Bis ich dir verfalle: Erotische Vampirstorys (German Edition)
aber nicht an ihrem Handgelenk, sondern irgendwie in ihrem Herzen, das seinen Schlag beschleunigte und doppelt so schnell pochte.
Röte überzog hinter den geschlossenen Lidern ihr Gesichtsfeld; knallige, tiefrote Wolken, die dreidimensional vor ihren Augen wirbelten. Kurz wurde sie von der kalten Angst gepackt, doch dann verwandelte sich die eisige Kälte in warme, süße Lust, die durch ihre Glieder strömte. Ihre Nippel, ihre Muschi – überall war dieser heiße, feuchte Strom, der irgendwie schmerzte und sie dennoch nicht verstörte.
»Entspann dich«, flüsterte er. »Lass einfach los.«
Sie hörte seine Stimme, die aus weiter Ferne zu ihr drang. Sie sah seine Augen wie durch einen roten Schleier. Sie waren nicht mehr blau, sondern tiefschwarz. Und ja, sie spürte, wie sie in den schwarzen Tiefen versank. Ein letzter Rest Selbstbeherrschung wollte sie zwingen, ihm zu widerstehen. Aber sie gab dem Impuls nicht nach. Er war zu stark für sie, sein Wille war unwiderstehlich, und die Gaben, die er ihr anbot, waren zu wertvoll, um sie einfach abzulehnen. Sie spürte, wie sie in dem blutroten Strom seiner Lust versank.
Als er sich von ihr löste, traf es sie wie ein schmerzhafter Schock. In ihren Schläfen erwachte ein pochender Schmerz. Sie öffnete die Augen und schnappte nach Luft. Rote Punkte tanzten vor ihren Augen. Sie drehte sich um und blickte zu ihm auf, gleichermaßen staunend und entsetzt.
»Tut mir leid.« Er zuckte mit den Schultern. »Ich wusste nicht, wie ich dich anders überzeugen sollte.«
»Du bist ... Du bist wirklich so einer, nicht wahr?« Lara glaubte, ihre Brust müsse zerspringen. »Ein Nosferatu. Ein Untoter.« Sie rieb sich die pochenden Schläfen. »Ich hätte nie gedacht ...«
»Glaub es ruhig«, sagte er. Plötzlich saß er wieder im Stuhl auf der anderen Seite des Schreibtischs und ließ sie mit ihrem hämmernden Herz allein. Sein breites Lächeln, mit dem er sie bedachte, war das eines fröhlichen, amerikanischen Jungen. Lara kam langsam wieder zu Atem und versuchte, sich zu beruhigen und einen klaren Gedanken zu fassen.
Es war unmöglich. Vampire waren Fiktion, eine Legende. Kreaturen, die der Fantasie und Alpträumen entsprangen. Vampire berührten etwas tief in der menschlichen Vorstellungskraft und befeuerten diese. Sie kannte Dutzende, vielleicht Hunderte Menschen, die sich verzweifelt danach sehnten, dass Vampire tatsächlich real waren. Diese Menschen waren der Antrieb ihres Erfolgs. Aber selbst diejenigen, die schier besessen von dem Gedanken waren, die Fliegen fingen und aßen oder in Särgen schliefen, kannten die Wahrheit.
Es gab keine Vampire.
Trotzdem wurde genau diese Wahrheit jetzt von ihm in Frage gestellt.
Er konnte ihre Zweifel spüren. Ob er in ihren Gedanken las oder sie ihr so deutlich ins Gesicht geschrieben standen, wusste sie nicht. Plötzlich verschwand er und erschien innerhalb eines Lidschlags mit einem Glas Wasser neben ihr. »Sieht so aus, als könntest du das hier brauchen.« Ein erneutes Blinzeln, und er saß wieder im Stuhl und lächelte sie über den Schreibtisch hinweg an. Das Wasserglas war da, es stand direkt neben ihrem Ellbogen. Es war also keine Halluzination gewesen. Sie nahm einen Schluck. Sie konnte ihren Sinnen offenbar nicht mehr trauen; es war unmöglich, dass er ein Vampir war.
Und doch stimmte es.
»Bist du sehr alt?«, fragte sie schließlich. Die Frage klang in ihren Ohren absurd. Was tat sie denn da? Führte sie das Bewerbungsgespräch weiter? Jim lachte bloß, aber diesmal war es ein Lachen aus vollem Herzen.
»Ich bin 24. Zumindest war ich so alt, als ich vor fünf Jahren auf der Party meiner Studentenverbindung von der Schwester einer Freundin verwandelt wurde. Ich muss zugeben, dass ich einfach betrunken war. Barbara hat mir an dem Abend gesagt, sie würde sich gerne mit mir verloben, und ich wusste, dass ich noch nicht so weit war. Ich hatte ihr gesagt, ich würde sie lieben, aber das genügte ihr nicht. Darum bin ich verschwunden, habe mich besoffen – na ja, und das Nächste, woran ich mich erinnere, ist diese etwas schlampige Brünette, mit der ich im Bett gelandet bin. Sie hatte ziemlich spitze Zähne.« Lara konnte nicht anders: Sie musste unwillkürlich kichern. Seine Geschichte klang so vollkommen anders als die Mythen, die sie so erfolgreich vermarktete.
»Und dann? Was ist als Nächstes passiert? Was war mit Barbara?«
Jims Miene verfinsterte sich. »Sieh mal, ich will wirklich nicht darüber reden. Nicht
Weitere Kostenlose Bücher