Bis ich dich finde
wird.«
»In der Kronenhalle wird einem doch nicht schlecht!« rief Dr.
Horvath.
»Dr. Huber hat zu viele Notfälle«, sagte Dr. Krauer-Poppe. »Falls
sie weg muß, bin ich allein mit William und Jack – und den Spiegeln. Außerdem
sollte noch ein Mann mitkommen, falls William auf die Toilette muß.«
»Aber ich bin doch dabei«, erinnerte Jack sie.
»Ich meine, ein Mann, der Ihren Vater kennt«, sagte Dr.
Krauer-Poppe.
»Ich sehe in meinem Terminkalender nach«, sagte Professor Ritter
erneut.
Dr. von Rohr hatte eine oberärztliche Miene aufgesetzt, aber sie
lächelte. Das Lächeln war Jack neu, doch die anderen schienen damit vertraut zu
sein.
»Was ist denn, Ruth?« fragte Dr. Krauer-Poppe ihre Kollegin.
[1074] »Glaubt ja nicht, Ihr könntet mich davon abhalten, mit William
und Jack Burns in die Kronenhalle zu gehen – nicht in tausend Jahren!« sagte
sie. »Glaubt ja nicht, ihr könntet mich von der Männertoilette fernhalten, wenn
William dort hingeht – versucht es ruhig!«
Dr. Krauer-Poppe schlug die Hände vors Gesicht. Offenbar gab es kein
Medikament, das Dr. von Rohr von der Kronenhalle fernhalten könnte. (Dr. Berger
schüttelte erneut den Kopf.)
»Schön, damit wäre das geklärt«, sagte Professor Ritter unsicher.
»Tja, jeder, bloß nicht Hugo«, sagte Dr. Krauer-Poppe, die sich
wieder gefaßt hatte, gleichmütig. »Dann gehen also Ruth und ich mit.«
»Ich kann dir gar nicht sagen, wie ich mich darauf freue,
Anna-Elisabeth«, sagte Dr. von Rohr.
»Ich würde jetzt gerne nach Hause gehen und mich zum Essen
umziehen«, verkündete Dr. Krauer-Poppe Professor Ritter.
»Natürlich!« sagte der Professor. Alle sahen sie Dr. Krauer-Poppe
nach, wie sie den Raum verließ. Sie war todschick: Nicht einmal ihr Laborkittel
wirkte fehl am Platze.
»Ich bin wahnsinnig gespannt, was Anna-Elisabeth heute abend tragen
wird«, sagte Dr. von Rohr, nachdem ihre Kollegin gegangen war. »Sie geht nach
Hause, um sich umzuziehen, und das beschränkt sich keineswegs auf ihren
Laborkittel!«
»Sie war heute abend mit ihrem Mann verabredet«, verriet Dr. Berger
der Runde. »Wahrscheinlich geht sie nach Hause, um ihm schonend beizubringen,
daß nichts daraus wird.«
Jack tat es leid, daß er Dr. Krauer-Poppe veranlaßt hatte, ihre
Pläne zu ändern. (Dr. von Rohr andererseits schien hoch erfreut darüber, ihre
geändert zu haben.)
»Keine Sorge!« sagte Dr. Horvath zu Jack und klopfte ihm auf die
Schulter. »Ganz gleich, was heute abend passiert, Sie gehen in die
Kronenhalle!«
[1075] »Ich will bloß meinen Vater sehen. Deswegen bin ich schließlich
hergekommen«, erinnerte Jack die Ärzte.
»Wir wollen Sie lediglich darauf vorbereiten«, stellte Dr. Berger
fest.
Dr. Horvath hatte aufgehört, Jack auf die Schulter zu klopfen, und
knetete ihm statt dessen mit seiner großen, kräftigen Hand die Nackenmuskeln.
»Ich möchte Sie um einen Gefallen bitten, wenn Sie so freundlich wären«, sagte
der Österreicher.
»Aber gern. Worum geht es denn?« fragte Jack.
»Wenn Sie etwas sagen könnten – ich meine so, wie Billy Rainbow es
sagt. Ich weiß, Sie können das!« drängte ihn Dr. Horvath.
»Keine Frage«, sagte Jack-als-Billy. (Nach dem Vorfall am Flughafen
von Edinburgh stellte er zu seiner Erleichterung fest, daß er immer noch
schauspielern konnte.)
»Wunderschön!« rief Dr. Horvath.
»Wie peinlich, Klaus«, sagte Dr. von Rohr. »Ich hoffe, Sie verzeihen
mir«, sagte sie zu Jack, »aber Billy Rainbow macht mir eine Gänsehaut.«
»Das soll er auch«, antwortete Jack.
»Eins muß ich Ihnen noch sagen, Jack«, meinte Professor Ritter,
»William sagt diesen Satz ganz genauso wie Sie!«
»Ihr Vater hat Sie gründlich studiert«, sagte Dr. Berger zu ihm.
»Sie sollten darauf gefaßt sein, Jack, daß William mehr über Sie
weiß, als Sie vielleicht glauben«, sagte Dr. von Rohr. (Dr. Horvath hatte
aufgehört, Jacks Nacken zu kneten, aber Dr. von Rohr hatte ihm freundschaftlich
den Arm um die Schultern gelegt.)
»Ja, Heather hat mir schon gesagt, daß er alle meine Texte auswendig
kennt«, sagte Jack.
»Ich spreche nicht nur von Ihren Filmen, Jack«, mahnte Dr. von Rohr.
[1076] »Ich glaube, das reicht jetzt mit der Vorbereitung, Ruth«, befand
Dr. Berger.
»Ja, der Musiker!« rief Dr. Horvath Jack zu. »Es wird Zeit, daß Sie
den Musiker treffen!«
[1077] 39
Der Musiker
Der private Teil des Sanatoriums Kilchberg hatte etwas Heiteres,
das Jack bei seinem ersten
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