist die Klimakatastrophe ein Segen. So positiv sind sie schon lange nicht mehr mit ihren Atomkraftwerken aufgefallen. Die Kernkraftwerke als Klimaretter! Neue Atomkraftwerke werden zwar noch nicht gebaut, aber sie sind wieder im gespräch als umweltfreundlich. Die Endlagerfrage ist zwar nach wie vor ungelöst, aber es ist weitgehend gelungen, nicht darüber zu reden. Also, für die deutsche Atomindustrie könnte es nicht besser laufen.
Auch für die Autoindustrie. Die haben ja richtig darauf gewartet. Die können jetzt endlich ihre sparsamen Autos bauen. In Brasilien, da fahren sie mit Ethanol. Die schütten den Caipirinha in den Tank und fahren damit.
Die bayerischen Brauereien haben das mitbekommen und sich davon anregen lassen. Sie träumen davon, dass man bei uns mit Starkbier fahren kann. gut, es fahren ja schon welche mit Starkbier, aber das ist nicht ganz ungefährlich.
Und ich habe gelesen, dass es einen neuartigen Brennstoff gibt, dem wird Harnsäure zugesetzt, weil man herausgefunden hat, dass damit der CO2-Ausstoß vermindert werden kann. Das sind doch schöne Aussichten. Wir schütten oben das Bier rein und gehen an den Tank und pieseln rein, mit unseren individuellen Einfüllstutzen. Ideal!
Und dann kommen die nachwachsenden Energien. Die Biokraftstoffe. Haben Sie das schon mitgekriegt? Da kommen herrliche Zeiten auf uns zu, wenn die fossilen Brennstoffe mal zu Ende gegangen sein werden. Da kommt der Flüssigkraftstoff, der aus Tierkadavern hergestellt wird! Wenn wir beim Essen sind und was am Teller übrig bleibt, können wir uns dann die Reste vom Essen einpacken lassen, rein in den Tank damit und wir können mit dem Schnitzel heimfahren.
Vielleicht kommt sogar jemand auf die Idee, dass wir auch aus menschlichen Überresten, gell, Energie gewinnen. Vermutlich wird es ethische Bedenken geben. Die katholische Kirche wird sagen, dass das mit der Auferstehung nicht vereinbar ist. Kardinal Lehmann wird das erzbischöfliche Haupt recken und ablehnen. Sicherlich müssen dabei auch ethische gesichtspunkte debattiert werden, aber darüber nachdenken wird man müssen. Es wird ja schon drüber nachgedacht, über die Selbstoptimierung des Menschen. Das heißt, der Mensch macht sich zum Wichtigsten, was es
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