Bis ich dir verfalle: Erotische Vampirstorys (German Edition)
wiedergutmachen.«
Mit diesen Worten löste er eine Hand von dem Gitter und zeigte mir seine Handfläche. Ein schwarzer Fleck erschien in der Mitte der weißen Haut. Der Fleck öffnete sich wie ein kleiner Mund. Dunkle Flüssigkeit quoll aus der Öffnung und rann zu seinem Handgelenk hinab.
»Trink«, flüsterte er.
Ich schrak zurück und stieß mir schmerzhaft den Rücken an den Metallstreben. Heftig schüttelte ich den Kopf. Aronne verzog den Mund und knurrte. Ich erhaschte einen Blick auf diese beängstigenden Zähne, ehe er die andere Hand in meinen Haaren vergrub und meinen Kopf nach hinten riss, um meine Kehle zu entblößen.
»Verweigere dich nicht der Gnade, die ich dir gewähre«, grollte er. Seine Stimme klang jetzt nicht mehr menschlich. Einen Augenblick lang schwebte sein Mund über meinem Hals. Ich wimmerte. Schließlich lockerte er den Griff, und sein Gesichtsausdruck wurde weicher, obwohl er mich nicht weniger finster anstarrte. »Ich erinnere mich. Paolo kannte dich gut. Du bist eine gehorsame Frau, Emily. Es schenkt dir Lust, stimmt’s? Trink das Blut. Darum hat Gott mich zurück zur Erde geschickt. Darum lebe ich noch immer. Gehorche mir und trink.«
Er drückte mein Gesicht in seine Handfläche. Ich schloss die Augen, als ich die heiße Flüssigkeit spürte, die über meine Lippen rann. Es schmeckte klar und kupfrig. Ich glaubte, gleich in Ohnmacht zu fallen.
Dann wuchs das Licht in mir zu einem Brüllen an, und ich sah es. Hinter meinen geschlossenen Lidern entstanden Bilder. Ich sah Aronne und mich, wie wir eng aneinandergeschmiegt im Hauptschiff der Kirche standen und von innen heraus glühten, während sein Blut wie flüssiges Gold in meinen Mund floss. Ich sah die Szene durch Aronnes Augen, und dann entspannen sich vor seinen und meinen Augen erstaunliche Szenen. Ich sah ihn in Rüstung, wie er eine Horde Reiter beobachtete, die sich vor seinem Banner sammelte. Er sprang in einer brennenden Stadt von einem Dach zum nächsten und jagte die Männer, die zu seinen Füßen in den Gassen vor ihm flohen. Er badete in einem römisch anmutenden Bad, aber das Wasser war rot. Seine Kraft wurde durch die brennende Sonne gedämpft, und er beobachtete eine Kirchenprozession; Menschen, die mit Kreuzen und Heiligenbildern auf ihn zukamen und zu seinen Füßen niederknieten. Andere Bilder huschten so schnell vorüber, dass ich nichts anderes sah als Blut. Dann sah ich ihn, wie er sich über einen Mann in einer schmutzigen, braunen Kutte beugte und die Zähne in seinem Hals vergrub. Der Mann war ein Mönch. Er starb, und Aronne trank seine Erinnerungen, sein Wissen – und seinen tiefen Glauben.
Dann veränderten sich die Visionen. Das Licht wurde greller. Die Bilder zerbrachen in winzige Splitter, die sich in Spiralen umeinander drehten und zu geometrischen Formen zerfielen. Aus Ordnung wurde Chaos, das wieder zu einer komplizierten Ordnung fand, wodurch meine Sinne vollends verwirrt wurden. Aber all das führte direkt in das grelle Licht. Heftige, große Freude erfasste mich; sie war überwältigend und erfasste jede Zelle meines Körpers. Das Gefühl, erkannt zu werden und zugleich zur großen Erkenntnis zu gelangen, sich winzig klein zu fühlen und zugleich zu etwas Großem anzuwachsen, ließ mich lachen und weinen. Ich streckte die Arme aus und berührte das Gesicht mitten im Licht.
Dann war ich wieder in meinem Körper und spürte, wie ich gegen Aronne gedrückt wurde. Mein Herz hämmerte, mein Mund war trocken, und in meinem Körper wütete ein Feuer, das meine verwirrten Gedanken nicht erfassen konnten.
»Hast du Ihn gesehen?«, flüsterte er und ließ meinen Kopf los, den er an seinen Hals gepresst hatte. Sein Körper war unter Paolos Kleidung muskulös und kräftig. Jeder Zoll seiner Haut fühlte sich hart und erhitzt an. Unwillkürlich hatte ich während meiner Vision die Zähne in seinen Hals gegraben. Auf der fahlen Haut entdeckte ich jetzt winzige, blutige Halbkreise. »Hast du in das Antlitz Gottes geblickt?«
Ich räusperte mich. Sehr deutlich spürte ich seine sexuelle Erregung. Es hatte ihn erregt, mich mit seinem Blut zu nähren. Ein verletzlicher Körper, der sich an seinen drückte, die Beute, die sich willig an ihren Jäger schmiegte und ihn nahezu anflehte, sie zu töten.
»Ja?«, drang er in mich, und ich nickte. Weil ich es jetzt verstand, wie sein verdorbenes Blut, das eine chemische Mischung aus psychoaktiven Substanzen sein musste, einen mittelalterlichen Gläubigen
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