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Bis ich bei dir bin

Bis ich bei dir bin

Titel: Bis ich bei dir bin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Hainsworth
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das für Schicksal, für höhere Fügung oder so was?« Sie schnaubt. »Was da mit dir und Viv vor sich geht – das ist gefährlich, und es ist falsch.«
    Ich öffne den Mund zu einer Erwiderung, doch ihre Worte lassen mich stutzen. Wie kann sie sagen, dass es falsch ist? Es ist so verdammt wunderbar! Trotzdem fände ich es gemein, ihr das eigene Unglück unter die Nase zu reiben.
    »Ich kann sie nicht noch einmal verlieren, Nina.«
    Ihr Gesicht wird so traurig, dass sie mir jetzt wirklich leidtut. Ich könnte wetten, dass die Nina in meiner Welt noch beide Eltern hat.
    »Sei wenigstens vorsichtig, Cam.«
    »Mach ich.« Ich streichele ihre Hand. »Es tut mir wirklich leid …«
    Sie starrt auf unsere sich berührenden Finger und zieht die Hand weg. »Mir auch.«

DREIUNDZWANZIG
    V iv ist nicht zu Hause, als ich endlich bei ihr ankomme. Das Fenster steht offen, aber ihr Zimmer ist dunkel. Ich rufe leise nach ihr, ohne eine Antwort aus den Schatten oder unterm Baum hervor zu erhalten. Vorsichtig schleiche ich um das Haus herum und sehe nur aus dem Arbeitszimmer Licht kommen, wo ihr Vater vor dem Fernseher eingeschlafen ist. Die Leuchtanzeige einer Uhr sagt mir, dass ich länger bei Nina war, als ich dachte.
    Wahrscheinlich ist sie losgegangen, um nach mir zu suchen, aber wenn ich mich jetzt auch auf die Suche nach ihr mache, verpassen wir uns am Ende ganz. Also lehne ich mich an den Baum, verborgen unter den hängenden Weidenzweigen, und warte darauf, dass sie zurückkommt. Je länger ich allein dort sitze, desto schwerer fällt es mir, gegen die Müdigkeit anzukämpfen. Heute Nacht ist schon wieder so viel Aufregendes passiert, dass ich nur noch in Vivs Armen liegen und dem beruhigenden Klang ihrer Stimme lauschen möchte. Vielleicht ist sie auch bloß spazieren gegangen … Nach einer Weile jedoch beschleicht mich ein merkwürdiges Gefühl. Was ist, wenn sie denkt, dass ich einfach nicht gekommen bin? Was würde sie tun? Ich sage mir, dass Viv in dieser Welt auch noch andere Freunde hat. Ein Mädchen, das glaubt, versetzt worden zu sein, rennt doch bestimmt zu ihren Freundinnen, um sich bei ihnen auszuheulen, oder? Allerdings kann ich mir nicht so recht vorstellen, wie sie Tash Clemons vorjammert, dass ihr toter Freund nicht zum Rendezvous erschienen ist.
    Das Flackern des Fernsehers erlischt endlich, und Mr Hayward geht zu Bett. Ich stehe auf, um mich zu strecken, todmüde und mit schmerzendem Hintern von den knorrigen Wurzeln. Wenn ich mein Handy dabeihätte, könnte ich versuchen, sie anzurufen, aber ich bin nicht sicher, ob mein Tarif interdimensionales Roaming abdeckt. Nach einem letzten Blick auf Vivs schwarzes Fenster mache ich mich widerstrebend auf den Heimweg und stelle mir währenddessen vor, wie ich sie morgen dafür entschädige, wie ich sie um Verzeihung bitte, indem ich ihren ganzen Körper mit kleinen Küssen bedecke.
    Ich bin in Gedanken ganz mit der Wölbung ihres Oberschenkels beschäftigt, als ein helles Licht von vorn meine Aufmerksamkeit weckt und ich Viv aus dem grünen Leuchten an der Ecke heraustaumeln sehe. Sie beugt sich hustend vornüber, und ich renne auf sie zu.
    »Viv!« Ich stütze sie und ziehe sie an mich, während die kribbelnde Energie aus ihrem Körper strömt. Zuerst ist sie noch ganz geschwächt, doch bald schließen sich ihre Finger fest um meine Hand, und sie schaut mich groß an.
    »Cam, ich habe dich gesucht!«
    Ich schmiege mich an sie. »Es tut mir leid, aber jetzt bin ich ja hier.«
    Meine Lippen streicheln ihren Mund, doch sie weicht zurück. »Wo warst du?«
    Ich lasse sie los, woraufhin sie noch mehr auf Abstand geht.
    »Ich … ich war hier«, sage ich. »Ich meine, vor eurem Haus, ich habe auf dich gewartet. Ich dachte …«
    »Du solltest doch schon vor Stunden kommen, ich habe mir solche Sorgen gemacht!« Sie betastet unsicher ihre Lippen. »Ich dachte, es ist Gott weiß was passiert …«
    »Reg dich nicht auf«, sage ich. Ich möchte sie in die Arme nehmen, fürchte jedoch, wieder abgewiesen zu werden. »Es war ein Missverständnis. Ich war früh genug hier, aber Ninas Bruder ging es schlecht und …«
    »Du warst bei ihr ?«
    Ihre scharfe Erwiderung bringt mich zum Verstummen.
    »Warum das denn?«
    »Es ist nicht … Ich habe nur … Ich wollte zu dir.«
    Sie muss erst einmal verdauen, was ich gesagt habe, und das befremdet mich. Viv ist früher nie eifersüchtig gewesen – das gehörte zu dem Besonderen zwischen uns. Ich wusste, dass ich der Einzige für

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