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Bis hierher und weiter - Mit allen Nockherberg-Reden von Bruno Jonas

Titel: Bis hierher und weiter - Mit allen Nockherberg-Reden von Bruno Jonas
Autoren: PeP eBooks
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langt es auch nicht bei ihm. Haben Sie das mitbekommen? Er fährt mit dem Zug, um seine Umweltkompetenz unter Beweis zu stellen, und lässt seinen Dienstwagen auf der Straße nebenherfahren.
Zum Publikum:
    Ich weiß nicht, was mit der Kölbl los ist, aber seitdem wir einen deutschen Papst haben, driftet die in die Metaphysik ab. Ich wette, die geht wieder in die Kirche. Die war, glaube ich, auf einer Klosterschule.
     
    Ob ich was gelesen habe? Die Johannesapokalypse? Frau Kölbl, aber selbstverständlich habe ich die gelesen. Ich habe doch ministriert. Wäre doch beinahe Pfarrer geworden. Das wissen Sie doch. Wenn Sie wollen, nehme ich Ihnen die Beichte ab. - Wie? Ach, da finden wir schon was, Frau Kölbl. Sünden sind das kleinste Problem. Da mache ich Ihnen ein faires Angebot. Was sagen Sie? - Was meinen Sie? Woran könnte es liegen, dass der Flug verspätet ist? -
    Ja, das stimmt. Daran könnte es auch liegen, das stimmt, wenn der bayerische Ministerpräsident wieder mal am Hauptbahnhof eingecheckt hat. -
    Wie? Frau Kölbl, was haben Sie denn immer mit einem Terroranschlag? Haben Sie denn etwas Konkretes über einen Anschlag gehört? -
    Im Irak!? Aber das ist doch normal, deswegen hat doch in München kein Flieger Verspätung. Na ja, Terrorismus ist heute immer ein bisschen mit im Spiel. Heutzutage muss man immer mit einem Anschlag rechnen. Da haben Sie recht. Terrorismus ist heute normal. Sicherheit gibt es nicht mehr. Man fühlt sich ständig bedroht. -
    Aber doch nicht von Ihnen, Frau Kölbl. - Ich mein das allgemein …
    - Sie müssen weiterarbeiten? Kölbl, reden Sie noch ein bissl mit mir, mir ist grad furchtbar langweilig. Erzählen Sie mir doch, was Sie heute drunter tragen? - Aber Sabine, warum sind Sie denn so abweisend zu mir, Unterwäsche ist wichtig. Man muss immer wissen, wie es drunter aussieht.
Kölbl hat aufgelegt.
    Jetzt ist sie sauer, die Sabine. Sagt, das wäre eine Diskriminierung und sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz. Des stimmt schon mal gleich gar nicht, weil ich am Flughafen bin. Die hat aber auch gar keinen Humor mehr. Eine lockere Bemerkung über Unterwäsche kann doch keine Diskriminierung sein. Was ist das bloß für ein Land, in dem wir leben? Das hat Rot-grün aus Deutschland gemacht. Jeder kommt gleich mit dem Antidiskriminierungsgesetz daher, wenn man mal einen kleinen Spaß auf seine Kosten macht. Da haben sich die rotgehennaten Frauenrechtlerinnen bei der SPD durchgesetzt.
Hält plötzlich inne. Ein Gedanke schießt Unwirsch durch den Kopf.
    Die Kölbl könnte bei der Staatsanwaltschaft angerufen haben. Dass ich da nicht gleich dran gedacht hab. Die Kölbl! Die ist aufgrund ihrer wiedergewonnenen Religiosität das Opfer eines gewissensanfalls geworden. Durchaus möglich. Es gibt so was. Eine Art Epilepsie im ethischen Zentrum, im Über-Ich.
    Kann aber sein, dass es das Über-Ich als Instanz gar nicht mehr gibt. Wahrscheinlich längst überholt. In der Psychologie hat es ja auch einige Upgrades gegeben. Aber wenn jemand sich solche Upgrades downloadet, dann die Kölbl. Die hat nichts ausgelassen. Encountergruppen, Urschrei, Hypnose-Pendeln, seelisches Fasten, nackt denken, rückwärts einparken, die Kölbl war immer dabei, wenn etwas Neues im esoterischen Raum angeboten wurde.
    Eigentlich nur logisch. Katholische Kindheit. Das ist eine gute grundlage für alles, was da noch kommen soll. Wer in der Kindheit katholisch zugerichtet wurde, der hat gute Voraussetzungen. Katholizismus als seelische grundformatierung ist ideal. Da kann man dann alles draufkopieren. Indien sowieso. Die war im Ashram.
    Fragt die mich doch neulich: Warum machen Sie das eigentlich? Wie können Sie das mit Ihrem gewissen vereinbaren? Da werden aufgrund Ihrer Analysen 2000 Menschen entlassen, die stehen auf der Straße, rutschen in die Arbeitslosigkeit. Haben Sie da kein schlechtes gewissen? Das ist doch unmoralisch, was Sie da machen.
    Ich hab nur geantwortet: Wenn ich es nicht mache, dann macht’s ein anderer. Und dann wär’s unter Umständen noch schlimmer.
    Das ist doch zynisch!, sagt sie, und: Wenn allerdings jeder sagen würde: gut, dann soll’s ein anderer machen, dann würde es keiner machen.
    Sage ich: Kommen Sie mir bloß nicht mit der Logik! Dann hätten wir den totalen Stillstand. Dann ginge in diesem Land nichts mehr vorwärts. Einer muss schließlich die Verantwortung übernehmen, und das bin halt in dem Fall ich. Außerdem muss ich auch an meine Leute denken, mit jedem Auftrag ist auch
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