Bis ich dir verfalle: Erotische Vampirstorys (German Edition)
über die Clubs, die Bands und viele Stars, die sich neuerdings in der Vampirszene herumtrieben. Im Anzeigenteil gab es Werbung für Gesichtsbleiche, für Reißzahnimplantate und verschiedene Angebote eher persönlicher Natur. »Attraktive, weiße Frau sucht dominanten weißen Mann für blutsaugende Abenteuer.«
Diese Szene hatte ihren Zenit noch längst nicht erreicht. Aber Lara wusste, dass sie weiterhin innovativ sein musste, sonst würden Nachahmer sie schneller wieder vom Markt verdrängen, als sie bis drei zählen konnte.
Ein Klopfen an die Tür brachte sie wieder in die Gegenwart. »Herein«, rief sie und versuchte, die Ungeduld aus ihrer Stimme zu verbannen. Sie schob sich die schwarzen Ponyfransen aus den Augen und setzte eine hoffentlich freundliche Miene auf.
Ein Mann glitt durch die Tür. Einen Augenblick glaubte Lara, ein leises Erdbeben habe den Raum erschüttert. Irgendwie verschob sich die Wirklichkeit, und sie spürte, wie ihr Magen wegsackte. Es war ein Gefühl wie in der Achterbahn, wenn der Wagen den höchsten Punkt erreicht und dann in die Tiefe stürzt. Das Büro und die kühle Einrichtung wirkten plötzlich irgendwie massiver, und sie erkannte Details überdeutlich.
Es kostete sie einige Kraft, sich auf den blonden, jungen Mann zu konzentrieren, der vor ihrem Schreibtisch stand. »Guten Tag.« Reflexartig nahm sie die Mappe, die er ihr reichte. »Ich bin Lara Carter, die Herausgeberin des Vamp Magazines. «
»Jim«, stellte sich ihr Besucher vor. Er sprach mit breitem, amerikanischem Akzent. »Ich heiße Jim Henderson. Danke, dass Sie sich Zeit für mich nehmen, Ms. Carter.«
Jim Henderson war zweifellos ein attraktiver Mann, aber Lara sah sofort, dass er überhaupt nicht ihren Erwartungen entsprach. Er war nicht muskulös, sondern eher schlank, obwohl er sich recht gut bewegte, als er auf dem Stuhl Platz nahm, den sie ihm mit einer stummen Handbewegung anbot. Seine strohblonden Locken und die rötliche Haut schrien förmlich, dass er jung und gesund war. Sie war noch nie jemandem begegnet, der weniger untot aussah. Er hatte ein so offenes, intelligentes Gesicht, dass Lara sich einfach nicht vorstellen konnte, wie er abgefeimt oder drohend in die Kamera schaute. Er trug nicht mal schwarze Kleidung. Seine braune Hose und das hellblaue Polohemd betonten seine schlanke Gestalt und das Blau seiner Augen. Aber kein Vampir – zumindest kein Londoner Vampir – würde sich dabei erwischen lassen, so herumzulaufen.
»Sie glauben, ich bin der falsche Typ Mann für Ihre Vampirzeitschrift.« Das war eine Feststellung, keine Frage. Er gab ihre Gedanken recht präzise wieder. Lara war erstaunt.
»Sie passen jedenfalls nicht in das übliche Bild eines Vampirs. Es könnte daran liegen, dass Sie für den Geschmack unserer Leser etwas zu ... gesund aussehen.«
Jim lachte. Es klang merkwürdig bitter. »Schauen Sie sich erst meine Fotos an, bevor Sie eine Entscheidung treffen, Ms. Carter.«
Lara öffnete die Mappe und blätterte sie durch. Es gab keinen Lebenslauf. Die ersten beiden Bilder waren Porträtaufnahmen, und Lara musste zugeben, dass der schwelende Blick des Mannes trotz der blauen Augen und der hellen Haare düster und verführerisch genug war, dass ihr ein Schauer über den Rücken lief.
»Haben Sie Erfahrung?«
»Kommt darauf an, was Sie darunter verstehen. Aber nein, ich habe keine Erfahrung als Model, sowas habe ich noch nie gemacht.«
»Und warum wollen Sie dann für Vamp arbeiten? Was haben Sie bisher gemacht?«
»Ich bin aufs College gegangen.« Er schien über seine Vergangenheit nicht mehr sagen zu wollen. »Als ich Ihre Anzeige gesehen habe, kam es mir ganz natürlich vor, mich zu bewerben.«
Lara musterte ihn mit dem harten Blick, für den sie bekannt war. Aber er war wirklich toll. Sie hätte nichts dagegen, ihn mit nach Hause zu nehmen. Trotzdem brauchte sie keinen Dilettanten. Keinen Collegejungen, der sich einen Spaß erlaubte. Vamp war ihr Lebenswerk. Sie hatte einen tollen Job bei der Vogue aufgegeben, um ihrem Instinkt zu folgen. Und es hatte sich bezahlt gemacht. Aber um ihren Erfolg nicht aufs Spiel zu setzen, brauchte sie Models, die dieses Business genauso ernst nahmen wie sie.
»Ich bin kein Dilettant. Mir ist es ernst mit diesem Job.«
Laras Augen verengten sich. Seine Sensibilität war wirklich erstaunlich.
»Sehen Sie sich bitte auch die anderen Fotos an.«
Sie blätterte um und sog unwillkürlich die Luft ein. Das Foto war unbeschreiblich. Die Szene war
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