Bis ich dir verfalle: Erotische Vampirstorys (German Edition)
die Füße zu kommen und stieß mir den Kopf heftig an der Ecke des Altars. Dann wurde alles schwarz um mich.
Ich wachte im Krankenhaus auf. Neben meinem Bett saß ein Polizist. Als sie eine Krankenschwester fanden, die mein Gestammel übersetzen konnte, erzählte ich ihnen, was ich wusste. Aber das half ihnen kaum weiter, weil ich behauptete, ich könne mich an kaum etwas erinnern. Ich erfuhr, dass ein Priester mich neben dem Altar des heiligen Aronne gefunden hatte, wo ich bewusstlos und alleine neben einer Öffnung in der Wand lag, die zu einer leeren Kammer unter der Kirche führte. Professor Rossini war nirgends zu finden, sagten sie mir, obwohl sein Handy in der Kammer gelegen hatte und ein Teil der Bodenplatten zerstört worden war.
Was konnten sie auch tun? Ich erinnerte mich an keinen Angreifer, und alles deutete darauf hin, dass ich mir einfach nur den Kopf gestoßen hatte. Wir waren dort wegen unseres Auftrags gewesen. Wenn jemand ein Verbrechen begangen hatte, dann gab es keine Anzeichen dafür. Das Verschwinden des Professors war das einzig Geheimnisvolle.
Nachdem man mich aus dem Krankenhaus entlassen hatte, ließ ich mich zu meiner Wohnung bringen und verbrachte zwei Tage im Bett. Ich traute mich nicht, bei Paolo zu Hause anzurufen. Aber ich versuchte an beiden Tagen, ihn in der Universität zu erreichen.
Seine Frau. Der Gedanke an sie bereitete mir Übelkeit. Ich fühle mich schuldig, und ich trug eine entsetzliche Bürde, da ich mit niemandem darüber reden konnte. Die flüchtigen Blicke, die ich auf das Geschehen hatte erhaschen können, waren so kurz gewesen, dass ich zweifelte, ob das, woran ich mich erinnerte, überhaupt real war.
Dann hörte ich in der zweiten Nacht daheim ein Klackern wie von Kieselsteinen, die gegen mein Fenster geworfen wurden. Ich schaute hinaus und entdeckte Paolo, der im Schatten auf der anderen Seite des kleinen Campo stand. Ich erkannte ihn an dem dunklen Hut und dem Mantel sowie an den Stiefeln. Er hob eine Hand und winkte mir, ich solle zu ihm herunterkommen. Ich versuchte, das Fenster zu öffnen, aber der Riegel klemmte. Als ich wieder aufblickte, war Paolo fort.
Ich warf eine Stola über meinen Baumwollpyjama und eilte nach unten auf den Platz. Der Professor stand in einer Ecke. Dunkel hob sich seine Gestalt von den Schatten ab. Er nickte mir zu und verschwand, als ich ihn erblickte. Ich folgte
ihm. Die Straßen von Venedig sind bei Nacht kaum beleuchtet, und es sind kaum Menschen unterwegs. Trotzdem ist es recht sicher, nachts herumzulaufen, jedenfalls sicherer als in anderen Städten, in denen ich bisher gelebt habe. Für mich waren die kleinen, engen Gassen und die dunklen, stillen Kanäle nie bedrohlich gewesen. Dennoch wäre ich ihm nicht lange so gefolgt, ohne zu zweifeln, weil er mich anschwieg und den Unerreichbaren spielte.
Aber wir liefen nicht lange. Schon bald erreichten wir eine Kirche: San Pantalon. Meine Erfahrung war, dass Kirchen in Venedig nach Einbruch der Dunkelheit abgeschlossen wurden. Aber die Tür zu dieser Kirche öffnete sich für ihn, und er schlüpfte hinein. Schwacher Lichtschein drang durch den Türspalt nach draußen. Ich folgte ihm.
Das Innere der Kirche war nur von wenigen Glühbirnen in den Seitenschiffen beleuchtet. Tageslicht würde eine höchst beeindruckende Illusionsmalerei an der Decke enthüllen. Aber jetzt war das Hauptschiff in dunkle Schatten getaucht. Ich konnte die einzelnen Bankreihen ausmachen. In einer saß eine dunkle Gestalt.
»Paolo? Was tun wir hier?«
»Ich bin hergekommen, um dir ein Geständnis zu machen, Emily.«
In dem Augenblick, als er das erste Mal sprach, wusste ich, dass er nicht der Professor war. Er hatte seinen Akzent, und er sprach meinen Namen genauso aus wie Paolo. Aber es war nicht seine Stimme. Ich drehte mich um und stolperte zur Tür. In der kurzen Zeit, die ich für zehn Schritte brauchte, war er aus der Bankreihe hervorgeschossen und stellte sich mir in den Weg. Seine Hand schloss sich um meine Kehle und erstickte jeden Schrei, indem er mir die Kehle zudrückte.
Ich hätte erwartet, eine eiskalte Hand zu spüren. Doch das Gegenteil war der Fall: Sie war fiebrig heiß und trocken. Ich hätte erwartet, dass er nach Verwesung stank, aber ihn umgab ein Geruch nach Salzwasser und Erde.
»Emily«, sagte er leise. Seine Stimme klang tiefer als die von Paolo. Ich hing in seinem Griff wie ein Kaninchen in der Falle. Ich verdrehte die Augen. Sein blasses Gesicht schimmerte unter dem
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