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Bis hierher und weiter - Mit allen Nockherberg-Reden von Bruno Jonas

Titel: Bis hierher und weiter - Mit allen Nockherberg-Reden von Bruno Jonas
Autoren: PeP eBooks
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Menschen sind verunsichert. Auf nichts ist mehr Verlass! Arbeitsplatz sowieso nicht. Lange glaubten viele, mit einer guten Bildung wären sie für die Zukunft gewappnet. Abitur, Hochschulabschluss, Karriere, gehobener Lebensstandard, gutes Einkommen, ein Leben lang, Haus, Auto, Urlaub. Stimmt nicht mehr. Stattdessen ist immer alles zu wenig. Fremdsprachenkenntnisse, ja schon, aber Englisch ist zu wenig. Besser drei Sprachen fließend. Auslandsaufenthalt, sowieso. Doppelstudium? gern. Mobilität! Selbstverständlich. »Heute hier, morgen dort, bin kaum da, muss ich fort!« Nichts ist mehr von Dauer. Das Leben war das sowieso nie, aber zumindest im Beruf hatte man ein Fortkommen in Aussicht.
    Die Aussichten sind düster! Aber wenn einer unbedingt eine Aussicht haben will, dann kann er ja mal schauen, wo er bleibt.
    Es ist alles haltlos geworden, weil nichts mehr hält. Ewig hat ohnehin noch nie etwas gehalten, und schon gar nicht die Liebe. Aber seitdem sich alles immer früher auflöst, nimmt die Unsicherheit zu. Ehe und Familie lösen sich immer weiter auf. Man lebt heute nur noch ganz selten in einer Familie, man lebt heute in Lebensgemeinschaften. Selbst die CSU, bei der die Familie einen festen Wert hatte, löst sich von ihr und denkt über »neue Lebensformen« nach. Das Alter war auch immer ein fester Wert. Jeder wusste, wann es anfängt und wann es aufhört. Hatte eine Ahnung davon, wie es ist. Auch da stimmt es nicht mehr. Die Alten wurden eine Zeit lang immer jünger. Frührente, Vorruhestand, Altersteilzeit. Seitdem einige Mathematiker das »Langlebigkeitsrisiko« entdeckt haben, weil die Alten immer älter werden und somit länger jung sind, fragen sich viele: Das Alter? gibt es das überhaupt noch? Oder handelt es sich bei dieser Lebensspanne um die ganz späte Jugend?
    Die Rente war immer sicher, und seit einiger Zeit dämmert es auch dem Letzten, dass bei der Rente nur sicher ist, dass sie nicht sicher ist.
    Selbst in Bayern nagt der Zahn der Zeit an der Macht der CSU. Aber er nagt schon lange. Und wird noch lange nagen müssen in Bayern, bis es irgendwann so weit sein wird. Vielleicht sollte die Zeit noch einen Zahn zulegen und mit mehreren Zähnen zu Werke gehen, denn der eine wird nicht ausreichen in Bayern, fürchte ich. Früher oder später wird es so weit sein. Und wenn es dann die SPD noch gibt … Auch da können wir nicht sicher sein. Bei dieser Partei löst sich auch vieles auf. Sogar der Vatikan scheint infiziert. Der Papst hat die Vorhölle abgeschafft! Mein gott, habe ich gedacht. Mir ist der Schreck in die glieder gefahren. Ich habe gleich ein »gegrüßt seist Du, Maria« nach ganz oben geschickt. Und bekam wie immer keine Empfangsbestätigung. Die Hölle bleibt. Der Himmel auch, aber die Vorhölle hat Benedikt einfach abgeschafft. Was wird aus denen, die dort ein Zuhause gefunden hatten? Warum, fragen viele gläubige, wird ein bewährter Raum einfach geschlossen? Wir können nur Vermutungen anstellen. Vielleicht wird auch im Jenseits rationalisert? Cost-Cutting gibt’s überall. Wir wissen es nicht. Der Papst weiß es möglicherweise auch nicht. Er ist ja auch nur ein leitender Angestellter des Herrn, der weisungsgebunden handeln muss.
    Alles kommt ins Rutschen. Ewiger Fels bröckelt und kommt irgendwann unten an im Tal. Ist nicht vor Kurzem an der Eigernordwand ein ganzer Berg ins Rutschen gekommen? Nichts ist mehr sicher. Die Instabilitäten nehmen zu. Nicht nur in der Natur, auch in gesellschaft und Staat. Die sozialstaatlichen Muren donnern mit getöse in die medialen Spalten, und wenn sich der Staub ein wenig gelichtet hat, wird der Blick frei auf eine unsichere Zukunft. Und Angst steigt auf aus den Tiefen der geplagten Seelen. (Wenn ich so weiterformuliere, muss ich aufpassen, dass mich nicht die Zeit engagiert für ihren nächsten Leitartikel.) Die Leute haben Angst vor der Zukunft. Die Kölbl hat mir gestanden, dass sie Angst hat. Auch wegen des Klimawandels (endlich mal ein schöner genitiv!). Mein gott, wie elegant das klingt! Das Wort Klimakatastrophe löst dagegen keine so guten Vibrations aus. Viele müssen dabei gleich an den Weltuntergang denken. Die Kölbl ist anfällig für solche Stimmungen. Sie hat mir die Bild -Zeitung hingehalten. Mit einem vorwurfsvollen »Bitte« und »Da!« angefügt. Mit weit aufgerissenen Augen, und entsetzt geflüstert: Da, lesen Sie, Herr Unwirsch!
    »In 13 Jahren geht die Welt unter!«, stand da in großen Buchstaben. Ich habe gesagt:
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