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Bis in alle Ewigkeit

Bis in alle Ewigkeit

Titel: Bis in alle Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Daschkowa
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sogar die Stimme.
    »Schrei nicht so, Iwan«, rügte Colt ihn sanft, »vorerst istdoch nichts passiert. An Telefon und Computer darf er nach wie vor nicht ran. Es kann doch nicht so schwer sein, mit einem gelähmten Alten fertig zu werden, oder?«
    »Sie haben ihm schon alles weggenommen, aber er will es wiederhaben. Er ist in einen Hungerstreik getreten.«
    »Oho! Nun, in seinem Alter ist hungern gesünder, als zu viel zu essen.«
    »Wir hätten sie nicht zu ihm lassen dürfen.«
    »Du bist hart und herzlos, Iwan. Der Alte hat so wenig Freude im Leben. Sie haben sich sehr interessant unterhalten.«
    »Ach, Sie haben sich die Aufnahme schon angehört?«
    »Natürlich.«
    »Haben Sie denn nicht bemerkt, dass er sie gewarnt hat?«
    »Unsinn, sie hat nichts von seinem Gestammel verstanden. Außerdem hast du versprochen, dich um sie zu kümmern.«
    Inzwischen hatte der Wagen mehrere Kontrollpunkte passiert und war ins Parkdeck gefahren. Colt fuhr mit dem Lift hinauf in die siebenundzwanzigste Etage und betrat sein Vorzimmer.
Moskau 1917
    Die Versuchstiere, die die Injektion als Jungtiere erhalten hatten und nicht sofort starben, verkrafteten die Übergangsphase leichter und schneller als ihre älteren Artgenossen. Zwar bekamen alle erhöhte Temperatur, und alle verloren anschließend ihr Fell, doch den jüngeren Tieren ging es dabei relativ gut. Ihr Appetit war geringer, ihr Durst hingegen größer. Wasser tranken sie dreimal so viel wie normalerweise. Die alten Tiere wurden schwach, konnten nicht mehr selbstständig essen und trinken und bewegten sich nicht. Sie mussten mittels einer Pipette gefüttert und getränkt werden.
    Die Genesung verlief nach dem gleichen Muster, nur mit dem Unterschied, dass die alten Tiere wieder jung wurden, die jungen sich dagegen faktisch nicht veränderten.
    Inzwischen waren anderthalb Jahre seit Beginn des Experiments vergangen. Die maximale Lebenserwartung einer Ratte beträgt dreißig Monate. Vier Tiere, die die Injektion im Alter von zwei, drei Monaten erhalten hatten, sahen aus und verhielten sich wie reife, gesunde, äußerst aktive Ratten. Sie zeigten keinerlei Anzeichen von Alterung.
    Der Ratz Grigori hatte bislang als Einziger nicht nur eine Injektion erhalten, sondern zwei. Er lebte noch immer. Er war wieder zu Kräften gekommen, seine Augen waren klar. Er war alt, aber nicht altersschwach. Langsam und ruhig, aber nicht träge. Seine Reflexe waren lebhaft und alle Instinkte normal, bis auf den Geschlechtstrieb.
    Eine graue Ratte, deren Hinterpfoten gelähmt gewesen waren, gebar gesunde junge Ratten. Doch ihr war das Präparat später gespritzt worden als Grigori. Sie lebte erst ein zweites Leben, er bereits das dritte.
    »Ein viertes ist kaum möglich«, sagte Professor Sweschnikow, »außerdem ist nur noch wenig von dem Präparat da.«
    »Wir könnten die Epiphysen der Tiere benutzen, die die Injektion bekommen haben«, sagte Agapkin.
    »Das sind auch nicht sehr viele.«
    »Ich verstehe Sie nicht – warum versuchen Sie nicht, die Quelle ausfindig zu machen, die Herkunft des Parasiten zu ergründen?«
    »Das ist unmöglich.«
    »Warum?«
    »Weil die Hüte von Madame Cottie zu beliebt sind.«
    Agapkin erstarrte mit offenem Mund. Der Professor lächelte und schüttelte den Kopf.
    »Fjodor, für einen Wissenschaftler sind Sie zu nervös, zu ernst und zu ungeduldig. Ich habe Ihnen ein Rätsel aufgegeben, versuchen Sie es zu lösen.«
    »Madame Cottie«, murmelte Agapkin, »das Haus gegenüber.«
    »Gut.« Der Professor nickte beifällig.
    »Und welche Rolle spielt die Beliebtheit ihrer Hüte?« Agapkin verzog das Gesicht. »Michail Wladimirowitsch, ich bitte Sie, ich bin kein kleiner Junge, ich mag keine Rätsel.«
    »Ich gebe Ihnen noch einen Hinweis. Ein Wort, genauer, einen Namen. Hassan. Also wirklich, was haben Sie nur? Sie schauen ja genauso wehmütig drein wie Grigori. Na schön, ich will Sie nicht länger quälen. Hassan ist ein Junge, der Sohn des Hauswarts. Er bringt mir manchmal Ratten, ich zahle ihm fünf Kopeken pro Stück. Früher habe ich mich nicht dafür interessiert, woher er sie nahm. Nach der Geschichte mit Grigori habe ich ihn danach gefragt und Folgendes erfahren: Die Ratten sind aus dem Keller des Hauses gegenüber. Die Spenderratte, der ich die Epiphyse entnommen habe, stammte von dort. Ich habe mir die Mühe gemacht und bin mit Hassan zusammen in den Keller gegangen. Aber dort waren keine Ratten mehr. Der Keller war leer und sauber. Säcke mit Kalk und

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