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Bis ich dich finde

Bis ich dich finde

Titel: Bis ich dich finde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Irving
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vielleicht irgendein Medikament hätte
verschreiben können.
    »Nein, sofern er keinen Verkehr mit der Prostituierten hat, und das
hat er nicht«, sagte Dr. Krauer-Poppe.
    »Diese Besuche sind inoffiziell – das heißt, wir billigen sie
offiziell nicht«, sagte Professor Ritter zu Jack.
    [1071]  »Wir billigen sie lediglich inoffiziell«, sagte Dr. von Rohr. Sie
hatte wieder die gewohnte oberärztliche Attitüde angenommen, durch und durch
sarkastisch und andererseits.
    »Er ist ein körperlich gesunder Mann!« rief Dr. Horvath. »Er braucht
Sex! Natürlich sollte er nicht mit jemandem von hier verkehren – und ganz
bestimmt nicht mit einer Patientin oder einer von den Mitarbeiterinnen.«
    »Aber Sie haben doch gesagt, er hat gar keinen Verkehr«, sagte Jack
zu Dr. Krauer-Poppe.
    »Er masturbiert, wenn er bei der Prostituierten ist«, sagte sie zu
Jack. »Dafür braucht man keine Medikamente.«
    »Als hätte er das Bild einer Frau in einem Magazin vor sich – nur
daß es sich um eine wirkliche Frau und nicht um ein Foto handelt«, sagte Dr.
Berger.
    »Wie Pornographie?« fragte Jack.
    »Nun ja…«, sagte Professor Ritter erneut.
    »Solche Magazine hat William auch«, verkündete Dr. von Rohr
mißbilligend.
    »Diese Magazine sind Safer Sex, nicht wahr?« fragte Dr. Krauer-Poppe.
»Und das, was er bei der Prostituierten tut, ist es auch.«
    »Ich verstehe«, sagte Jack. »Für mich ist das okay.«
    »Wir glauben, daß es auch für Ihre Schwester okay ist«, sagte
Professor Ritter. »Nur für uns ist es offiziell nicht okay.«
    »Wobei sich die Frage stellt, wie logisch es ist, wenn wir es
inoffiziell okay finden«, sagte Dr. von Rohr.
    Dr. Horvath vollführte quer durch die Gymnastikhalle
Ausfallschritte, von denen der Boden knarzte. » Bitte, Klaus«, sagte Professor Ritter.
    »Geht mein Vater immer zu derselben Prostituierten, oder ist es
jedesmal eine andere?« fragte Jack.
    »Was solche Einzelheiten angeht, sollten Sie vielleicht Hugo
fragen«, meinte Dr. Berger.
    [1072]  »Muß er Hugo unbedingt treffen? Ich frage nur«, sagte Dr. von
Rohr. (Dr. Berger schüttelte den Kopf.)
    »Ob hier in Kilchberg oder in der Außenwelt, wir alle treffen
zwangsläufig irgendwann einen Hugo«, sagte Professor Ritter.
    »Gegen einen Hugo gibt es keine Medikamente«, sagte Dr.
Krauer-Poppe.
    »Leider nicht«, bemerkte Dr. von Rohr.
    »Wenn es paßt, würde ich jetzt gern meinen Vater treffen«, sagte
Jack.
    »Es paßt sogar ausgezeichnet!« rief Dr. Horvath.
    »Wir haben gerade Lesestunde. William ist ein guter Leser«, sagte
Dr. Berger.
    »Wir haben gerade Ruhezeit«, sagte Dr. von Rohr.
    »Ich glaube, er liest gerade eine Brahms-Biographie«, sagte Dr.
Krauer-Poppe.
    »Brahms ist kein Auslöser?« fragte Jack.
    »Ein Buch über ihn zu lesen, nicht«, sagte Dr. Berger ganz
faktenorientiert.
    »Ihr Vater hat im privaten Teil der Klinik zwei Zimmer mit Bad«,
sagte Professor Ritter zu Jack.
    »Deshalb ist es auch so teuer«, sagte Dr. von Rohr.
    »Ich habe für heute abend in einem Restaurant reservieren lassen«,
sagte Jack. »Ich weiß nicht, wer noch mitkommen möchte, aber ich habe in der
Kronenhalle einen Tisch für vier Personen reservieren lassen.«
    »In der Kronenhalle!« dröhnte Dr. Horvath. »Da müssen Sie unbedingt
das Wiener Schnitzel oder die Bratwurst essen!«
    »In der Kronenhalle gibt es Spiegel«, sagte Dr. Krauer-Poppe. »An
jedem Eingang einen, und dann noch einen über dem Büffet.«
    »Aber die lassen sich doch bestimmt vermeiden«, sagte Professor
Ritter.
    »Der in der Männertoilette aber nicht!« sagte Dr. Horvath.
    [1073]  »Wer geht mit?« fragte Dr. Berger. »Ich kann nicht – nicht heute
abend.«
    »Ich kann«, sagte Dr. Krauer-Poppe. »Ich habe zwar eine Verabredung,
aber die kann ich absagen.«
    »Das wäre das beste, Anna-Elisabeth – falls William irgendein
Medikament braucht«, sagte Professor Ritter.
    »Hugo hat bestimmt auch Zeit«, meinte Dr. von Rohr.
    »Hugo möchte ich lieber nicht mitnehmen, Ruth«, sagte Dr.
Krauer-Poppe. »Die Kronenhalle ist nicht direkt seine Sorte von Lokal.«
    »Ich kann nicht heute abend in die Kronenhalle und morgen nach St.
Peter gehen!« rief Dr. Horvath aus.
    »Vielleicht habe ich ja Zeit – ich sehe in meinem Terminkalender
nach«, sagte Professor Ritter. »Oder vielleicht kann auch Dr. Huber.«
    »Schließlich liegt es nahe, mit einer Internistin in ein Restaurant
zu gehen«, bemerkte Dr. Berger. »Falls jemandem schlecht

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