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Bis ich bei dir bin

Bis ich bei dir bin

Titel: Bis ich bei dir bin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Hainsworth
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allmählich aufwachen. Ich dehne mein Bein noch eine Minute, das zwar wehtut, jedoch nicht so wie sonst. Es ist steif und schwach von der Anstrengung, pocht aber wenigstens nicht vor Schmerz. Morgen wird es härter werden, und ich freue mich beinahe darauf.
    »Cam?« Mike kommt auf mich zu, als ich gerade in den Matheunterricht gehen will. Ich kann ihn bei dem Gebrüll der anderen Jungen kaum verstehen. »Ich habe deine Facebook-Seite heute Morgen gesehen. Was soll das?«
    Ich starre ihn an. »Facebook? Hä?«
    Er überzeugt sich kurz, dass niemand zuhört, und sagt leise: »Findest du nicht, dass du es ein wenig zu weit treibst?«
    Es ist laut und zugig in dem schweißgetränkten Umkleideraum. Furcht wallt in mir auf, und ich muss meine Füße zwingen zu bleiben, wo sie sind, und nicht geradewegs nach Hause zu meinem Laptop zu laufen.
    »Ich bin seit Monaten nicht mehr auf Facebook gewesen«, erwidere ich gedehnt.
    Mike sieht mich forschend an. »Tja, wenn du meinst. Dann war es wohl ein Geist.«
    Mir wird abwechselnd heiß und kalt. Diesmal war es wahrscheinlich wirklich Logan, diese Art von Streich würde er noch hinkriegen, aber ich kann mich nicht dazu überwinden, Mike zu fragen, was er genau gesehen hat. Ich schließe meinen Spind, der jedoch klemmt, reiße die Tür noch mal auf und knalle sie mit Wucht zu.
    Der Sekundenzeiger der Uhr in meinem Gemeinschaftskundekurs tickt nicht, sondern schleicht qualvoll langsam um das Ziffernblatt. Ich habe versucht, mich von der Schulbibliothek aus auf Facebook einzuloggen, aber die Seite ist gesperrt. Am liebsten würde ich den restlichen Tag schwänzen, will jedoch auf keinen Fall noch mehr Aufmerksamkeit auf mich lenken. Meine Hoffnung ist, dass im Moment alle, die meinen Status sehen oder sich dafür interessieren könnten, ebenfalls in der Schule festsitzen. Ungeduldig trommele ich mit meinem Bleistift gegen die Tischkante und fülle hastig die letzten vier Kästchen meines Tests aus. Dann klingelt es. Ich springe von meinem Platz auf und bin schon halb zur Tür hinaus, als mich Mrs Moore zurückruft, damit ich ihr die Seiten aushändige.
    Halb humpele ich, halb renne ich um die Ecke in meine Straße. Mein Herz hämmert, als wollte es mir gleich aus der Brust springen, aber ich muss an meine Facebook-Seite gelangen, bevor jemand anders sie sieht. Von fern schon erkenne ich, dass jemand auf unserer Eingangstreppe hockt. Viv ? Ich bekomme fast einen Infarkt. Doch dann sehe ich, dass es nicht Viv ist, sondern Nina. Ich stürme aufs Haus zu.
    »Was ist passiert?«
    Sie steht auf. »Was glaubst du wohl?«
    Ich lasse meine Schlüssel fallen, hebe sie auf und habe Mühe, den richtigen ins Schloss zu stecken. Endlich drücke ich den Griff herunter und öffne die Tür, woraufhin Nina sofort hinter mir hineinschlüpft.
    »Willst du mir vielleicht erklären, warum ich mir heute in der Mittagspause anhören musste, wie Logan West in der Schulkantine herumgebrüllt hat, dass er dich gestern Nacht auf der Straße gesehen hat?«
    »Oh!« Ich verheddere mich im Schultergurt meines Rucksacks, als ich ihn abwerfen will.
    »Viv ist mittendrin zur Toilette gerannt, die Hände vorm Gesicht, weil sie entweder furchtbar lachen oder furchtbar weinen musste, und … Hörst du mir überhaupt zu?«
    Hektisch blicke ich in Richtung meines Zimmers.
    »Ich muss nur kurz etwas erledigen …«
    Mein Laptop steht aufgeklappt und mit angeschlossenem iPod auf meinem Schreibtisch – obwohl ich ihn jedes Mal zuklappe, wenn ich fertig bin. Ich tippe auf das Trackpad und werfe mich auf meinen Stuhl, aber es dauert eine Ewigkeit, ehe das Ding aus dem Ruhezustand aufwacht. Entnervt zerre ich an meinen Haaren, doch endlich erscheint die Maske mit dem Passwort. Ich brauche drei Versuche, um das Wort einzutippen, das ich seit fünf Jahren verwende, Regenbogenforelle , und dann erhalte ich bloß die Antwort »Passwort ungültig«. Fluchend versuche ich es noch einmal, jedoch ohne Erfolg. Ich bohre meine Finger in meine Oberschenkel und unterdrücke ein Stöhnen, bis ich schließlich auf die Idee komme, es mit Vivs Passwort, Einzigundallein , zu probieren.
    Der Browser zeigt direkt meine noch geöffnete Facebook-Seite.
    »Was machst du da?« Nina steht auf einmal hinter mir, und ich fahre zusammen. »Hast du eigentlich gehört, was ich gesagt habe?«
    Ich winde mich verlegen auf meinem Stuhl. Wir können nun beide den neuen Post auf meiner Pinwand lesen: Liebe dich auf ewig.
    Eine Gänsehaut überzieht meine

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