Bis ich dir verfalle: Erotische Vampirstorys (German Edition)
Wenn Miriam gerne über Kleopatras Liebesleben reden wollte, bevor die Expedition überhaupt begonnen hatte, wollte sie vor Ende der Exkursion bestimmt selbst Hand anlegen. Vielleicht war er naiv, aber so unschuldig war er nicht, dass er glaubte, eine Frau sende mit ihrem Gesprächsthema keine Signale aus.
»Man sagte von ihr, sie sei unbeschreiblich geschickt darin, Männern einen zu blasen. Angeblich konnte sie einen Mann in Sekunden zum Höhepunkt bringen oder ihn die ganze Nacht an der Schwelle zum Orgasmus halten. Manche behaupten, dass die Geschichte, wie sie in Eselsmilch badet, eher als Euphemismus zu verstehen sei.«
Miriams Augen weiteten sich. »Du meinst ...?«
»Sie hielt sich eine persönliche Leibwache, in die nur große und wollüstige Männer aufgenommen wurden. Das hat auch Katharina die Große gemacht, und ich denke, die beiden hatten ähnliche Gründe für dieses Vorgehen.«
»Sie war eine faszinierende Frau, findest du nicht?«
»Geschickt mit der Zunge, eine großartige Diplomatin, Politikerin und Verführerin? Ich denke schon.«
»Du bewunderst sie, oder?«, fragte Miriam.
»Ich habe Jahre meines Lebens dem Studium Kleopatras und ihrer Zeit gewidmet.«
»Ich muss noch so viel lernen ...« Sie schaute ihn unter den halbgesenkten Lidern an.
Gott, wie sehr er sich wünschte, diese Augen von Tränen verdunkelt zu sehen. Oder von Lust verschleiert. Tränen der Lust. Er schüttelte den Kopf. »Über das alte Ägypten?«
»Ich muss über alles viel lernen.«
Erst um viertel nach zehn wurde ihr Flug aufgerufen. Eine Stewardess brachte ihnen Champagner und die Speisekarten. Aber sie hatten keinen Hunger mehr.
Miriam bat um eine Decke und ein Kissen. Man brachte ihr das Gewünschte, und sie klappte ihren Sitz nach hinten.
Charles tat es ihr gleich. Miriam breitete die Decke über seinen und ihren Schoß aus. Das war nett, und es wurde sogar noch angenehmer, als sie die Augen schloss und sich einkuschelte. Ihr Kopf sank zur Seite. Die Wange ruhte nun auf seinem Oberarm. Sie hatte schwere Lider, und ihre Unterlippe war so voll, dass sie beinahe nach außen gestülpt schien. In einer blassblauen Vene an ihrem Hals pochte ihr Puls. Charles hatte das Gefühl, er müsse sie beschützen. Zugleich aber war er der Jäger, der diesem herrlichen Beutetier nachstellte. Das war alles andere als logisch, weshalb er beide Gedanken rasch vertrieb. Er war durstig und fragte die Stewardess, als sie an ihnen vorbeiglitt, nach Rotwein.
Einige Zeit später murmelte Miriam im Schlaf und bewegte sich. Unter der Decke kam ihre Hand auf Charles’ Oberschenkel zur Ruhe. Er spürte ihre Wärme durch den Stoff seiner Jeans. Wenn es eine andere Frau gewesen wäre – Sarah zum Beispiel –, hätte er gedacht, es handle sich um eine bewusste Bewegung. Aber diese Frau wirkte so unschuldig, dass er, der seine Eroberungen bisher noch an einer Hand abzählen konnte, sich schuldig fühlte, weil er ihre Fingerspitzen auf seiner wachsenden Erektion ruhen ließ. Er hatte aber ebenso viel Angst, ihre Hand zu berühren, weil er fürchtete, sie dann in seine Jeans schieben zu wollen und die Finger auf seinem Schritt zu spüren. Himmel! Er bewegte sich abrupt und drehte sich von ihr weg. Charles starrte aus dem Fenster. Diese Leidenschaft hatte ihn bestimmt nur erfasst, weil die Suche endlich begonnen hatte. Es ging um den Schatz und nicht um dieses Mädchen. Er war Kleopatra inzwischen näher als je zuvor, aber er wollte trotzdem am liebsten Miriam packen und ihr Gesicht in seinen Schoß stoßen, damit sie es ihm mit dem Mund besorgte. Er wollte schreien, wenn sie ihn trockenlutschte, bis er wie eine getrocknete Feige zusammensank. Charles seufzte und schloss frustriert die Augen.
(Tatsächlich hatte sie geschlafen; sie träumte. Im Traum war sie eine Studentin, die es nicht wagte, auch nur einen Fehler zu machen. Sie träumte, sie beuge sich der Leidenschaft eines anderen, die so einnehmend war, dass aus Leidenschaft rasch Zorn wurde. Ein Zorn, der über sie hinwegspülte. Dieser Teil des Traums machte sie irgendwie traurig. Ausgerechnet der Teil, in dem sie sich der Macht und dem Schmerz unterwarf.
Als er sich von ihr abwandte, wachte sie auf. Noch nicht! Sie spürte seinen Körper, von dem ein verlangendes Summen ausging, obwohl sie einander unter der Decke nicht mal mehr berührten. Sein Verlangen war ihre Pflicht. Miriams Hand bewegte sich erneut auf ihn zu. Sie zupfte an den Knöpfen seiner Hose.)
Charles schniefte, um
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